Kapitel 16

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Regenpelz trug das tote, getüpfelte Junge in seinem Maul den kleinen Pfad hinter dem Wasserfall hinunter. Dicht auf seinen Pfoten folgten ihm Flammenblüte, Staubwolke und Charly. Die Kätzin hatte ihre Jungen für das Begräbnis kurz bei Herbst gelassen, denn sie vertraute der braun-weiß gescheckten Stammeskatze. Mit gesenkten Köpfen kletterten sie den steinigen Pfad hinab zum Rand des Teiches, in den das Wasser des Wasserfalls floss. Dort am Ufer war, wie Steinsager ihnen erkärt hatte, Federschweif begraben. Der alte Kater war anfangs dagegen gewesen, dass sie Tüpfeljunges neben der großen Retterin des Stammes des eilenden Wassers begruben, doch dann hatte er zu Sonnenhoch plötzlich seine Meinung geändert. Flammenblüte hatte sich schon damit abgefunden gehabt, dass ihre Tochter zwischen fremden Stammeskatzen begraben werden würde, die sie im SternenClan nie treffen würde, schließlich gingen tote Katzen des Stammes des eilenden Wassers nach ihrem Tod zum Stamm der ewigen Jagd über, und war umso erfreuter gewesen, als Herbst ihr unerwartet erzählt hatte, dass sie ihren Vater hatte umstimmen können.

Es schneite nun schon seit sie beim Stamm angekommen waren und der Boden war komplett von der weißen Decke bedeckt, desshalb hatten ein paar Höhlenwächter des Stammes den Schnee neben Federschweifs Grab beiseitegeschoben und ein Loch gegraben. Langsam gingen die vier Katzen darauf zu. Die Pfoten der Katzen versanken tief im Schnee und sie kamen nur zögerlich voran. Vor dem Loch ließen sie sich mit hängenden Köpfen nieder und Flammenblüte und ihr Gefährte beugten sich gemeinsam vor und liesen ihr Junges in die Grube gleiten. Auch wenn sie jetzt wusste, dass Tüpfeljunges eine Familie im SternenClan haben würde, war die Kätzin unglaublich traurig. Sie schaute auf den kleinen Körper herab, der nie einen einzigen Herzschlag hatte tun dürfen und unterdrückte ein klägliches Miauen. Sie würde jetzt stark sein, denn Glutjunges und Ahornjunges brauchten sie.

Die Kätzin wusste gar nicht, wann sie angefangen hatte, ihr Junges Tüpfeljunges zu nennen. Sie wollte sie eigentlich nicht nach einer SternenClan-Kätzin bennenen, da der SternenClan ihre Tochter viel zu früh zu sich gerufen hatte. Jetzt hieß ihre Tochter schon so, denn sie hatte sie allen als Tüpfeljunges vorgestellt. Der Name passte wirklich gut zu der Kleinen. Tiefe Trauer breitete sich in der roten Kriegerin aus. Wenn Tüpfeljunges doch nur leben könnte.

Staubwolke begann mit leiser Stimme zu miauen: "Tüpfeljunges, auch wenn du nie leben durfstest verabschieden wir uns von dir, wie wir uns vor einem ehrenhaften Krieger verabschieden würden: Mit Trauer, Respeckt und der Hoffnung, dich eines Tages im SternenClan wieder zu sehen. Der SternenClan möge deine Pfoten leiten, kleine Kriegerin". Die Kätzin war ihrem Wurfgefährten unglaublich dankbar, dass er immer die richtigen Worte fand. Er wusste nicht, wie ihre Tochter gewesen wäre, ob sie eine tolle Jägerin geworden wäre, oder ob sie Heilerin hätte werden wollen. Er wusste nur, dass es ihre Tochter war und das war ihm genug, um sie mit Worten zu ehren, die einem großen Krieger würdig gewesen wären.

Unvermittelt wimmerte Flammenblüte auf. Sie selbst wusste nicht, was sie zu Tüpfeljunges sagen wollte. Sie wusste nicht, wie sie ihren Stolz und ihre Trauer in Worte fassen sollte. Regenpelz drückte sich tröstend neben sie, aber die trauernde Königin bemerkte es kaum. So verlassen lag der winzige, graue Körper mit seinen roten Tupfen in der Grube. "Lebe wohl Tüpfeljunges. Du...du wirst mit dem SternenClan jagen, bis wir dich dort eines Tages, wenn unsere Zeit gekommen ist wiedertreffen und dann werden wir dir erzählen können, wie sehr wir gewünscht hätten, dass du gelebt hättest. Bis dahin hoffen wir, dass es dir unsere Ahnen erzählen. Der SternenClan möge... möge dich wie eine große Kriegerin willkommen heißen" miaute Regenpelz neben ihr mit belegter Stimme. Seine Augen blauen Augen glitzerten vor Traurigkeit. Jetzt wäre es an der Flammenfarbenen, etwas zu sagen, aber sie bekam keinen Laut heraus. Ihre Kehle war wie zugeschnürrt. Schneeflocken fielen in steter Geschwindigkeit vom Himmel und über zogen Tüpfeljunges Körper langsam mit einer weißen Schicht.

Durch den Schnee konnte die Kätzin kaum bis zum Wasserfall sehen. Sie wusste, dass sie sich jetzt von ihrem Jungen verabschieden sollte, damit sie eingegraben werden konnte, aber sie war nicht dazu in der Lage etwas anderes, als ein wimmern von sich zu geben. Plötzlich sah sie, wie zwei Gestalten, gefolgt von einer kleineren an der anderen Seite des Grabes erschienen. Die grauen Pelze der beiden Katzen, waren fast nicht zu sehen, aber Flammenblüte konnte ganz genau die roten Tupfen auf dem Fell, der kleineren Gestalt ausmachen. Tüpfeljunges. Es war ihre Tochter. Dann waren die beiden anderen wohl... Federschweif und Schlammfell. Mami ich hab dich lieb, hörte sie die sanfte Stimme ihrer Tochter in ihrem Kopf. Du kannst das, miaute Schlammfell und dass seine bernsteinfarbenen Augen glitzerten, sah die Kätzin auch durch die Schneeflockenwand hindurch. Neben ihm nickte Federschweif zustimmend.

Leise flüsterte Regenpelz ihr ins Ohr: "Willst du nichts sagen? Tüpfeljunges wird jetzt gleich begraben"

Flammenblüte wusste zwar nicht, was sie sagen wollte, aber sie konnte auf gar keinen Fall zulassen, dass ihre Tochter begraben wurde, ohne dass sie sich von ihr verabschiedet hatte. Zitternd begann sie zu sprechen: "Tüpfeljunges. Du wurdest zum SternenClan gerufen, noch bevor du deine Augen zum ersten Mal öffnen durftest. Noch bevor du das erste Mal die unglaubliche Luft des Waldes, oder irgendeine andere Luft einatmen durftest. Noch bevor du wusstest, was es bedeutet zu Leben. Was es bedeutet eine Clankatze zu sein." Etwas sicherer fuhr sie fort, "Aber ich weiß, du wärst eine großartige Kriegerin geworden und hättest mich mit stolz erfüllt. Jetzt wirst du eine Kriegerin im SternenClan werden. Du wirst dort eine Familie haben und du wirst über deine Familie, die noch unter dem Silberflies verweilt, wachen." bei diesen Worten nickten die drei SternenClan-Katzen mit glitzernden Augen. "Eines Tages werden wir dich wiedersehen und du wirst unser Herz mit Stolz erfüllen. SternenClan, leite ihre Pfoten, damit ich sie eines Tages als meine Tochter, als eine Kriegerin an meiner Seite wissen darf, wenn ich mich euch anschließe. Bis dahin, lebe wohl, meine Tochter" Die letzen Worte hatte Flammenblüte nur noch geflüstert. Zitternd kauerte sie sich noch tiefer in den Schnee. Das werde ich Mami, miaute Tüpfeljunges leise. Langsam lösten sich die drei Katzen mit Sternenstaub in ihrem Fell auf.

Mit zitternden Beinen erhoben sich die vier trauernden Katzen und begannen, mit Erde Tüpfeljunges Körper zu bedecken. Schnell konnte die orangene Königin ihre Tochter nicht mehr sehen. Als das Loch, dass dem getupften Jungen als Grab diente verschüttet war, machte sich die kleine Gruppe langsam auf den Weg zurück in die Höhle hinter dem Wasserfall. Als sie den Pfad hinaufkletterte rutschten Flammenblütes Pfoten immer wieder auf dem von Schnee bedeckten Felsen ab. Als sie zitternt und vollkommen druchnässt die Höhle erreicht hatte, rannte sie, ohne sich nach ihren Begeleitern umzusehen in die kleine Höhle, in der ihre beiden verbliebenen Jungen warteten. Glutjunges und Ahornjunges hatten bestimmt schon Hunger.

"Sie werden den Stamm verlassen, sobald die Berge passierbar sind. Ich will diese Katzen nicht bei uns haben." knurrte eine tiefe Stimme aus der Höhle, in der Flammenblütes Junge schliefen. "Diese Katzen haben nichts unrechtes getan" antwortete Herbst wo Blätter fallens Stimme. "Sie wollen dich mir wegnehmen" fauchte die tiefe Stimme. Die Königin blieb verwundert stehen, spitzte ihre Ohren und lauschte. "Wieso sollten sie mich dir wegnehmen wollen, Vater?" miaute Herbst verzweifelt. Dann musste die tiefe Stimme wohl Sager von den spitzen Steinen gehören. "Der Stamm der ewigen Jagd hat mich gewarnt. Du wirst sie nicht begleiten. Du bist meine einzige Tochter!" fauchte Steinsager. Flammenblüte hörte, wie er sich umdrehte und versteckte sich schnell hinter einem kleinen Felsen. Der alte Kater lief langsam den Gang hinunter, ohne die flammenfarbene Kriegerin zu bemerken. Als seine Schritte verklungen waren, wagte sie sich wieder hinter dem Felsen hervor und betrat ihre Jungenhöhle.

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Ich weiß, es hat dieses Mal länger gedauert, bis es wieder ein Kapitel gab, aber ich war leider sehr beschäftigt. Zum Glück sind demnächst Ferien :D Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen.

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt