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POV : LEANNA

Als ich ihn an mich zog, spürte ich seine Stille. Kein Wort wurde gesprochen, keine Träne vergossen, doch seine stumme Verzweiflung war greifbar. >>Du hättest mit mir darüber sprechen sollen. Ich hätte dich verstanden<< flüsterte ich sanft. Er erhob sich langsam, seine Augen verrieten einen Schmerz, den er kaum zu ertragen schien. >>Das hättest du nicht. Du bist nicht in meiner Lage. Und das sollst du auch nicht sein<< entgegnete er leise, doch seine Worte trafen mich wie ein Schlag.

Ich hielt seinen Blick fest, der von unausgesprochenen Leiden geprägt war. >>Aber ich bin deine Ehefrau. Und reden gehört nun mal in einer Beziehung dazu. Du sagst zu mir, ich solle immer mit dir reden. Aber du verschließt dich in dir selbst <<
fuhr ich fort, meine Stimme bestimmt, doch von einem Hauch von Verzweiflung durchzogen. Es war schwer zu ertragen, ihn so zu sehen, in seinen eigenen inneren Kämpfen gefangen, ohne sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen.

>>Komm, steh auf. Du musst aus diesem Zimmer raus<< sagte ich bestimmt und erhob mich vom Sofa. Doch anstatt dass er dieses Mal meiner Anweisung folgte, übernahm er erneut die Führung in unserer Beziehung.

>>Was hältst du davon, wenn wir uns ins Schlafzimmer zurückziehen?<< schlug er vor und zog mich an der Hüfte zu sich heran. Kaum hatte er seinen altes ich wieder gefunden, drehte sich seine Gedanken nur um das Eine. >>Nein. Wir gehen raus oder wir kochen etwas zusammen<< erwiderte ich entschieden, doch seine Miene verfinsterte sich. >>Ai dios<< murmelte er unzufrieden.

>> gehen wir raus ?<<, fragte ich, obwohl ich wusste, dass es eine schlechte Idee war. Es war ein Fehler, zu sagen, dass wir rausgehen sollten. Nicht, dass das schöne Frühlingswetter das Problem war, sondern eher seine Laune und sein oft ungeduldiges Verhalten.

>> No, keine gute Idee. Den dann regst du dich wieder über andere Leute auf. Wir gehen in die Küche<< entschied ich und zog ihn mit mir dorthin, bevor er die Chance hatte, weiter zu protestieren.

>>Das letzte Mal, als wir zusammen in der Küche waren, war vor fast zwei Jahren, vor unserer Verlobung,<< sagte ich, während wir die Küche betraten.
Er kam grinsend auf mich zu, legte seine Hände um meine Hüfte und hob mich spielerisch auf die Arbeitsfläche.

>>Du hattest damals Glück, dass die anderen hier waren und dass du noch nicht meine Frau warst, denn dann wäre es anders...,<< begann er, brach aber ab und führte stattdessen seine Lippen zu meinen.

Ein Hauch von Nostalgie durchströmte den Raum, als ich an jenen besonderen Moment zurückdachte. Unsere gemeinsame Zeit in der Küche war immer mit Verbundenheit geprägt gewesen. Doch jetzt, da wir verheiratet waren, fühlte sich alles irgendwie anders an.

>>damals hast du gesehen, wie ich diesen Teig geknetet habe, und du hast dir vorgestellt, du wärst in meinen Händen. Nun ja, deine Massage hast du in Kuba bekommen<<  sagte er, während er sich meinen Hals hinab küsste. Ich hätte gerne geantwortet, aber er hatte recht. Damals hatte ich wirklich daran gedacht, seine Hände auf meinem Körper zu spüren.

>>Du hast mich davon abgehalten, als ich mit meiner Hand zwischen deine Beine wollte. Das ist heute anders<< sprach er und ließ seine rechte Hand genau wie damals meinen Oberschenkel hinaufwandern.

>>Das ist keine gute Idee<< flüsterte ich, aber er ließ sich nicht davon abhalten. Er küsste meinen Hals und zog mich noch enger an sich, brachte mich fast um den Verstand.

>>Was ist, wenn jemand kom<<  wollte ich einwenden, aber ich stoppte abrupt und wandte den Kopf zur Tür.

Als ich das sah, stockte ich in meinem Satz. Ein eisiger Schauer durchfuhr mich, und meine Muskeln verkrampften sich vor Angst. Mein Herz begann wild zu pochen, und meine Atmung wurde flach und hastig. Ich klammerte mich fest an Leonardos Hemd, meine Finger krallten sich regelrecht darin fest.

Señora De Luce. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt