Und dann auch noch Regen...

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Mit schnellem Schritt laufe ich zurück zum Hotel.

Was war das gerade eben? Wieso hat er das getan? Er hat mich schließlich verlassen!

Eigentlich sind das Hotel und Erik jetzt der letzte Ort, wo ich hin will, doch ich musste ihm versprechen wieder zu kommen. Er hat mir sogar gedroht.

Also stehe ich nun wieder hier im Vorraum des hochmodernen Hotels.

Es ist komplett still hier. Keine Menschenseele befindet sich im Vorraum, nicht einmal die "hübsche" Empfangsdame ist zu sehen.

Ein Glück, so muss man ihr aufgesetztes Perlweißlächeln nicht sehen, sobald man hereinkommt.

Mit unsicherem Schritt gehe ich zum Aufzug.
Nach ein paar Sekunden kommt dieser mit einem "Kling" an und öffnet die Tür.

Schnell betrete ich den Aufzug.
Dieser fährt mich in Sekundenschnelle in unser Stockwerk.

Mein Schritt hallt auf dem kahlen Boden wieder, auch wenn ich meine normalen flachen Alltagsschuhe trage. So still ist es hier.

Vermutlich sind alle im Casino oder unterwegs. Bei Erik tippe ich eher auf das Casino.
Hat er bis jetzt überhaupt das Hotel verlassen?

Eigentlich sollte mich das auch nicht kümmern. Schließlich ist er nicht immer nett zu mir.
Um ehrlich zu sein ist er nie nett zu mir.

Ich komme an unser Zimmer. Die Tür ist geschlossen.
Von Innen höre ich seltsame Geräusche. Irgendetwas poltert.

Zögernd drücke ich die Türklinke nach unten. Die Geräusche werden lauter, als ich die Tür einen Spalt weit öffne.

Dann stoße ich die Tür schwungvoll auf.
Am liebsten hätte ich geschrien, sie sofort wieder zugeschlagen und wäre weggerannt.

Ich kann zwar nicht viel sehen, doch das, was ich sehe, reicht völlig aus.

Wie versteinert vor Schreck stütze ich mich am Türrahmen ab.

In dem Bett, in dem ich bis gestern noch geschlafen habe, liegt die Dame vom Empfang und über ihr Erik.

Mein Atem geht schneller. Ich gehe einen Schritt vor und rutsche mit der Hand vom Türrahmen ab.
Da ich damit die ganze Zeit über das Gleichgewicht gehalten habe, falle ich unsanft auf den Boden.

Die Geräusche verschwinden schlagartig.

Stöhnend reibe ich mir über die Stirn und versuche meinen Gleichgewichtssinn wieder zu finden.

Dann höre wie jemand etwas flüstert und dann aus dem Bert springt.

Jetzt sollte ich wohl lieber verschwinden.
Mit neu geschöpfter Energie rappele ich mich zurück auf die Beine und bin gerade dabei zu gehen, als ich meinen Namen höre.
Ruckartig bleibe ich stehen und sehe ihn an.

Er trägt garnichts mehr und sieht mich mit einem frechen Grinsen an.
"Hallo Schatz, willst du uns nicht Gesellschaft leisten?" Er macht einen torkelnden Schritt auf mich zu, doch ich weiche zwei weitere zurück.

"Komm ja nicht näher!" Drohe ich mit zitternder Stimme. "Und wehe du nennst mich noch einmal 'Schatz'!"

"Was ist los, komm schon!" Seine klebrige Hand legt sich um meinen Arm.

"Fass mich nicht an!" Rufe ich und reiße mich los.

Er sieht mir drohend in die Augen und macht einen Satz nach vorne.

Aber diesmal bin ich schneller.
Meine flache Hand klatscht mit voller Wucht auf seine Wange und lässt ihn zurückweichen.

So schnell es geht stürze ich den Gang entlang.
Er macht sich nicht erst die Mühe mir zu folgen.
"Das hat schlimme Folgen für dich!" Brüllt er mir noch nach. "Ganz schlimme Folgen!"

Auf den Aufzug warte ich erst garnicht mehr, sondern stürze stattdessen die Treppen hinunter.

Durch die Eingangshalle hindurch renne ich bis nach draußen in die Freiheit.

Meine Augen laufen rot an und ich muss wirklich kämpfen, um die Tränen zurück zu halten.

Es hat angefangen zu regnen. Meine Haare legen sich nass um meinen Kopf und über meine Schultern.
Durch das Oberteil dürfte man jetzt alles durchsehen können.

Meine Beine tragen mich automatisch wieder zurück in die Richtung, aus der ich gekommen bin.

Bei jedem Schritt, den ich mache, spüre ich wie die Nässe in meine Schuhe kriecht und meine Füße durchnässt.
Auch der Rest meines Körpers bleibt nicht trocken. We hätte auch wissen können, dass es hier regnen wird?

Mit bebenden Lippen verschränke ich die Arme vor der Brust, damit man dort nicht allzu viel durchsehen kann.

Wieso muss es ausgerechnet jetzt so ein Wetter geben?

Die Stadt ist menschenleer. Alle haben sich in ihre Häuser verkrochen oder sind in Geschäfte und Restaurants geflüchtet, als der Regen begann.

Alle außer mir. Ich bin die einzige die hier um diese Uhrzeit und bei diesem Wetter noch ihre Runden dreht.

Der Himmer zieht sich zu. Das ist kein gutes Zeichen hier. Jeden Moment müsste es anfangen zu gewittern.

Ich komme an Alessandros Restaurant vorbei. Dort ist niemand zu sehen. Vermutlich haben sie heute einen freien Tag gemacht, schließlich hat er heute seine Zeit mit uns verbracht.

Erschöpft lehne ich mich an die Scheibe des Restaurants, die ein knappes Überdach über sich hängen hat.

Mit den nassen Händen reibe ich mir einmal durch das ganze Gesicht und versuche das Geschehene zu vergessen. Einfach fortzuwerfen, doch so einfach geht das nicht.

Außerdem, was soll ich denn jetzt machen? Bei diesem Wetter? Zurück ins Hotel bringen mich keine zehn Pferde mehr und hier kann ich wohl kaum bleiben.

Wenn ich nur wüsste wo Sandro wohnt. Zu ihm könnte ich jetzt gehen.

Ein dunkles Donnergrummeln unterbricht meine Gedanken.

Erschrocken drücke ich mich noch enger an die Glasscheibe.

Wieso bin ich eigentlich hier? Wie konnte das alles wieder so schief gehen?

Ich brauche ein Dach über dem Kopf. Und zwar schnell, sonst fängt es auch noch an zu blitzen.

Mit nassen Füßen laufe ich weiter durch die Straßen. Bloß diesmal ist es eher eine Mischung aus Laufen und Rennen.

Da kommt mir auf einmal eine Idee.
Ich weiß, es ist eine total bescheuerte Idee und eigentlich will ich es auch garnicht, doch ich habe noch etwas zu erledigen.

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