Kapitel 150: Die Sache mit der Liebe

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• Vittorius •

Auf so vielen Ebenen verstehe ich mich gerade wortlos mit Yara. Ich spüre tiefste Zuneigung, nicht einmal Amelia gegenüber war ich seinerzeit derart vertraut. Dabei kenne ich Yara noch gar nicht so lange und weiß noch längst nicht alles über sie. Aber es ist einfach unsere Wellenlänge, die komplett Synchron läuft. Eine besondere Art und Weise der Beziehungsebene.

Und es ist nicht so eine Beziehungsebene, in der man jede Nacht hemmungslos Dinge miteinander anstellt.

Nein.

Es ist eine Ebene, in der sie ist wie ich, und ich bin wie sie. Wie ein Stück meiner selbst, dass mir schon immer gefehlt hat. Ich möchte ihr nicht bloß Nahe sein oder nur ihren Körper spüren.

Ich möchte mit ihr Leben. Ihr die Welt zeigen und sie ihr zu Füßen legen. Sie und ihre Interessen viel intensiver kennenlernen und ihr zeigen, was für mich das Leben lebenswert macht.

„Seid Ihr sicher, dass wir das hier tun sollen?", fragt sie nach einigen Momenten des Schweigens. Das Problem an unserer Beziehung ist ihr genau so bewusst wie mir.

Würde ich sie offiziell zu meiner Frau nehmen, hätte ich dann halt einfach eine Gefährtin an meiner Seite. Die Vampirgesellschaft und das Volk würde das kommentarlos so hinnehmen. Es würde sich aber einiges ändern, vorallem in der zwischenvampirischen Beziehung. Und sie würde meine Königin sein müssen.

Ob sie dafür bereit wäre, vermag ich nicht zu sagen.

„Willst du es denn nicht tun?", frage ich amüsiert. Mit ihren tiefroten Augen schaut sie von meiner Brust hoch und unsere Blicke treffen sich.

„Nun, ich vermute eine Beziehung führen zu wollen, ist wohl das geringste Problem", erklärt sie lächelnd.

„Siehst du etwa ein Problem darin, eine Beziehung mit mir führen zu wollen?", antworte ich belustigt auf ihre Bemerkung.

„Na Ihr habt ein deutliches Herrschafts- und Dominanzproblem", degradiert sie spielerisch meine besten Eigenschaften.

Von einem Weichei lässt sich ein Volk nun mal nicht regieren.

„Deiner Reaktion nach zu urteilen, habe ich da jetzt kein Problem bei dir damit gesehen", merke ich mit einem fiesen Grinsen an.

Zunehmend erstaunt es mich, wie sie mir auf der Beziehungsebene derart Nahe ist und trotzdem eine Distanz zwischen Meister und Schützling Aufrecht erhält.

Ein wohliges Gefühl durchströmt meine Brust, bei dem Gedanken so eine Beziehung führen zu können und keine Probleme auf der Autoritätsebene zu bekommen. Und genau das wäre der komplizierte Part an der Beziehung.

Anstatt zu antworten schüttelt sie grinsend den Kopf.

„Genau das meine ich", setzt sie dann doch nach.

Zärtlich streiche ich über ihre Wange und drücke ihren Kopf anschließend auf meine Brust.

„Es wäre sicherlich nicht das vernünftigste, was wir tun würden, aber keiner würde meine Entscheidung in Frage stellen und weiterhin den nötigen Respekt zollen", erkläre ich vorsichtig.

„Was würde sich ändern?", fragt sie neugierig.

Verdammt, warum denkt sie über genau die Dinge nach, über die sie besser nicht nachdenken sollte?

„Dein leiblicher Schutz ist eh schon immens hoch, das würde vermutlich gleich bleiben. Ich will dann allerdings immer genau wissen wo du bist und was du machst, damit ich dich im Notfall holen kommen kann. Als frischer Schützling bist du schon ein begehrtes Ziel bei meinen Feinden, aber als meine Frau steigt deren Interesse dich auszuschalten oder zu verschleppen enorm in die Höhe. Für deine Vampirbrüder würde sich vermutlich nichts ändern, sie würden eventuell ein wenig mehr auf dich Acht geben als ohnehin schon. Irgendwie müssen wir auch eine Taktik finden, unsere Beziehung von der Meister-Schützling-Ebene fern zu halten. Oh und du ziehst zurück in mein Schlafgemach", erläutere ich lachend.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt