Prolog

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Die blaugraue Kätzin saß schweigend auf einer nebelverhangenen Lichtung am Ufer des Sees. Sterne blitzten in ihrem Fell, nur so hob sie sich von ihrem dunklen Umfeld ab. Die Kätzin schien angestrengt über etwas nachzudenken, denn ihre Schnurrhaare zuckten unentwegt. 

Zwei Kater kamen plötzlich durch die Büsche zu ihr herab getrottet. Der eine hatte ein rotbraunes Fell, der andere ein schiefes Unterkiefer. Sie liefen nebeneinander her, als wären sie es schon seit vielen, vielen Blattwechseln so gewohnt. Im Pelz beider Kater hing Sternenstaub, ihre Silhouetten durchbrachen den Nebel, als wäre er überhaupt nicht vorhanden. Die blaugraue Kätzin hob den Kopf, als ein Zweig unter den Pfoten des rotbraunen Katers brach und musterte die beiden prüfend, ohne im geringsten überrascht zu wirken. „Streifenstern, Eichenherz, ihr seid gekommen. Aber wo sind die anderen?", miaute sie mit erleichterter, heller Stimme. Beim Anblick der zwei Sternenkatzen,  flammten Erinnerungen in den warmen, tiefblauen Augen der Kätzin auf. Der Kater mit dem schiefen Unterkiefer erwiderte mit einem amüsierten Zucken der Schnurrhaare: „Sie werden bald eintreffen."
Bei den nachfolgenden Worten wurde seine Stimme jedoch überraschend ernst. "Aber Blaustern, warum hast du ein Treffen des gesamten SternenClans einberufen? Gibt es ein Problem?" Bevor Blaustern antworten konnte, wurde sie durch das Rascheln einiger Farne unterbrochen. Gleich darauf schlichen drei weitere Katzen durch das Gestrüpp zum See. „Das wirst du früh genug erfahren", miaute die gleichzeitig jung und alt wirkende Graue, die zwischen der Getüpfelten und dem Silbergrauen lief. „Deine Heiler wissen also davon?", fragte Eichenherz mit schief gelegtem Kopf. Seine Bernsteinaugen blitzten neugierig, im selben Moment wirkte er aber auch etwas eifersüchtig. „Ja, Federbart, Tüpfelblatt und Gelbzahn haben dasselbe gesehen wie ich", antwortete Blaustern ehrlich, sie trat unruhig von einer Pfote auf die andere. Immer mehr Katzen mit schimmernden Pelzen tauchten nun am Rand des Sees auf. Wie ein Meer aus funkelnden und glitzernden Fellen strömten sie auf die Lichtung und versammelten sich angespannt untereinander tuschelnd um Blaustern herum. Manche der Katzen waren kaum mehr als Schemen. Spannung lag  fast greifbar in der Luft.

Blaustern erhob sich nun nach kurzem Warten und begrüßte die Katzen: „Meine Freunde, ich muss euch etwas mitteilen, das euch nicht gefallen wird." Augenblicklich trat Stille ein und alle Katzen richteten ihre Augen auf sie. Blaustern blickte sich um, um sicher zu sein, dass sie die volle Aufmerksamkeit aller Katzen hatte. „Tüpfelblatt, Federbart, Gelbzahn und ich haben gesehen, dass wir hier am See falsch sind..." Bevor die Kätzin weitersprechen konnte, wurde sie bereits von empörtem Getuschel unterbrochen.

Sie räusperte sich genervt, dann fuhr sie fort: „Der See wird vergiftet werden! Es ist in den Sternen gestanden, die Botschaft ist zweifelsfrei. Wir müssen etwas unternehmen, sonst werden die Clans sterben!" Der blaugrauen Kätzin war anzusehen, dass sie selbst ebenfalls nicht begeistert davon war, die Katzen auf eine weitere Reise zu schicken.

„Wir sind erst seit ein paar Monden hier! Warum sollen wir das Territorium am See schon wieder verlassen?", rief eine Kätzin aus dem Hintergrund und sprach damit genau das aus, was alle anderen sich wohl fragten. „Ich verstehe dein Problem Buntgesicht aber,..." Blaustern wurde abrupt von einer anderen Katze unterbrochen. „Was sollen die Clans von uns denken? Sie erholen sich gerade erst von der letzten Reise!" Zustimmendes Gemurmel erhob sich, es schwoll zu immer lauteren Protestrufen an.

„Ruhe!" Das Getuschel verklang in dem Moment, in dem sich der bräunliche Kater erhob. „Ihr benehmt euch wie ein paar Junge. Warum lasst ihr Blaustern nicht ausreden? Der SchattenClan ist hier nicht sehr glücklich und ich bin mir sicher, dass es auch in anderen Clans Unruhen gibt, seit wird hier sind!"
Nach dem Eingriff des Katers mit struppigem Fell kehrte Ruhe zwischen den Katzen ein, doch die misstrauischen Blicke der Sternenkrieger sagten mehr als tausend Worte. „Danke Fetzenstern", miaute Blaustern trotzdem und ignorierte die Blicke der anderen Katzen. „Was ich eigentlich sagen wollte, war, dass die Clans den See verlassen müssen, denn sonst werden alle Clans daran untergehen. Deshalb schlage ich vor, dass wir - wie beim letzten Mal - ein paar Katzen losschicken. Sie sollen einen weiteren Clan gründen. Den FeuerClan. Und alles für die anderen Clans bereit machen, denn ein paar Blattwechsel sind uns noch gegeben, bevor wir hier weg müssen. Es werden noch mehr als genug schwere Zeiten auf uns zukommen, bevor alle Clans aufbrechen müssen."

Niemand wollte der blaugrauen Kriegerin so recht zustimmen, auch wenn sie wohl recht hatte. Die Clans würden eine weitere Reise hinter sich bringen müssen - das war bereits beschlossene Sache.

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt