Vampirkind Yara

Kapitel 176: Die ersten Probleme

• Vittorius •

Voller Erwartung sehe ich Yara dabei zu, wie sie ihren neuen Dämonenkreislauf erforscht.

Die Ausstrahlung dieser enormen wilden Macht ist kaum zu übersehen. Und es schwingt eine erschreckende Aggressivität darin mit. Einmal liegt die Erhabenheit der Dunkelheit deutlich in der Luft um sie herum und dann formen sich auch noch leichte schwarze Wolken in den Strömen ihrer kontrollierten Luft.

Die Synchronisation scheint erstaunlich einfach und erschreckend gut zu funktionieren. Allerdings bemerke ich ebenfalls, wie sich Ihre Wahrnehmung deutlich verändert.

Ihre Aufmerksamkeit wird deutlich geschmälert durch die vielen neuen und erweiterten Sinneseindrücke. Einerseits ist dies die Grundlage für eine ganz neue Art der Macht. Andererseits besteht die Gefahr, dass sie sich schnell in den Reizen verliert und die Kontrolle darüber verliert.

Ich bin äußerst Stolz auf sie, dass sie genau dieses Problem sofort erkennt und akribisch darauf achtet, die Kontrolle über Element- und Dunkelmagie zu behalten.

Sorin wirft mir einen vielsagenden Blick zu, auch ihm ist keinesfalls entgangen, was sich vor unseren Augen abspielt. Im Fall der Fälle wird Sorin mit eingreifen müssen und die außer Kontrolle geratenen Elementbahnen stoppen, während ich Yara retten muss.

Ich hoffe inständig, dass es nicht soweit kommt!

Elegant lenken sich die Luftströme nun zu ihrem Körper und ebnen die Flugbahn. Schwungvoll schnellt sie in die Höhe.

Mit offener Kinnlade starren Sorin und ich dem Sprung hinterher.

• Yara •

Die erweiterte Wahrnehmung prasselt während des Sprungs in die Höhe regelrecht auf mich ein. Die schnellen Luftströme, die sich bilden und mir weichen, die Geräusche die dabei entstehen, der anerkennende Laut von Vittorius, der erstaunte Ausruf von Sorin, selbst das Meer ist absolut laut. Kann das alles nicht mal ein bisschen leiser sein?

Ich bin so beschäftigt damit alles wahrzunehmen, dass ich erst ziemlich hoch in der Luft bemerke, dass die Spitze des Berges, auf der ich landen soll, gute 15-20 Meter unter mir ist. Voller Anstrengung konzentriere ich mich nun darauf, die Flugbahn auf den Landeplatz anzupassen.

Wenig später stehe ich mit beiden Füßen fest auf dem höchsten Punkt der Schlucht und schaue runter in die erstaunten Gesichter.

Ehrlich gesagt bin ich absolut schockiert darüber und es erschreckt mich sehr, wie ich mich mit nur 5% Dunkelmagie Kanalisierung derart verschätzen konnte. Ich bin nicht einfach nur zwei drei Meter zu hoch gesprungen, nein, ich bin praktisch sechs Stockwerke eines Hauses an meinem Ziel vorbei geprescht!

Schlagartig wird mir die neue Wildheit der Dunkelmagie bewusst. Die Intensität ist so massiv, dass mir keine präzise Einschätzung meiner Fähigkeit gelingt. Da wird eine große Menge Arbeit auf mich zukommen!

Mit einem Satz landet Vittorius elegant neben mir und auch Sorin steht kurz darauf bei uns.

Ja, natürlich können die beiden mit ihrer Luftmagie diese Höhe mit Leichtigkeit überwinden. Wie konnte ich auch nur etwas anderes annehmen.

„Das war absolut eindrucksvoll, aber du hast keine wirkliche Kontrolle über die Dunkelmagie. Das musst du dringend trainieren", meldet sich Sorin im Analyse Modus.

Ach, also so weit war ich auch schon in meinen Gedanken!

„Kannst du deine Muskelkraft immer noch damit verstärken?", fragt Vittorius neugierig.

Allmählich fühle ich mich wirklich wie ein Versuchskaninchen. Aber jetzt wo er fragt, interessiert mich das auch.

„Ich probiere das einfach jetzt aus", sage ich mit einem Lächeln.