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Kann ich sie vergessen?
Diese Frage schwirrt Legolas den ganzen Morgen schon durch den Kopf.
Nein.
Diese Antwort hallt hinterher. Er will nicht, er kann nicht, aber er muss. Er muss seine Vergangenheit loslassen.
Seit einigen Tagen ist er schon im Waldlandreich. Das Fest, welches seiner Rückkehr wegen gehalten wurde, hat er lustlos mit verfolgt.
Sogar seinem Vater ist aufgefallen, dass sein Sohn sich verändert hat.
Als Legolas aus dem Wald zurückkommt, wird er von einer Wache sofort in den Thronsaal gebracht, wo Thranduil schon auf ihn wartet. "Legolas, du kannst deine Gefühle längst nicht so verstecken, wie ich es kann. Sag mir, mein Sohn, was bekümmert dich? Seit deiner Wiederkehr vom Krieg hast du dich verändert. Unaufgefordert sprichst du kaum und selbst wenn, dann meist nur knapp." Der Elbenkönig sieht in das Gesicht des Prinzen. Dieser hebt den Blick und sagt: "Hättest du das gesehen, was ich sah, würdest du mich verstehen!" Von der Forschheit in Legolas' Stimme getroffen fragt sein Vater: "Kannst du es mir erzählen? Vielleicht verstehe ich dich dann." Legolas sieht unschlüssig zwischen seinem Vater und den Wachen hin und her. Thranduil bemerkt dies und sagt zu den Wachen: "Lasst uns allein." Dann nickt er seinem Sohn zu. Dieser beginnt: "Ich muss von ganz vorne beginnen, Adar... Vor sehr vielen Jahren habe ich meine Mutter verloren. Du hast dich zurück gezogen und warst nicht für mich da. Du bist gefühlskalt und unnahbar geworden. Dann, vor über 60 Jahren, hast du Tauriel verbannt, in welche ich mich verliebt habe. Du hättest sie beinahe getötet! Kurz darauf stand ich alleine einem Spross von Azog gegenüber, den ich gerade eben von Tauriel ablenken und ihr Leben nochmal retten konnte. Als ich sie neben diesem Zwerg gesehen habe, war es, als ob mein Herz zerbersten würde. Ist es aber nicht, weil sie lebt. Ich konnte nicht zurück in den Düsterwald. Zu vieles hier erinnert mich selbst jetzt noch an sie... Ich brach auf, um diesen Streicher zu finden, der, wie ich herausfand, Isildurs Erbe ist. Als ich Teil der Gemeinschaft des Ringes war, gingen wir durch die Minen von Moria, wo ein Balrog hauste. Und dort glaubten wir, unser Grab zu finden. Wir verloren Gandalf und irgendwann zerfiel die Gemeinschaft. Wir gerieten immer in Schlachten und schlugen den Pfad der Toten ein. Kurz darauf folgten noch zwei große Schlachten, bis es endlich vorbei war. Doch auch die fröhlichen Ereignisse danach konnten die Wunden von früher nicht heilen. Zu viele, die ich kannte und schätzte, sind während des Krieges gestorben." Thranduil sieht seinen Sohn lange an, bevor er spricht: "Du fühlst dich hier nich länger daheim?" Legolas schüttelt den Kopf. "Ion nin, es... es steht dir frei, zu gehen, wohin du möchtest. Du kannst zurückkehren, wann es dir beliebt. Doch zurückkehren musst du, denn ich dulde nur dich als meinen direkten Thronfolger, weil du mein Sohn bist." Legolas nickt leicht und sagt: "Namarie." Dann geht er und das Letzte, was man von ihm im Düsterwald sieht, ist, wie er mit seinem Pferd Arod durch das Elbentor reitet...

Ruf des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt