Vampirkind Yara

Kapitel 197: Die tiefe Wut

• Vittorius •

Zufrieden genieße ich es, wie meine Frau seelenruhig in meiner Umarmung schläft. Es tut mir beinahe weh, sie nun vorsichtig abzulegen und verschwinden zu müssen. Aber die Pflicht ruft nun mal, besser gesagt Daryun und Taavi.

Im Regierungszimmer treffe ich auf Lucan und Isajah, beide tauschen sich gerade zu aktuellen Themen und Taktiken aus.

„Wisst ihr, wo Daryun und Taavi sind?", frage ich die Zwei. Im Schloss sind die beiden jedenfalls nicht.

„Im Quartier, Mikul spannt die Zwei gerade in seine Arbeit mit ein", antwortet Isajah ruhig.

Das hat Mikul schon immer gerne getan, die Zwei liefern auch wirklich gute Ergebnisse und auf Daryun und Taavi ist immer Verlass. Für Mikul ist es sehr praktisch, dass meine Vampirsöhne momentan allesamt hier sind. Aber Jungvampire im Königshause hat man nun mal nicht alle Tage.

Kurzerhand danke ich Isajah und verschwinde ins Quartier. Dort angekommen erblicke ich Daryun vertieft in einen Lagebericht und Taavi nachdenklich über der großen Karte.

„Lässt du uns kurz allein, Mikul?", frage ich ihn eher rhetorisch. Und so verlässt er ohne wenn und aber den Raum. Würden nur alle aus meiner Vampirfamilie so gehorchen wie Mikul.

Fragend schauen Daryun und Taavi mich an, offensichtlich denken sie sich aber bereits, was ich von den beiden möchte.

„Yara ist bei 20% angelangt. Taavi, ich möchte sie gerne mit der Wassermagie gegen dich antreten lassen. Und Daryun, dir würde ich gerne die Feuersynchronisation anvertrauen. Das Element haben wir aus Gründen bisher vernachlässigt, wie du dir vorstellen kannst", richte ich umgehend mein Befehl an die Zwei.

Nachdenklich sehen sie mich an. Daryun nickt langsam, aber er war noch nie sonderlich nachtragend. Vermutlich redet er nur aus Respekt zu Taavi nicht mit Yara. Die Zwei waren schon immer wie richtige Brüder, auch wenn sie 133 Vampirjahre trennen.

Taavi allerdings ist schon immer der gewesen, der einem krumme Sachen länger böse nimmt. Und Yara hat nun mal deutlich Taavis Grenzen überschritten, auch wenn das nicht völlig schlecht ist. Je nachdem von welcher Seite man das betrachtet.

„Mein König, bei allem Respekt, ich glaube nicht", beginnt Taavi seine Antwort. Streng schaue ich ihn an.

„Das ist ein Befehl. Du bist der Ältere, verhalte dich auch so", sage ich harsch und lasse keine Widerworte zu.

Selbst wenn ich ihm nicht in die Augen sehen würde, merkt man sofort, dass ihm das Übel aufstößt.

„Am Vormittag starten wir. Haltet euch bereit", verkünde ich und lasse die Zwei stehen.

Ein wenig spielt Thorne und mir der kleine Streit in die Karten. Wir wollen ihre halbdämonische Seite testen, wenn sie wütend wird oder gar mit etwas äußerst unangenehmem konfrontiert wird. Taavi wird unbewusst eine sehr passende Rolle spielen.

Ich hoffe, sie wird nicht nach Lucan in seiner Jungvampir Zeit kommen in der Sache mit der Wut. Aber ich glaube kaum, dass sie so dermaßen ausrasten wird.

Zurück im Regierungszimmer geselle ich mich zu Lucan und Isajah. Bis zu den ersten Sonnenstrahlen plaudern wir über mehr oder weniger geschäftliche Themen.

Schließlich nehme ich wahr, wie Yara allmählich munter wird und sich vorbereitet.

• Yara •

Heute wird ein richtig guter Tag, zumindest fühlt es sich so an.

Ich bin ziemlich früh wach heute und fühle mich bereits ausgeschlafen. Mein Körper trotzt nur so vor Energie und ich bin bereit für die heutige Einheit. Ob Thorne heute wieder mit mir in den Nahkampf geht? Das war wirklich großartig gestern!