Kapitel 20

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Sie standen vor einem Abgrund. Der Pfad war wohl weggebrochen, vielleicht war da auch einfach noch nie ein Pfad. Die Katzen standen niedergeschlagen davor. Endlich hatten sie einen Weg gefunden, der nicht in eine Sackgasse endete und jetzt das. Ein drei Schwanzlängen großer Abgrund hinderte sie daran die Berge endlich zu verlassen. Seit sie am vergangenen Morgen aufgebrochen waren irrten sie durch die vereisten Berge. Mehrmals wäre beinahe einer von ihnen in die Tiefe gestürzt und einmal waren sie von einem ausgehungerten Adler angegriffen worden, der es auf Ahornjunges und Glutjunges abgesehen hatte.

Die kleine Gruppe stand an dem plötzlich endenden steinigen, mit Schnee überzogenen Weg und schaute sich ratlos um. Ein Windstoß fuhr durch ihr Fell und die Kätzin krallte sich so gut es ging am Boden fest. Langsam schob sie sich zum Rand und beugte sich vorsichtig über den Abgrund um nach möglichen Vorsprüngen zu suchen. Nichts. Eine endloslang erscheinende Leere erstreckte sich vor ihren Pfoten. Wenn eine Katze da runterfallen würde… Die flammenfarbene Königin schauderte.

Neben ihr bewegte sich ein weiteres rotes Fell und erschrocken stellte sie fest, dass es Glutjunges war. Der kleine Kater beugte sich über den Abgrund und wimmerte ängstlich. „Das ist ja tief.“ Mit der Pfote stieß der Kleine in die Luft und schwangte gefährlich. Ein dunkler Pelz blitzte auf und Regenpelz erschien über seinem Sohn und packte ihn im Nackenfell. „Das ist gefährlich Glutjunges“ fauchte er, als er den kleinen Kater weiter hinten wieder abgesetzt hatte. „Ja Papa“ murmelte er ängstlich.

Flammenblüte kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Ihr Gefährte verhielt sich den Jungen gegenüber irgendwie seltsam. Er putzte sie nicht und er spielte auch nicht mit ihnen. Feuerstern hatte immer mit ihr und ihren Wurfgefährten gespielt, erinnerte die Kätzin sich. Er war, als sie Jungen waren, ständig in der Kinderstube gewesen und sein damaliger Stellvertreter Graustreif hatte ihn immer wieder ermahnen müssen, dass es einen Clan gab, um den er sich kümmern musste. Warum verhielt sich Regenpelz nur so seltsam? Sie würde ihn fragen, sobald sie einmal allein waren.

„Wir könnten springen“ miaute Staubwolke plötzlich. Flammenblüte betrachtete den Abgrund und erwog die Idee ihres Bruders. Sie könnte so weit springen und Staubwolke und Regenpelz auch. Aber mit den Jungen? Und was war mit Charly? „Worauf warten wir noch? Ich komme da locker drüber!“ miaute der Alte begeistert, als hätte er ihre Gedanken erraten. Das bezweifelte die flammenfarbene Kätzin stark. Er war nicht gerade ein junger Krieger, der ohne weiteres über umgefallene Baumstämme setzte. „Bist du dir da sicher?“ konnte sie sich das fragende Miauen nicht verkneifen. „Und wie“ jaulte der gestreifte. Er stand auf und streckte sich. Er würde doch nicht…? Mit Anlauf sprang er über den Abgrund und hängte ein paar Augenblicke gefährlich schwankend am Rand der anderen Seite, bevor er sich mit sichtbarer Anstrengung mit den Vorderpfoten hinaufzog.

Schwer atmend jaulte er: „Seht ihr!“ und schob sich vom Rand weg. Verwundert starrten sich Regenpelz, Flammenblüte und Staubwolke an. Das hatte keiner von ihnen erwartet.

„Schafft ihr das mit den Jungen im Maul?“ fragte die flammenfarbene Kätzin besorgt.  „Klar“ miauten die beiden Krieger einstimmig nickend und nahmen jeweils ein Junges. Staubwolke sprang zuerst und er kam eine Schwanzlänge hinter dem Rand auf der anderen Seite auf. „So wird das gemacht“ jaulte er von der anderen Seite, denn er wusste, dass sie ihn bei dem Wind sonst nicht hören könnten.

„Du als nächstes“ miaute sie ihrem Gefährten zu. Der dunkelgraue Kater nickte und machte sich zum Sprung bereit. Mit einem Satz sprang er mit Ahornjunges im Maul über den Abgrund und ein weiterer Windstoß zerzauste sein Fell. Seine Vorderpfoten hatten den Rand schon erreicht, als sie an dem vom Eis glatten Untergrund keinen Halt fanden und er abrutschte. Staubwolke und Charly waren sofort an seiner Seite und packten ihn am Nackenfell, während er verzweifelt versuchte, wieder halt zu finden und sich und seine Tochter zu retten. Ängstlich konnte Flammenblüte dem ganzen nur von fern zuschauen. Wenn er abstürzen würde… Oh SternenClan, dass würde sie nicht überleben. Plötzlich fanden seine Pfoten auf dem glatten Boden halt und er konnte sich mit Staubwolkes Hilfe nach oben ziehen. Sobald die Kater sich etwas entfernt hatten setzte Flammenblüte über den tiefen Abgrund.

Sie rannte zu ihrem Gefährten und ihrer Tochter, die beide mit Angst geweiteten Augen dasaßen. Zitternd drückte sie sich an sie. „Geht es euch gut?“ fragte sie an die beiden gewandt. „J…Jaa“, stotterte ihre Tochter und Regenpelz antwortete: „Alles bestens“, aber seine Stimme zitterte.

„Wir…wir sollten eine Pause einlegen“ miaute Staubwolke schwer atmend. Schweigend saßen die Katzen auf dem verschneiten Boden und hingen ihren Gedanken nach.

Flammenblüte viel auf, dass Staubwolke mit hängendem Kopf in die Richtung starrte, aus der sie gekommen waren. Herbst wo Blätter fallen war immer noch nicht da. Sie hatte doch so bald wie möglich zu ihnen stoßen wollen. Aber die Kätzin wusste nicht, wie sie ihren Wurfgefährten trösten sollte. Sie war sich nicht sicher, ob die gescheckte Stammeskätzin kommen würde. Schließlich würde sie ihre Heimat und ihre Familie aufgeben.

Der Himmel verdunkelte sich Zusehens und die Sonne verschwand langsam vom Himmel. „Lasst uns noch etwas weitergehen. Hier können wir nicht übernachten!“ miaute Flammenblüte, auch wenn sie jetzt wirklich gerne geschlafen hätte. Müde rappelten sich die Katzen auf und folgten dem abfallenden Weg bis zu einer kleinen mit kahlen Sträuchern bewachsenen Ebene. Sie war durch einige Felsen vom Wind geschützt und ohne ein Wort zu wechseln waren sich die Katzen einig. Hier würden sie die Nacht verbringen.

Flammenblüte trottete zum Rand der Ebene und schaute sich um. Sie konnte sehen, dass das Land vor ihnen stark abfiel und sich weiter unten ein blätterloser Wald befand. Sie hatten den Rand der Berge schon fast erreicht und das innerhalb von nur zwei Tagen. Bis zum nächsten Sonnenhoch könnten sie das Bergland verlassen. Endlich wieder Waldluft riechen und richtige Beute fressen. Nicht diese dünnen Kaninchen und seltsamen Vögel.

Ein leises Rascheln weckte Flammenblütes Aufmerksamkeit und sie lies sich ins Jagdkauern fallen. Erst jetzt bemerkte sie, wie hungrig sie war. Zwei Mäuse huschten durch den Schnee und die Kätzin balancierte auf ihren Pfoten. Langsam schlich sie sich an. Als sie in Reichweite war, sprang sie gekonnt ab und erwischte beide Mäuse mit einem Hieb. Sie schnappte die Tiere und trug sie zu ihren Freunden. Staubwolke hatte einen Falken gefangen und Regenpelz hielt ein dünnes Kaninchen im Maul.

„Da hatten wir wohl den selben Gedanken“ schnurrte Staubwolke und die Gruppe lies sich nieder zum Fressen. Ahornjunges und Glutjunges schmiegten sich an Flammenblüte und tranken gierig ihre Milch. Die Katzen teilten die Frischbeute untereinander auf und gaben sich noch die Zungen, bevor sie sich müde zum schlafen legten und Staubwolke die erste Wache antrat.

Ein Jaulen riss Flammenblüte aus ihrem Schlaf. „Wir werden angegriffen!“ jaulte Regenpelz noch einmal und die Kätzin schlug die Augen auf. Es war mitten in der Nacht und der Mond stand hoch am Himmel. Staubwolke, Charly und Regenpelz standen mit angespannten Muskeln neben ihr. „Flammenblüte, bist du wach?“ miaute Regenpelz aufgeregt. „Ja, was ist los?“ murmelte sie zur Antwort. Sie war noch schrecklich müde und nicht dazu in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. „Ich hatte Wache und da oben hat sich was bewegt“ flüsterte ihr Gefährte. Er stand mit weit aufgerissenen Augen neben Staubwolke. Beide Krieger hatten sich schützend vor die Kätzin und ihre Jungen gestellt. Plötzlich rief eine Stimme amüsiert: „Da seid ihr ja“

Und ich habe immer noch nichts für die Schule getan ;)

Mich würde mal interessieren, wer eure Lieblingscharaktrere bei Warrior Cats sind. Schreibt es doch in die Kommis ^^

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt