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POV: LEONARDO

>>Ja, ich weiß<<, erwidere ich und trinke einen Schluck. >>Deine Tochter ist echt nicht zu halten, wenn sie was will. Und sie wollte weg. Also ging sie. Und ich war nicht ihr verfickter Bodyguard.<<
>>Von wem auch immer. Macht das untereinander aus. Ich will die Anteile, die mir zustehen. Einen Ausgleich!<< donnert Diego.

Ich beuge mich über den Tisch in seine Richtung. >>Sie ist und war nie meine Frau. Sie war oder ist Sancho Estebans Frau. Also musst du deinen Ausgleich mit ihm aushandeln. Nicht mit mir und auch nicht wir untereinander. Zu dem Zeitpunkt, als Selina weggelaufen ist, war sie nicht meine Frau. Sie hat nicht mir gehört, sondern dir. Somit ist sie dein Problem und nicht meins. Das war sie nie und das wird sie nie sein.<<

Ich lehne mich wieder zurück. Dieses kleine Frettchen. >>Ihr habt sie verloren, ihr habt sie geklaut. Mir ist scheißegal, von wem ich was bekomme, aber ich will etwas<<, presst das Frettchen hervor. >>Du frisst gleich 'ne Kugel!<<, blafft Santiago Esteban und schnieft laut.

Er hat wohl die Nase voll, im wahrsten Sinne des Wortes. >>Kein Ausgleich. Kein Deal<< erhebt mein Vater nach einiger Zeit das erste Mal seine Stimme. Diego schnaubt hart und visiert jetzt meinen Vater an, als hätte er jetzt erst mitbekommen, dass er auch am Tisch sitzt. >>Wir wollen wieder die gleichen Konditionen, die wir mal hatten!<< Enrico hebt eine Augenbraue.

Weil wir gerade mit den Kubanern größere Geschäfte machen, eigentlich schon seit Jahren. Mein Vater ist eine Mischung aus total angepisst und total gelangweilt. >>Wir denken darüber nach.<< Darüber wird er weder nachdenken noch diskutieren.

Er sieht wieder weg von Diego. Pablo wirkt, als hätte er langsam echt die Nase voll von dieser Selina. Die ist aber auch hartnäckig. Sogar im Tod macht sie noch Ärger.
>>Du denkst auch, du bist der König der Welt, de Luce, oder?<<, fragt Diego meinen Vater und ich ziehe die Augenbrauen hoch, genau wie die de Luce und Marinos.

Wir sind eine Reihe aus gehobenen Augenbrauen. Ich sehe ihn an, als hätte ich mich verhört, weil niemand so mit meinem Vater spricht, nicht mal ich. Nicht mal dein Vater der Bastard, Niemand. Ich glaube, er wird sterben. >>Du und deine ganze Familie, wie ihr da so sitzt, einträchtig und als würde euch die Welt gehören ...<< Mein Vater lächelt kühl.

>>So schade<<, sagt er nur. >>Was willst du denn machen, Carlos, Wenn ich will, dann gehe ich und ficke all eure Frauen,Töchter. Und Schwiegertöchter << Jetzt werden Augen geweitet und einige erstarren völlig. Sebastian ist kurz davor aufzuspringen, genau wie meine andere Onkels, Ich lege meinem Onkel eine Hand auf die Schulter, damit er nicht ausflippt, und richte mich auf.
>>Okay, das reicht<<,

bestimme ich leise, weil es nicht gestattet ist, Frauen und Kinder mit reinzuziehen. Das ist ein unausgesprochenes Verbot. Ich ziehe meine Waffe. >>Das war nicht nett, Diego<<, sagt Adamo, während ich meine Waffe entsichere. >>Was. Willst. Du? Willst du mich jetzt erschießen?<<, stößt Diego spöttisch zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

Sein Schwager nebenan blickt abfällig zu ihm rüber, als würde er sich fragen, wie zum Teufel es sein kann, dass sie das gleiche Blut teilen. Obwohl sie nicht mal das gleiche Blut teilen. Er beruhigt ihn aber auch nicht. Ich hebe meine Waffe und rege mich sonst nicht großartig, als ich auf Diegos Kopf ziele. Ein paar Blicke schießen zu meinem Vater, der mit seinem Kugelschreiber spielt und ansonsten unbeteiligt bleibt.

In Diegos Augen zuckt Unglaube, und noch, bevor er betteln kann, was er sicherlich getan hätte, und noch, bevor seine Bodyguards reagieren können, drücke ich ab. Der laute Knall zerreißt die kurz zuvor erfolgte Stille. Diegos Blut spritzt auf seinen Bodyguard und an die Wand hinter ihn, als die Kugel sich durch seinen Kopf bohrt und hinten wieder rausschießt.

Señora De Luce. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt