Kapitel 164: Die Ruhe vor dem Sturm

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• Vittorius •

So getrieben und voller Sorge habe ich mich praktisch noch nie gefühlt. Bei Amelia wusste ich seinerzeit nicht, dass es der letzte Morgen werden würde, an dem ich sie sehe.

Aber bei Yara ...

Die Prognose der Zukunftsvision lässt mich bis tief ins Knochenmark erschaudern. So wie das klingt, würde sie nicht einmal mehr ihren ersten Vampirgeburtstag erleben. Oder ihn bei Aaru feiern müssen.

Auf keinen Fall werde ich das zulassen!

„Ich habe noch einige Angelegenheiten zu erledigen und für heute Nachmittag muss ich eine weitere Besprechung einräumen. Bitte bleib auf dem Schlossgelände und pass auf, dass dir nichts passiert. Thorne ist natürlich an deiner Seite", sage ich schließlich entschieden zu Yara.

In einer tiefen Umarmung ziehe ich ihren wohlriechenden Geruch tief in meine Lungenflügel ein.

Allein der Gedanke, sie plötzlich nicht mehr in meinen Armen zu wissen, bringt mich um den Verstand!

Ein wenig belustigt es mich, in meinem Alter noch so hoffnungslos verliebt zu sein.

• Yara •

Widerwillig löst Vittorius seine Umarmung und erhebt sich allmählich. Kurzerhand verabschieden wir uns mit einem innigen Kuss und ich gehe anschließend in den Wohnbereich. Thorne und Mattheo sitzen entspannt auf dem Sofa und reden über alte Welt Themen.

„Guten Morgen, oder besser gesagt guten Mittag", wirft Thorne mir belustigt an den Kopf.

Lächelnd setze ich mich zu den beiden.

„Also schieß los, was ist passiert?", möchte Thorne nun voller Neugierde wissen. Auch Mattheo sieht mich mit leuchtenden Augen an.

„Können wir vielleicht über ein anderes Thema reden? Ich habe für heute definitiv genug darüber gesprochen", sage ich mit einem entschuldigenden Lächeln. Hoffentlich fliegt das nicht sofort auf.

Mattheo schaut ein wenig enttäuscht, fasst sich aber direkt wieder. Und Thorne ... sieht mich ausdruckslos an. Ich gebe wirklich alles, um mich nicht irgendwie verdächtig zu verhalten. Ich habe so die Vorahnung, dass Thorne mich durchschaut, aber er hält sich zu meinem Erstaunen zurück. Was auch immer ihm auffällt an meinem Verhalten, beunruhigt ihn zum Glück nicht gleich dermaßen, dass er sonst was unternimmt.

Eine sofortige Notfallbesprechung mit Vittorius ist das Letzte was ich gerade brauche. Aber soweit kommt es zum Glück gerade nicht.

„Wie wäre es mit einer Wasserschlacht? Meine letzte mit Daryun gegen Taavi war eher ziemlich unfair", schlage ich Mattheo grinsend vor. Es ist die perfekte Ablenkung und natürlich habe ich auch enorm Lust darauf. Und jetzt wo Jaron uns nicht verpfeifen kann ...

Natürlich springt Mattheo sofort darauf an. Auf meinen besten Freund ist eben Verlass!

„Ich mach dich fertig, du wirst schon sehen!", behauptet Mattheo siegessicher.

Thorne fängt an zu lachen.

„Was ist so lustig daran?", möchte Mattheo wissen.

„Ach nichts. Ich bin gespannt, wer weiter in seiner Wassermagie ist", meint Thorne belustigt.

Voller Tatendrang springt Mattheo auf und rennt zum großen Balkon. An der Brüstung wartet er allerdings und sieht in die Tiefe.

„Immer noch Probleme mit der Luft?", frage ich und lege meine Hand behutsam auf seine Schulter. Sanft lächle ich ihm zu, in seinem Blick sehe ich tiefe Wertschätzung für mein Verständnis ihm gegenüber.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt