Kapitel 33

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„Und du bist sicher, dass du schon gehen musst?“ Prinzessin nickte mit einem letzten langen Blick zu ihren beiden Jungen. „Es ist das Beste, wenn ich sie jetzt verlasse. Es wird nur noch schwerer.“ Langsam trottete die getigerte Kätzin zum Ausgang der Scheune, durch den das Licht des Sonnenuntergangs hereinschien. Prinzessin wirkte alt, wie sie den Weg  entlangschritt. Zu Sonnenhoch war sie mit einem Strahlen in den Augen gekommen, doch jetzt, wo sie ihre beiden Jungen anschaute, wirkte sie schon fast wie eine Älteste. Sie schüttelte den Kopf. „Ich wünsche euch eine gute Reise. Passt auf sie auf.“ Dann drehte sie sich um und rannte davon. „Möge der SternenClan deine Pfoten leiten!“ jaulten Staubwolke und Flammenstern ihr gleichzeitig hinterher. Die Kätzin drehte sich nicht mehr um. Flammenstern wusste, dass sie sie nie wieder sehen würde. Hauskätzchen kamen nicht in den SternenClan.

Mit herunterhängenden Schultern trabten die beiden Wurfgefährten in die Scheune zurück. Es wurde langsam immer dunkler und Wasser gähnte bereits. „Wo ist meine Mami hin?“, miaute Winter mit schiefgelegtem Kopf. Staubwolke wollte dem kleinen Kater schon antworten, aber Flammenstern fuhr ihm mit dem Schweif über die Schnauze. Sie lief zu Regenpelz, der gerade mit Graustreif über Fischfang diskutierte und bedeutete ihm, ihr zu folgen. Zögernd stand der dunkelgraue Krieger auf. Graustreif warf ihnen einen seltsamen Blick zu, bevor er zu Milli, Laura und Rabensturm ging.

Flammenstern ging um einige Heuballen herum in eine der hinteren Ecken der Scheune. Ihr Gefährte folgte ihr. „Was gibt es so geheimes?“, schnurrte er amüsiert, aber in seinen blau-gesprenkelten Augen lag trotzdem Ernst. „Es geht um Wasser und Winter. Ich würde sie gerne als unsere eigenen Jungen großziehen.“ Regenpelz blickte ihr einige Herzschläge in die Augen. Seine Gedanken waren unergründlich. „Sie sind jung. Sie werden sich nicht daran erinnern, nicht unsere Jungen zu sein.“ Flammenstern wusste nicht, was sie von dieser Antwort halten sollte. „Ja“, schnurrte Regenpelz, „ich wäre gerne ihr Vater. Wir müssen nur den anderen sagen, dass sie stillschweigen bewahren.“ Die flammenfarbene Kätzin schnurrte und drückte sich an ihren Gefährten. „Danke.“ Dieser nickte nur mit strahlenden Augen.

Als sie zum Rest des Clans zurückkehrten, sprang sie auf den Heuballen und rief: „Alle Katzen, die alt genug sind, um ihre eigene Beute zu fangen, sollen sich unter dem Heuballen versammeln!“ Sofort spitzten die Katzen die Ohren und setzten sich in einem Halbkreis von den Heuballen.

„Winter und Wasser werden ab sofort Winterjunges und Wasserjunges heißen. Sie werden die Junge von Regenpelz und mir sein und niemand wird ihnen sagen, dass wir das nicht sind.“ Schweigen folgte. Graustreif stand auf und miaute: „Bist du dir sicher, dass du die Jungen anlügen willst? Das hat bisher immer zu Streit und Verlust geführt!“ Flammenstern wusste, dass ihr ehemaliger Mentor Recht hatte. „Wir werden sie nicht anlügen. Wir werden ihnen sagen, dass wir nicht ihre leiblichen Eltern sind, aber ich möchte nicht, dass sie ständig daran erinnert werden, dass sie als Hauskätzchen geboren wurden.“ Mehrere Katzen nickten. „Dann ist diese Versammlung beendend.“ Die Anführerin sprang wieder von ihrem Heuballen herunter.

Flammenstern schlug müde die Augen auf und spitzte die Ohren. Ein ungewöhnliches Geräusch hatte sie geweckt, aber sie konnte es nicht wirklich einordnen. Es klang, als würde eine Katze unglaublich Schmerzen leiden. Sofort sprang sie auf, wobei die Jungen unbeabsichtigt von ihr herunterfielen. Glutjunges und Wasserjunges schlugen im Schlaf genervt mit der Pfote nach ihr und Ahornjunges schlief einfach weiter, aber Winterjunges murrte: „Will schlafen.“ Aber er war noch bevor die Kätzin ihn mit der Nase näher zu seinen Wurfgeschwistern schob wieder eingeschlafen. Suchend blickte sie sich um. Das fahle Licht des Mondes schien durch den Eingang der Scheune herein.

Sie schnüffelte, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. Als sie die Ohren anlegte, hörte sie es ein weiteres Mal. Eine Katze stöhnte auf. Sie lief zwischen ihren Freunden hin und her und beschnüffelte jeden einzeln. Herbst zuckte im Schlaf und Charly grunzte und schlug mit der Pfote nach ihr, als sie ihm auf den Schwanz trat. Als sie Laura beschnüffelte roch sie es. Blut. Schnell stupste sie die gestreifte Kätzin an. Sie stöhnte auf und öffnete die Augen. „Geht es dir gut?“ Die flammenfarbene Anführerin musterte Laura besorgt. Dies wollte antworten, aber ihre Stimme glich eher einer Mischung aus Winseln und Fauchen. Plötzlich fiel es Flammenstern wie Schuppen von den Augen. Laura bekam ihre Junge. Aber warum war sie nicht aufgewacht? Da stimmte doch irgendetwas nicht.

Von dem Laut seiner Gefährtin erwachte auch Rabensturm, der direkt hinter ihr lag. „Was ist los“ murrte der schwarze Kater mit zusammen gekniffenen Augen. „Sie bekommt ihre Jungen“ hauchte Flammenstern ihm zu. Sofort schien er hellwach und sprang auf. „Bleib bei ihr. Ich wecke Herbst. Sie hat am meisten Ahnung.“ Rabensturm nickte nur stumm. So schnell uns so leise es ging, rannte sie zu der gescheckten Kätzin. Sie stupste sie drängend mit der Nase an. Gähnend schlug sie die Augen auf. „Lauras Junge kommen“ miaute die orangene Anführerin nur und Herbst richtete sich auf. Ohne ein Wort eilten die beiden zurück zu der Königin. Mühsam schnappte Laura nach Luft. „Da stimmt irgendetwas nicht“ Herbsts Augen weiteten sich. „Bringen wir sie erst mal von den anderen Katzen weg“, schlug Rabensturm vor. Vorsichtig zogen sie die Kätzin durch das Stroh in eine geschützte Kuhle.

Herbst beschnüffelte ihre Freundin mit gespannter Vorsicht. Sie war die einzige, die einigermaßen wusste, was zu tun war. Der FeuerClan brauchte eindeutig dringend einen Heiler.

„Sie kann es schaffen. Rabensturm, hol ihr einen Stock.“ Der schwarze Kater schaute sie zuerst erleichtert, dann perplex an. „Einen Stock?“ Herbst rollte die Augen. „Ja einen Stock. Mach schon!“ Der Kater rannte davon. „Kann ich irgendwie helfen?“ Herbst schüttelte den Kopf. „Sie ist in den Händen des SternenClans.“ Flammenstern riss ihre Augen schockiert auf. „Wie meinst du das? Wird sie sterben?“ Die gescheckte Königin ließ den Kopf hängen. „Ich weiß es nicht. Ich kann ihr nicht helfen. Eines der Jungen liegt falsch. Sie kann Glück haben, oder eben Pech.“

Rabensturm kam mit einem dicken Stock im Maul zurück. Herbst nahm ihn ihm ab und legte ihn Laura ins Maul. Die Kätzin jaulte schmerzverzerrt auf. Jetzt wusste Flammenstern wieder, wozu der Stock gut war. Lauras Schmerzensschreie sollten unterdrückt werden. Bei jedem Geräusch, das seine Gefährtin von sich gab, zuckte Rabensturm zusammen. Der ganze Clan erwachte innerhalb kürzester Zeit.

Graustreif warf nur einen Blick auf Laura, dann rannte er, als wäre eine ganze Hundemeute hinter ihm her aus dem Lager. Millie folgte ihm.

Flammenstern wies Staubwolke und Regenpelz an, mit den Jungen und Schülern etwas weiter von der Scheune entfernt Jagdtechniken zu üben. Sie führten es ohne murren aus, auch wenn gerade einmal Mondhoch vorbei war.

Zweites Kapitel heute ;) Hoffe es gefällt euch. Ich hatte heute Abend einfach nichts besseres zu tun, da habe ich mir gedacht, warum schreibe ich nicht gleich weiter?

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt