„Das wird jetzt weh tun, Düstersturm“, murmelte Gelbpfote durch zusammengebissene Zähne. Die weiß-graue Schülerin hatte es geschafft, dass sich Kämpferherz‘ Atmung stabilisiert hatte. Auch wenn sie nichts versprechen konnte, war es eine enorme Erleichterung für alle anwesenden. Und jetzt war Düstersturm an der Reihe. Der schwarze Krieger wimmerte verzweifelt vor sich hin. Flammenstern würde ihm so gerne helfen, aber sie konnte nichts tun. Gelbpfote beugte sich über ihn und packte das Aststück, das ihm im Auge steckte mit den Zähnen. Mit einem Kopf nicken bedeutete sie Rabensturm und Regenpelz Düstersturm fest zu halten. Bei der Berührung der beiden zuckte er zusammen. Mit einem Ruck zog Gelbpfote den Ast aus seinem Auge. Düstersturm zuckte zurück und jaulte schmerzverzerrt auf. Alle umstehenden zuckten zusammen.
Dort wo bis zum Kampf gegen die Hund sein blaues Auge gewesen war, befand sich nun eine tiefe Wunde. Von dem Auge war wie es aussah nichts mehr übrig. Wie sollte sich Düstersturm denn jetzt zurechtfinden? Wie sollte er noch jagen oder kämpfen? Flammenstern erinnerte sich an Langschweif, der, seit er sein Augenlicht verloren hatte, im Ältestenbau festsaß. Würde es dem Krieger genauso ergehen? Und Rennpelz und Kämpferherz? Was würde mit ihnen sein, wenn sie ihre Verletzungen überlebten? Auch Staubwolkes Pfote machte ihr Sorgen. Was wenn er nie wieder richtig laufen können würde? Würde er von seinem Posten als Zweiter Anführer zurücktreten müssen? Flammenstern konnte gar nicht fassen, was dieser eine Kampf ihrem Clan alles gekostet hatte. Sollte sie wirklich drei, wohlmöglich vier ihrer Krieger verlieren?
Gelbpfote begutachtete das Gesicht des Kriegers ausführlich, dann drehte sie sich zu der flammenfarbenen Anführerin um. „Ich brauche Mohnsamen. Viele, auch Kämpferherz braucht unbedingt welche. Beinwell für die gebrochenen Knochen wäre gut. Ringelblume brauche ich auch für beide, für den Fall das sich etwas entzündet“, erklärte die weiß-graue Schülerin und untersuchte Düstersturm auf weitere Verletzungen. Polarlicht sprang von ihrem Platz neben Kämpferherz auf. „Ich gehe die Pflanzen suchen“, murmelte sie und schien erleichtert von hier wegzukommen. Ob sie überhaupt wusste, wie besagte Kräuter aussahen, wusste Flammenstern nicht, hoffte aber sehr darauf. Sie brauchten die Medizin. Und zwar schnell.
Regenpelz kam zu ihr herüber und schmiegte sich an sie. Auch er hatte mehrere Wunden die behandelt werden mussten, aber keine war sehr tief. Flammenstern war froh ihren Gefährten bei sich zu haben und vergrub ihre Schnauze in seiner Flanke. Der dunkelgraue Kater flüsterte: „Es wird alles wieder gut. Wir werden das schaffen.“ Flammenstern nickte nur, war sich da aber nicht so sicher. Sie hatte den Katzen, die sich ihrem Clan anschlossen Sicherheit versprochen. Und was war jetzt? Klingenpelz und Rehfarn waren Tod. Kämpferherz lag im Sterben und Rennpelz und Düstersturm waren schwer verletzt.
„Gelbpfote? Woher weißt du das alles eigentlich?“, fragte Rabensturm verwundert, während diese ihn untersuchte. Sowohl Gelbpfote als auch Flammenstern versteiften sich augenblicklich. Sie hatte gewusst, dass so eine Frage irgendwann aufkommen würde, trotzdem war sie nicht darauf vorbereitet. Gelbpfote runzelte verwirrt die Stirn. Sie wusste selbst nichts von der Widergeburt, wie sollte sie es also erklären? Am besten wäre wohl, die Anführerin würde Gelbpfote selbst eine Antwort erfinden lassen. „Ich habe keine Ahnung“, murmelte die Schülerin und betrachtete nachdenklich ihre Pfoten. Irgendwann würde Flammenstern ihnen die Wahrheit sagen müssen. Doch wie würden sie es aufnehmen? Sie würde den SternenClan um Rat fragen, nahm sie sich vor. Die Sternenkatzen hatten dafür gesorgt, dass ihr Clan zur Hälfte aus Wiedergeburten bestand, also würden sie bestimmt auch einen Plan haben, wie sie es diesen erklären wollten.
Rabensturm musterte erst Gelbpfote, als würde er sich sicher sein, dass sie log, dann wanderte sein Blick zu ihr. Das Misstrauen stand ihm ins Gesicht geschrieben. Es war nicht das erste Mal, dass der schwarze Krieger sie so ansah. Damals, als Geißel aufgetaucht war, und auch als er dachte, dass bei allen Würfen von FeuerClan-Kätzinnen etwas schief gehen würde, hatte er sie genauso betrachtet. Er vertraute ihr nicht vollständig, wurde es der flammenfarbenen Anführerin klar. Doch konnte sie ihm das wirklich übel nehmen? Flammenstern wusste um die Vergangenheit des Katers. Er hatte seinem Mentor vertraut, doch dieser brachte vor seinen Augen den damaligen Zweiten Anführer des DonnerClans, Rotschweif, um und wollte auch Rabensturm töten. Nach einem solchen Erlebnis musste es schwer sein, Katzen wirklich zu trauen. Er musste spüren, dass sie ihm etwas verheimlichte. Aber konnte sie es wagen, ihm die Wahrheit zu erzählen?
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Fanfiction"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...