Zuhause

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Ich schaue aus dem Fenster unseres Autos.

Tränen laufen meine Wangen hinunter.

Da steht Alessandro, er hebt noch kurz seine Hand zum Abschied und dann sehe ich ihn nicht mehr.

Wir biegen ab.

Ich halte die Rose und den Zettel mit seiner Handynummer fest in der Hand.

Mit einer Hand wische ich mir eine Träne von der Wange.

Ich kann es noch immer nicht glauben! Ich werde ihn vermutlich nie mehr sehen, es sei denn er kommt mich besuchen oder ich ihn.

Schniefend krame ich mein Handy heraus und entsperre es.

Keine neuen Nachrichten. Wie denn auch? Ich habe schließlich auch kein Internet!

Ruhig sperre ich es wieder.

Ich bin so traurig wie noch nie zuvor, aber ich bekomme einfach keine Träne mehr heraus!
Es ist so unglaubwürdig!
Es kann doch nicht alles schon vorbei sein!

Wir biegen auf die Autobahn ab.
Ich lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe. Dann nehme ich meine Kopfhörer heraus und höre Musik auf meinem Handy.

Die Musik lenkt mich ein bisschen ab, aber mit jedem Lied werde ich wieder an meine Zeit in Italien erinnert.
Zusammen mit Alessandro.

Nach drei Liedern schließe ich meine Augen.

Und für mindestens eine Stunde schlafe ich mit dem Kopf ans Fenster gelehnt ein.

Mein fluchender Vater reißt mich aus meinen Träumen.
"Das kann doch wohl nicht wahr sein! Das darf doch jetzt nicht sein!"

Ich schaue nach draußen, um zu sehen worüber er sich ärgert.

Es ist Stau auf der Straße. Ich stöhne leise.
Die Fahrt ist auch ohne Stau lang genug!

Ich schalte die Musik aus um Akku zu sparen und speichere stattdessen Alessandros Nummer auf meinem Handy ein.

Dann sperre ich es wieder und schaue gelangweilt nach draußen.

"Wo sind wir? Immer noch in Italien?" Will ich wissen.

"Nein Tina, wir sind schon in der Schweiz. Du hast ein bisschen geschlafen!" Lacht meine Mutter.

"Oh" sage ich nur und wende mich wieder dem spannenden Verkehr draußen zu.

Es dauert eine ganze Weile, aber irgendwann fahren wir über die Deutsche Grenze.

Sofort zücke ich mein Handy und entsperre es.

Dann schalte ich das Internet an.
Nach und nach kommen immer mehr Nachrichten über WhatsApp bei mir an.
Die meisten sind von Celina.

Celina:
Hey Valentina!
Holland war super. Eine menge nette Menschen und tolle Landschaft, ich hoffe dir hat es wenigstens ein bisschen in Italien gefallen:/
Erzähl mir alles ganz genau, wenn du wieder Internet hast.
Celina.

Sie denkt mein Urlaub wäre schrecklich gewesen, aber er hatte zum Glück ja eine positive Wendung. Wenn sie wüsste...
Schnell schreibe ich ihr zurück.

Ich:
Wir können uns demnächst ja treffen und dann kann ich dir alles ganz genau erzählen:)
Ich freue mich schon. Bis bald.
Valentina.

Keine zwei Minuten später ist sie online und schreibt zurück.

Celina:
Ich freue mich auch:)
Viel Spaß noch bei was auch immer und bis bald!

Lächelnd schaue ich auf den Display.
Dann sehe ich nach meinen anderen Nachrichten.
Eine ist von Celinas Freund, Mike.

Mike:
Hi Valentina!
Ich hab über Celina von deinem Urlaub gehört. Das ist wohl nicht so toll:/
Ich hoffe es gefällt dir trotzdem, wir sehen uns wenn du wieder da bist!
Mike.

Seit wann schreibt er mir eigentlich? Naja egal!

Ich:
Genau, dann bis bald!

Antworte ich schnell.
Weitere Nachrichten kommen nur aus unserem Klassenchat. Die lese ich mir aber nie so genau durch.

Alessandro.
Schießt es mir plötzlich durch den Kopf!

Sofort schreibe ich auch ihm eine Nachricht.

Ich:
Hallo Alessandro, ich bins Valentina, erinnerst du dich noch? :)
Wir sind jetzt wieder in Deutschland, ich vermisse dich jetzt schon und hoffe es geht dir gut.
Was ist jetzt eigentlich mit Antonia und so?

Ich schicke die Nachricht ab und warte bis sie bei ihm ankommt.
Dann schaue ich auf sein Profilbild.
Er ist darauf zu sehen, im Hintergrund das Meer. Es sieht einfach wunderschön aus.

Den Status kann ich nicht lesen, weil es irgendetwas auf Italienisch ist.
Ich schaue ihn auf diesem Bild an als wäre er echt.
Seine Augen, seine Haare. Das alles sieht furchtbar echt aus und ich habe den Drang durch den Display zu greifen und ihn einfach zu berühren.

Doch das geht nun einmal nicht. Stattdessen verfange ich mich in den Augen des Bildes und merke nicht wie meine Augen ein kleines bisschen feucht werden.
Sofort löse ich meinen Blick davon und sperre mein Handy.

Wie soll ich das nur schaffen? Ich vermisse ihn ja jetzt schon!

Nach einer weiteren Ewigkeit fahren kommt endlich die entscheidende Ausfahrt auf der Autobahn.
Saarbrücken.

Ein heimatliches Gefühl durchströmt mich.
Hier kenne ich mich aus.
Jede Ecke, fast alle Straßen und Häuser hier kenne ich.
Es ist nun einmal mein Zuhause.

Wir fahren noch ein paar mal um die Ecke und dann biegen wir in unsere Straße ein.

Ich bin so erleichtert.
Wir halten vor unserem Haus und voller Freude steige ich aus.
Ich schnappe meinen Koffer und warte bis mein Vater die Tür aufsperrt.

Dann laufe ich so schnell wie möglich rein, stelle meinen Koffer ab und werfe mich aufs Sofa.

Es ist ein super Gefühl wieder hier zu sein.

Aber irgendwie fehlt ein Teil von mir. Ein Teil, den ich vor unserem Urlaub noch nicht hatte.
Genau dieser Teil ist in Italien bei Alessandro geblieben.

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