Kapitel 80: Ein wenig Ruhe

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• Mattheo •

In kleinen Bächlein strömt mir der Schweiß von der Stirn. Seit 45 Minuten laufe ich ohne Sinn und Verstand quer durch die Straßen und den angrenzenden Stadtwald. Die einsamen Leutchen, an denen ich vorbeisprinte denken auch ich habe sie nicht mehr alle.

Ich fasse es echt nicht!

Meine beste Freundin Yara ist offensichtlich Opfer einer Gewalttat oder so etwas geworden und die Polizei stellt die Suche einfach ein?

Willkommen in Deutschland.

Wütend versuche ich zum x-ten mal die Lautstärke meiner Playlist auf vollen Anschlag zu drehen. Achja, ich höre ja die ganze Zeit schon mit voller Lautstärke.

Nach einigen weiteren Blocks stehe ich vor der Wohnungstür von Yara. Auf ihre edle Wohnung in dem Neubau hier bin ich schon die ganze Zeit neidisch.

Aus Gewohnheit ziehe ich den Zweitschlüssel aus der Tasche und schlüpfe in die kalte dunkle Wohnung. Wir haben uns für den Fall der Fälle mal unsere Ersatzschlüssel gegeben.

Routiniert schalte ich das Licht ein und schaue mir wie in den letzten Wochen auch immer wieder die Räume an.

Hinweise! Irgendwo muss es einfach noch Hinweise geben!

Wie von einer Biene gestochen suche ich wieder einmal die ganze Wohnung ab.

Nichts.

Träge sinke ich auf Yaras bequeme Couch. Bilder, wie wir beide hier sitzen und sie ihre Salami Pizza verdrückt kommen mir in den Sinn. Das entspannte Gelächter und die angeregten Unterhaltungen über Serien und einige anderen Themen liegen förmlich im Raum.

Yara verdammt, wo bist du nur?

• Vittorius •

Ungläubig durchbohrt mein Blick den armen Roan, dabei macht er nur seine Arbeit.

„Und es besteht kein Zweifel?", fragt Jaron angespannt nach.

„Nein. Ich fürchte die Beweise sind eindeutig", bestätigt Roan sein Bericht.

Roan hat herausgefunden, dass die Menschen in dem Dorf schon seit einigen Jahren mit Aaru in Verbindung stehen. Sorgfältig plant er jeden Schritt und jedes Detail. Und offensichtlich ist er uns ein paar Schritte voraus.

Einzig warum der Schattendämon dort zurück gelassen wurde ist ungeklärt.

„Wie um alles in der Welt konnte das keinem auffallen?", sage ich völlig verärgert in die Runde.

„Interessant wäre, wie viele abtrünnige Dörfer es wohl noch gibt", meldet sich Daryun zu Wort, der gerade zur Tür reinkommt.

Angespannt schaue ich auf die große Karte unserer gesamten Ländereien. Ich habe sie extra von Mikul anfertigen lassen.

„Roan, Mikul, ich möchte dass eure Soldaten die Dörfer in den Gegenden nach Hinweisen auf Verrat durchsuchen. Es wird einige Wochen dauern, aber wir benötigen dringend Gewissheit", befehlige ich meine Spezialeinheiten.

Jetzt wo Yaras Brüder da sind, wird immer einer für sie Zeit haben und auf sie Acht geben können. Zu meinem Schrecken muss ich mir auch eingestehen, dass sie gar nicht so wehrlos ist, wie ich es gerne hätte. Einerseits ist die Selbstständigkeit Gold wert, andererseits steigt die Gefahr dadurch umso mehr. Valerie und Derya bleiben einfach brav genau da wo sie sicher sind. Yara ist es anscheinend nicht gewohnt, dass andere für ihr Wohlergehen sorgen. Jedenfalls kann ich die Einheiten ruhigen Gewissens dafür abstellen.

In einigen Jahrzehnten oder Jahrhunderten belächle ich die heutige Situation sicherlich.

• Yara •

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt