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POV : LEANNA

6 Monate später

Ich stand in meiner Firma, umgeben von meinen Modellen und Designs. In den letzten sechs Monaten war so viel geschehen. Ich hatte vier neue Kollektionen herausgebracht, meine Firma und meinen Namen vergrößert. Ich hatte an Wettbewerben teilgenommen und natürlich gewonnen. Mein Leben hatte sich komplett auf meine Arbeit konzentriert, denn nur so konnte ich meinen Verlust verarbeiten.

Die Tage waren lang und die Nächte noch länger gewesen. Doch jeder Schritt, den ich in meiner Karriere gemacht hatte, war ein Schritt weg von der Vergangenheit, ein Schritt Richtung Zukunft. Meine Arbeit hatte mir einen Ausweg geboten, eine Möglichkeit, mich abzulenken und meine Gedanken zu fokussieren.

Ich hatte Stunden damit verbracht, in meinem Atelier zu arbeiten, mich in die Welt der Stoffe, Schnitte und Designs zu vertiefen. Jedes Detail hatte meine volle Aufmerksamkeit erhalten, denn in der Kunst fand ich Trost, Ausdruck und Freiheit.

Es gab Momente, in denen die Erinnerungen mich überwältigten, in denen der Schmerz so stark war, dass ich kaum atmen konnte. Doch ich ließ mich nicht davon unterkriegen. Ich kämpfte jeden Tag gegen die Dämonen meiner Vergangenheit an, und meine Arbeit war meine Waffe, mein Schild und mein Heilmittel zugleich.

Jetzt, wo ich hier stand und auf all meine Errungenschaften blickte, spürte ich eine gewisse Genugtuung. Ich hatte meinen Weg gefunden, meinen Platz in der Welt gefunden. Und auch wenn die Narben meiner Vergangenheit noch schmerzten, so wusste ich doch, dass ich stärker geworden war. Stärker und entschlossener denn je, mein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und mein Leben zu gestalten, so wie ich es wollte.

Nicht nur in meiner Arbeit ist viel passiert, sondern auch zuhause. Alicia ist immer noch nicht zurück, und jedes Mal, wenn ich an sie denke, schmerzt mein Herz. Ich vermisse sie und wünschte, sie wäre hier. Diesen Sommer sollte ihre Hochzeit sein, und ich starrte auf ihr Hochzeitskleid, das ich in den letzten Monaten erschaffen habe. Mein Bruder ist immer noch am Boden zerstört und weiß nicht, was er noch tun soll.

Leonardo ist kaum zuhause. Tage- und sogar wochenlang ist er weg, und wenn er mal da ist, vergräbt er sich in seinem Büro und arbeitet. In letzter Zeit trinkt er ziemlich viel, und wir streiten uns oft sei es über Arbeit, Gesundheit, Zukunft, Familie, Probleme oder Geschäfte. Selbst der Sex ist langweilig geworden. Er ist nicht mehr er selbst, und ich habe das Gefühl, er benutzt mich und lässt mich einfach danach liegen. Ich liebe ihn, und ich weiß, dass er mich auch noch liebt, aber sein Verhalten geht mir langsam auf die Nerven.

Pablo und Lucia haben ihren Sohn bekommen, und sie sind glücklich. Wir besuchen sie oft, und auch sie kommen oft zu Besuch. Mein Bruder Ramon und Amira verstehen sich noch besser, und die beiden sind unzertrennlich. Sie sagen, sie seien beste Freunde, aber man könnte davon ausgehen, sie seien seelenverwandt. Meine anderen Brüder sind nicht mehr hier; sie sind bei Alejandro in Italien.

Meine Schwiegereltern reisen durch die ganze Welt, so wie sie es geplant haben. Sie verbringen ihre Zeit zusammen und scheinen überglücklich. Dennoch fühlen sie sich schlecht, da sie nicht wissen, wo ihre Tochter ist.

Lia und Hugo erwarten wieder einen Sohn, obwohl Alicen erst neun Monate alt ist. Aber sie wollen nicht länger warten - besser gesagt, Hugo will nicht länger warten. Ich freue mich für die beiden.

Ich denke darüber nach, ob die Pause genug war. Leider ist es so, dass ein Mafia-Boss einen Nachfolger braucht. Bin ich dazu bereit? Habe ich meine letzte Schwangerschaft verarbeitet? Kann ich weitermachen? Soll ich die Pille absetzen? Ich würde all das gerne mit Leo besprechen, doch er ist nicht zuhause.

Ich hasse es das er alles übernommen hat. Es war viel schöner als sein Vater die Führung hatte. Und er mehr Zeit hatte. Ich vermisse die Zeiten in denen er mir hinter her gerannt ist. Um seine Frau zu werden. Da war alles nicht so schlimm. Damals dachte ich ich wehre am Ende. Doch wenn ich jetzt darüber nach denke finde ich es war entspannt.

Señora De Luce. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt