Im Krankenhaus

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Mit halb geschlossenen Augen sitze ich auf dem weißen Stuhl des Flurs im Krankenhaus.

Gestern Abend ist es spät geworden also bin ich hier geblieben und habe hier geschlafen.

Ich höre aufgeregte Schritte über den Krankenhausboden eilen.

"Sandro! Sandro!" Verwirrt öffne ich die Augen und setze mich aufrecht in den Stuhl.

Alessandros Mutter kommt aufgeregt auf mich zugelaufen.

"Wie kann ich dir nur dafür danken, mein Lieber?" Überglücklich schließt sie mich in die Arme und drückt mir einen fetten Kuss auf jede Wange.

"Nein, ist schon in Ordnung!" Winke ich freundlich ab.

"Aber du hast meinem Sohn das Leben gerettet!" Protestiert sie und umarmt mich noch einmal.
"Nicht jeder hätte den Mut gehabt sich so einem Verrückten entgegen zu stellen!"

"Frau Costa" sage ich ruhig. "Ich habe nur das getan, was Freunde füreinander tun!"

"Dann bin ich ja doppelt so froh, dass er dich als Freund hat!" Lächelt sie.

Ein großgewachsener Mann in weißem Kittel stellt sich zu uns.

"Sie können jetzt zu ihnen!" Sagt er. "Es geht ihnen soweit gut!"

"Vielen Dank!" Alessandros Mutter schüttelt ihm die Hand und zieht mich dann mit sich.

Verwirrt lasse ich mich von ihr ziehen. So schnell bin ich wirklich noch nie durch ein Krankenhaus gegangen.

Nach ein paar Metern biegen wir nach links in eine Tür ein.

Vorsichtig lässt sie mich los und wir betreten langsam das Zimmer.

Es ist still. Die Ärzte sind vermutlich alle schon gegangen.

Auf einmal stürzt Frau Costa los. "Alessandro, mein Junge!" Hastig verteilt sie Küsse und Umarmungen an ihm. Er liegt in einem weißen Bett, doch außer ein paar blauen Flecken im Gesicht und einer verunstalteten Nase sieht er aus wie vorher.

"Mama!" Flüstert er. "Lass mich los, mir geht's gut!"

Sie seufzt und streicht ihm sanft übers Haar.

Lächelnd schaue ich den Beiden zu. Dann fällt mein Blick auf das Bett neben ihm. Dort liegt Valentina. Auch sie lächelt die beiden an. Ihr Gesicht ist unversehrt und auch der Rest sieht ziemlich in Ordnung aus.

Ich setze mich zu ihr. "Na?" Frage ich auf deutsch.

"Na?" Sagt sie grinsend.

"Schön, dass du wieder lachen kannst!" Grinse ich zurück.
"Was ist sonst mit dir? Du konntest dich gestern abend ja nicht bewegen." Ich werde ernster.

Ihr Lächeln verschwindet.
"Naja..." Sagt sie dann und setzt sich auf.

"Valentina!" Sagt Alessandro empört. "Du sollst doch liegen bleiben!"

"Ist schon in Ordnung!" Beruhigt sie ihn. "Ich lege mich sofort wieder hin!"

Mit einem Ruck zieht sie die Decke von ihren Beinen.
Ich muss schlucken.

Ihr komplettes linkes Bein ist in einen Gibs verpackt.
"Autsch!" Sage ich leise.
"Wie ist das denn passiert?"

Sie zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung! So wirklich bemerkt habe ich es in dem Moment wohl nicht!"

Sie macht die Decke wieder über sich und legt sich zurück ins Bett.

"Tut es weh?" Frage ich mit zusammengbissenen Zähnen.

"Nein!" Sie lächelt schief. "Die Ärzte haben schnell reagiert. Aber ohne dich wären wir jetzt nicht hier!"

"Stimmt!" Nickt Alessandro. "Du hast mir das Leben gerettet!"

Beschämt schaue ich auf den Boden. Sie sollen sich nicht so oft bei mir bedanken. Ich habe das getan, was jeder halbwegs gute Freund getan hätte.

Alessandros Mutter hat sich nun auch auf Valentinas Bett gesetzt und drückt ihre Hand aufmunternd.

"Sandro!" Sagt Alessandro.

Ich stehe auf und komme zu ihm.

"Komm lass dich umarmen!" Er setzt sich auf und drückt mich fest an sich. "Danke. Danke dafür, dass du uns gerettet hast!"

"Nicht der Rede wert!" Freundschaftlich klopfe ich ihm auf die Schulter.

Grinsend lässt er mich los.

Die Tür schwingt auf und herein kommen eine Menge Ärzte.

"Ah, da ist ja unser Held des Tages!" Ein Arzt ergreift meine Hand und schüttelt sie herzlich. "Das hast du gut gemacht, ich denke deine Freunde sind dir jetzt sehr dankbar!"

Alessandro nickt eifrig.

Dann wendet der Arzt sich an Valentina. "Nachdem ihr Freund mich darum gebeten hat, habe ich mich darum gekümmert, dass der Angeklagte Ihr Handy wieder zurückgibt!" Er hält Valentinas Handy in die Höhe und gibt es ihr.
"Danke!" Sagt sie leise und wendet sich dabei auch an Alessandro.

"Sie müssen allerdings vermutlich noch etwas länger hier bleiben, nur zur Sicherheit."
Fährt der Arzt fort. Dann schaut er zu Alessandro. "Sie dürfen bleiben, wenn sie sich noch unwohl fühlen, aber bis auf ihr Gesicht ist alles in Ordnung! Sie hatten sehr viel Glück!"

Er lächelt in die Runde.
"Na schön, dann gehen wir mal wieder! Schönen Tag noch!" Die Ärzte sind genauso schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen waren.

Nun sind wir wieder alleine in dem Zimmer.

"Weiß eigentlich jemand was jetzt mit Erik passiert ist?" Fragt Valentina leise.

Alessandro zuckt mit den Schultern.

"Sie haben ihn zur Polizeistation gebracht und dort unmengen von Drogenkonsum festgestellt!" Erzähle ich.

"Woher weißt du das?" Fragt Valentina deutlich überrascht.

"Während ich draußen die ganze Zeit gewartet habe, habe ich ein paar Gesprächsfetzen zwischen den Ärzten aufgeschnappt." Sage ich. "Wusstest du davon?" Hacke ich dann nach.

"Nun ja. Wir standen uns nicht sehr nah, zumindest nicht dass ich wüsste...und er hat jeden Tag sowieso nur ihm Casino des Hotels verbracht!" Erklärt sie zögernd.

Alessandro neben mir schüttelt verständnislos den Kopf.

"Und hat er sich sonst komisch verhalten?" Frage ich weiter.

Sie lacht auf. "Ja. Ständig! Ich dachte nur, dass das zu seiner Persönlichkeit gehört!"

Ich muss lachen. "Okay. Ich glaube er war definitiv ein bisschen verrückt!"

Sie nickt.

Jetzt meldet sich auch Frau Costa in ihrem besten Deutsch zu Wort.

"Und was habt ihr jetzt vor? Du bist nur in Urlaub hier!" Sie deutet auf Valentina. "Und eigentlich wohnst du in Deutschland. Alessandro wohnt hier. Also, wie soll es weiter gehen?"

Ich schaue von Valentinas bis hin zu Alessandros verwirrtem Gesicht.
An ihrer Stelle würde ich auch nicht anders schauen.

Hilfesuchend sieht Valentina zu Alessandro herüber. Vermutlich hat sie sich die selbe Frage auch schon oft gestellt.

Der weiß es aber auch nicht besser.

"Keine Ahnung!" Lacht er dann.
"Irgendwie ist alles so gekommen wie es kommen musste, also wird das Schicksal auch weiterhin einen Weg finden.
Was wird in der Zukunft sein? Ich habe wirklich keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, dass wir alle..." Er deutet auf alle Anwesenden im Raum.
"Dass uns alle in der Zukunft noch etwas verbinden wird!"

Damit erntet er das Lächeln von uns allen. Und ja, so wird es vermutlich kommen. Und mehr muss man im Moment auch nicht wissen.

Ende:D

Ja guut...nur fast! Weil es kommt noch ein Epilog. Also keine Sorge:P

Italian LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt