Kapitel 174: Berichtserstattung

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• Lucan •

Thorne ist ein facettenreicher Vampir, wie ich finde. Einerseits hat er die Ausstrahlung von Vittorius selbst, immerhin sind sie ja auch im selben Alter und seine unglaublichen Fähigkeiten lassen sich erahnen. Andererseits ist er aber auch wie Yara und Mattheo. Dass sie die selbe Herkunft verbindet, ist nicht zu übersehen.

Ein wenig bin ich auf seine Verbindung zu den beiden eifersüchtig, muss ich gestehen. Sie werden sich auf eine Art und Weise verstehen, die ich niemals erreichen werde.

Zu Yara fühle ich mich wirklich sehr verbunden, so wie zu keinem anderen Vampirgeschwisterchen. Am liebsten würde ich noch mehr Zeit mit ihr verbringen und sie den ganzen Tag über ärgern. Viel besser noch, mit ihr zusammen nichts als Unfug anstellen und Vittorius in den Wahnsinn treiben.

Und Mattheo ... Er ist nun mein Schützling, natürlich möchte ich nur das Beste für ihn. Seine Art gefällt mir und kitzelt meine rebellische Ader. Nun Meister von so jemanden zu sein, der ist wie ich früher, empfinde ich als überaus herausfordernd. Wobei Mattheo und Yara Heilige sind gegen meine Ungehorsamkeiten damals.

Und doch ist Thorne den beiden auf eine andere Art und Weise näher.

Langsam geht Thorne auf den großen Kartentisch zu und mustert uns. Ich muss mich kurz zusammenreißen, um mit meinen Gedanken wieder voll bei der Sache zu sein.

„Jaron hatte eine Vision vom Angriff auf Aarus Landsitz. Kurz gesagt ist es ein reines Ablenkungsmanöver, um die fähigsten Krieger aus der Stadt von Vittorius zu locken", beginnt Thorne seine Ausführung. Kurz hält er inne um uns die Gelegenheit zu geben, darüber nachzudenken.

„Dann will er also die Stadt angreifen", schlussfolgert Sorin schnell.

„Wie kann er es wagen", wirft Daryun wütend ein. Natürlich denkt er neben der Stadt auch an seine Frau, die dann dem Angriff zum Opfer gefallen wäre.

Und nicht nur Derya, nein, auch Valerie wäre mehr oder weniger schutzlos gegen Aarus Armee oder Aaru selbst. Taavi wäre genau so aufgebracht.

Mattheo und Yara müssen vermutlich mitkommen und werden im Kriegszeltlager beschützt, schließlich brauchen die beiden Vittorius' und mein Blut. Zumindest wären die beiden sicher.

„Aber warum? Was hat er davon?", fragt Mattheo nun zaghaft nach.

„Nun, ich vermute er hegt einen Groll gegen Vittorius, mich oder andere bestimmte Vampire. Und wenn man jemanden leiden sehen möchte, fängt man nun mal bei der feindlichen Familie und seinem Hab und Gut an", erkläre ich bitter.

Ein Schauer überkommt mich bei dem Gedanken, wenn Jaron diese Vision nicht gehabt hätte. Dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass diese Situation eintritt äußerst hoch.

„Und der Fakt, dass Aaru hier einmarschiert wäre, ist nichtmal die Quintessenz des Ganzen", betont Thorne und lässt seinen Blick wieder über uns schweifen.

Ein wenig schockiert schauen wir ihn an. Was kommt denn noch?

„Jaron meinte, er hat den Dämonenkönig des Südens beschwören und zum Angriff benutzen können", sagt Thorne voller Ehrfurcht. Dass er so einen Respekt vor so einem Fakt hat, macht die Sache deutlich furchteinflößender.

„Kann Yara dass dann nicht auch?", fragt Mattheo.

„Wenn du auch nur daran denkst dem König diesen Vorschlag zu unterbreiten, wird er dich umbringen", meint Sorin nun belustigt.

Was ist nur mit Sorin los? Seit Yara Teil unserer Familie ist, beginnt er sich zu verändern.

„Ich frage ja auch Thorne und nicht Vittorius", kontert er elegant.

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