Kapitel 140: Trautes Heim

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• Yara •

So gut wie in dieser Nacht, habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Verwundert bemerke ich beim Aufwachen allerdings, dass ich nicht alleine in meinem Bett liege.

An meinem Rücken spüre ich Vittorius' warmen Körper und seine Arme umschlingen mich wie, als wäre ich das geliebte Kuscheltier aus Kindertagen.

Für einen mächtigen alten Vampir, der ja praktisch nicht mehr wirklich schlafen muss, sieht er aber ziemlich fest eingeschlafen aus. Schmunzelnd denke ich an das Gespräch zurück, in dem er genau das behauptet hat.

Eine Weile mustere ich seinen entspannten Gesichtsausdruck mit seinen geschlossenen Augenlidern. Ich kann einfach nicht anders.

„Lass deine Feinde denken du schläfst, und wenn sie dich im Schlaf ermorden wollen, ist der Überraschungsangriff auf deiner Seite", kommentiert Vittorius belustigt ohne jegliche Müdigkeit in seiner Stimme. In der nächsten Sekunde erwidert er völlig wach meinen Blick.

Natürlich, warum habe ich auch was anderes angenommen?

Ich tue so, als würde er mich nicht umklammern und versuche normal aufzustehen, um ins Bad zu verschwinden. Seine Arme hindern mich allerdings daran.

Anstatt etwas dazu zu sagen, lächelt Vittorius nur amüsiert vor sich hin und verstärkt seinen Griff um meinen Körper. Mit nun wieder geschlossenen Augen vergräbt er sein Gesicht in meinen Haaren und verharrt dann so.

Offensichtlich hat er mich mehr vermisst als ich ihn. Und ich habe meine Vampirfamilie wirklich schon enorm vermisst, Vittorius allen voran am Meisten!

Wieder stemme ich mich gegen seine stahlharten Arme, natürlich ohne jeglichen Erfolg.

„Yara, du zerstörst den Moment", wirft er mir amüsiert vor.

„Wenn es euch nicht gefallen würde, würdet ihr nicht grinsen", erwidere ich mit einem Lachen.

Über meine forsche Art ist er einen Moment lang verwundert. Schnell fängt er sich aber wieder.

„So spricht man doch nicht mit einem König", sagt er schließlich belustigt.

„Normalerweise liegt der König auch nicht in fremden Betten und umarmt fremde Frauen", entgegne ich gespielt schockiert.

„Genau genommen ist es mein Bett, der Auftrag dafür stammt aus meinen finanziellen Mitteln. Und du bist mein neuester Vampirschützling, ich wäre ein richtiger Rabenmeister, wärst du mir fremd", widerlegt er elegant meine Behauptung.

Sprachlos denke ich angestrengt darüber nach, was ich dagegen einwenden könnte. Blöderweise hat er völlig recht damit und mir fällt absolut nichts ein. Ich brauch ihn nicht einmal anzusehen um zu wissen, dass er gerade einen selbstgefälligen Gesichtsausdruck hat.

„Außerdem wurdest du mir ganze zwei Monate weggenommen, da muss ich unsere Verbindung doch wieder ein wenig stärken", raunt er mir ins Ohr und zieht mich noch ein Stück fester an sich.

Was soll ich gegen dieses liebevolle Totschlag Argument noch sagen?

„Ich hoffe, Aaru hat dich wenigstens in einem richtigen Bett schlafen lassen?", wechselt Vittorius nun geschickt das Thema.

Aha, daher weht der Wind also. Ich habe so die Vermutung, dass ich erst aufstehen werde, wenn ich dem König alle Details meiner Entführung offenbart habe.

„Ja, ein vernünftiges Bett befand sich in meinem Gemach", erwidere ich unliebsam.

Wenn ich so an Aaru zurück denke, kriege ich das tiefe Bedürfnis ihn zu häuten oder ihm noch wesentlich schlimmere Dinge anzutun.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt