Wieso?

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Mein Mund steht einen Spalt weit offen. Mit zitternden Händen umklammere ich das Papier.
Es zerknittert in meiner Hand, doch nur ein bisschen.

Meine Beine tragen mich raus. Raus aus diesem Zimmer. Schwer atmend ziehe ich mich die Treppe nach oben bis in mein Zimmer.

Dort geben sie nach und ich sinke mir dem Brief in den Händen auf den Boden.

Etwas in meiner Brust verkrampft sich gerade so sehr, dass es weh tut. Meine Lippen beben während ich meinen Blick wieder auf den Brief richte.

Als ich seine Schrift sehe füllen sich meine Augen mit Tränen.

Schnell wische ich mir mit dem Arm darüber, doch es folgen sofort weitere Tränen, die meine Wangen hinunter laufen.

"Alessandro!" Flüstere ich an den Brief gerichtet und meine Hand verkrampft sich.

Ich muss husten und immer mehr Tränen laufen über mein ganzes Gesicht.

"Wieso?" Keuche ich, während ich immer näher zum Boden sinke.

Ich habe schon oft geweint, doch dieses Weinen tut weh.
Diese Stiche, die meinen Körper durchfahren, sind unerträglich.

Etwas zu laut gebe ich einen Schrei von mir. Meine Stimme ist kratzig vom ganzen Weinen. Ich habe das Gefühl jeden Moment die Stimme zu verlieren.

Dieser innere Schmerz ist einfach unbeschreiblich. Ich kann all das nicht glauben. Alessandro kann nicht für immer weg sein.
Meine Augen beginnen zu brennen.

Ich höre wie jemand die Treppe hinauf gerannt kommt.

Sofort vergrabe ich mein Gesicht in den Händen, in der Hoffnung es verbergen zu können.

"Tina! Was ist denn los um Himmels Willen!?" Meine Mutter läuft besorgt zu mir und kniet sich neben mich auf den Boden.

Doch anstatt zu antworten, stößt mir der Schmerz wieder durch mich und ich weine weiter.

Alles in mir verkrümmt sich.

Mit aller Mühe krieche ich zum Bett und presse mein Gesicht in das Kissen.

"Ahhhh!" Schreie ich als mich wieder der Gedanke an den Brief packt.

In diesem Moment wünsche ich mir nur eins: Dass alles jetzt und hier nicht wahr ist!

Mit einer Art Wut und Verzweiflung kralle ich meine Finger in das Kissen und versuche meine Trauer darin zu ersticken. Allerdings ist schon bald mein komplettes Kissen nass.

"Tina! Rede mit mir!!!" Ruft meine Mutter halb verzweifelt.

"Es....tut sooo....weeeeehhh!" Presse ich aus meinen Lippen.

Es ist fast so, als würde mir jemand ein riesiges Loch ins Herz schneiden.

Ununterbrochen rinnen Tränen aus meinen Augen. Ich will damit aufhören. Ich will, dass es mir nicht weh tut. Ich will, dass er jetzt bei mir ist.
Doch nichts von dem passiert.

"Was ist passiert?" Fragt meine Mutter jetzt.

Ich gebe nur verzweifelte Laute von mir.

Mit zitternden Händen suche ich nach meinem Handy.

Ohne lange zu überlegen gehe ich auf den Chat mit Alessandro.

Meine Finger sind so zittrig, dass ich Mühe habe überhaupt den Display zu treffen.

Wieso?

Das ist das einzige Wort, dass ich schreiben kann.

Danach lasse ich mein Handy einfach fallen.

"Bitte geh!" Rufe ich.

Zögernd steht meine Mutter auf und verlässt mein Zimmer.

Der Schmerz lässt nicht nach.

Nach einer weiteren Ewigkeit, klingelt auf einmal mein Handy.

Schlagartig verstumme ich.

Auf der Stelle hebe ich mein Handy auf und schaue auf den Display.
Es ist ein Anruf von Alessandro.

Mein Herz macht einen Satz und beinahe lasse ich es fallen. Doch schließlich nehme ich den Anruf an.

"Hallo?" Sage ich mit leiser kratziger Stimme.

Die Verbindung ist sehr schlecht.

"H-lo? Valen-a?" Fragt er mit ein paar Unterbrechungen.
Als ich seine Stimme höre ist es vorbei. Ich falle erneut in Schluchzen über.

"Hör auf! Val-na es i-t d-s beste so! B-te! Gl-ub mir!"

Heftig schüttele ich den Kopf.
"Nein! Nein! Ich lasse nicht zu, dass du gehst! Wenn es sein muss könnt ihr auch bei uns leben!"

"Vale-na! Sei vernü-tig! Ich m-ss ge-n!" Sagt er mit ruhiger Stimme.

"Nein! Nein!" Schluchze ich. "Du musst nichts! Nenn mir einen Grund dafür nicht hier zu bleiben!"

"Hör a-f!!!" Sagt er bittend.

"Nenn mir einen Grund!" Meine Stimme wird lauter.

Am anderen Ende der Leitung ist schlagartig alles still.

Ich spüre wie mein Herz immer schneller gegen meine Brust hämmert und wie mein Atem von Sekunde zu Sekunde schneller wird.

Ich warte eine Zeit lang ab, doch keine Reaktion.

Nach viel zu langer Zeit meine ich seinen Atem hören zu können.

"Valentina!" Seine Stimme ist kalt, ernst und tief.
"Ich möchte nicht länger bei dir bleiben! Wir passen einfach nicht zusammen und ich liebe dich auch nicht. Das alles war bloß eine Sommerromanze, weiter nichts. Ich habe keinerlei Gefühle für dich.
Doch ich wünsche dir nur das Beste mit Erik. Er wird dir der Freund sein, der ich niemals sein kann.
Viel Glück euch beiden.
Leb wohl!"

Noch bevor ich den Mund öffnen kann, hat er aufgelegt. Das nervtötende Tuten kommt durch das Handy an mein Ohr.

Es gibt nichts für mich zu denken oder zu fühlen. Ich bin einfach fassungslos.

Wieder lasse ich mein Handy einfach fallen.

Das alles ist zu viel für mich.

Langsam läuft eine einzelne Träne meine Wange hinunter.

Wie in Zeitlupe sinke ich ins Kissen und lasse der Wut, der Verzweiflung und der Trauer freien Lauf.

Tut mir echt leid, dass es so lange gedauert hat:(
Das nächste Kapitel braucht auch wieder Zeit, weil die nächsten zwei bis drei Wochen ziemlich voll sind:0 (dennoch werde ich immer Stück für Stück weiter schreiben)

Ich hoffe es gefällt euch trotzdem:)
Mallillo ♡

Italian LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt