Nefer ist vermutlich das altägyptisch magische Wort für vollkommen oder perfekt
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Toths Pov:
Der Anblick des einstmals so vertrauten königlichen Palastes in der Duat ließ mich schlussendlich im Gehen innehalten. Er unterschied sich deutlich von dem majestätischen Bauwerk in Theben, das mich als Jisung so sehr in Staunen und Ehrfurcht versetzt hatte. Doch dieser helle, hoch aufragende Palast barg so viel mehr Erinnerungen, so viel mehr Leben und ein wahres Zuhause für mich. Hierhin gehörte ich tatsächlich.
Allgemein nahm ich meine Umgebung, die unsterblichen Seelen um mich herum und meine eigene Existenz als Gott nun anders wahr. Vor meinem Leben als Jisung hatte es Momente gegeben, in denen ich die Menschen im Diesseits beobachtete und mir ausmalte, wie es wohl sein musste, nur eine so kurze Lebensspanne zu besitzen. Als junger Gott war es mir durchaus unterhaltsam erschienen, auf der Erde zwischen den Menschen zu wandeln, ihre Eigenarten und ihre Gepflogenheiten zu studieren. Doch jetzt das Bewusstsein zu besitzen, es selbst erlebt zu haben, war nicht annähernd mit den flüchtigen Beobachtungen und rasch gezogenen Rückschlüssen zu vergleichen. Da meine damaligen Erkenntnisse bestenfalls aus einem Gefühl der Empathie entstanden waren, hatte ich kaum erfasst, welche Sorgen und Ängste eine so kurze und ungewisse Lebenszeit bedeutete. Mittlerweile betrachtete ich kein Leben – weder irdisch noch unsterblich – mehr mit einer so distanzierten Selbstverständlichkeit.
„Du spürst es nun auch anders, habe ich recht?", fragte der dunkelhaarige Gott an meiner Seite, während er meine Hand fester umschloss. Durch seine vertraute Berührung fasste ich neuen Mut und schritt erhobenen Hauptes auf den Eingang des Palastes zu. Mit Horus dicht an meiner Seite erlaubte ich meiner Magie, sich zu entfalten und die Kraft dieses Ortes in sich willkommen zu heißen.
Als ich mich zu ihm wandte, begegneten mir sofort seine leuchtenden Augen. „Ich spüre es", bestätigte ich meinem Geliebten. „Es ist nun ein Gefühl des höheren Bewusstseins und der Demut."
Horus schien genau zu verstehen, was ich meinte. „Dasselbe Gefühl überkam mich nach meiner Rückkehr", offenbarte er und öffnete mit einem Wink die Tore zu unserem Palast. „Es ist für uns beide eine schicksalhafte Heimkehr. Eine weitere Lektion, die es zu lernen galt."
Ich nickte langsam, während ich unter dem Tor aus reinem Gold hindurchtrat und mich aus Gewohnheit sofort nach links wandte, um den östlichen Palastflügel zu betreten, wo ich mir meine Gemächer mit Horus teilte. Mit einem wissenden Schmunzeln folgte mir der Himmelsgott durch die warm beleuchteten Gänge und ließ mir den Vortritt, als ich die Tür zu unseren gemeinsamen Räumlichkeiten öffnete. Das riesige Gemach, das zum Vorschein kam, sah noch immer so aus, wie ich es in meiner Erinnerung abgespeichert hatte. Es war auf einer der Längsseiten komplett offen gestaltet und war dort von einem Balkon umsäumt, sodass man jederzeit den freien Himmel sehen konnte, egal ob bei Tag oder Nacht. Auch die Einrichtung hatte sich kaum verändert.
Allerdings war es nicht der vertraute Ausblick oder der unveränderte Zustand des Raumes, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog, sondern ein junger Mann mit gewellten braunen Haaren. Dieser legte gerade eine wertvolle Pergamentrolle zurück in das dafür vorgesehene Fach und wandte sich jetzt mit einem für ihn so typisch sanften Lächeln zu uns um. Als er meiner ansichtig wurde, leuchteten seine Augen so glücklich und hell auf, als wären sie tatsächlich von der Sonne geküsst.
„Jisung!", rief der Braunhaarige und lief, so schnell es ihm die im Weg stehenden Möbel erlaubten, auf mich zu, nur um dann in meine weit geöffneten Arme zu fallen und sich an mich zu schmiegen. „Du bist endlich zurück, Jisung." Minho – ich meine natürlich Horus – hat mir schon alles erklärt und trotzdem konnte ich es nicht ganz glauben... bis jetzt."

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God-king of Egypt | Minsung
FanfictionWenn Jisung in seinem Leben eines gelernt hat, dann dass Aufgeben nie eine Option ist. Doch was passiert, wenn er in eine Welt gestoßen wird, die seine Prinzipien und Werte nicht anerkennt? Wenn sie diese mit ihren eigenen Gesetzen und Regeln übersc...