Als Blaupfote den Bau betrat, schnappte Geißel hörbar nach Luft. Seine Augen wurden riesig und er zögerte einige Augenblicke, bevor er stotterte: „Bl…Blaustern? Was…?“ Die junge Kätzin musterte den Kater misstrauisch. „Ähm nein. Ich bin Blaupfote.“ Der schwarze Kater schaute sie abwesend an, bis Memory ihn mit der Nase anstupste und er hochschreckte. Die sandfarbene Kätzin flüsterte ihm etwas ins Ohr und er nickte. „Ich wollte euch ja erzählen, wieso ich hierher gekommen bin“, fing er an und Flammenstern nickte zustimmend. Sie setzte sich dem ehemaligen Anführer des BlutClans gegenüber und wartete gespannt auf seine Erklärung.
„Ich habe in meinem Leben viele Fehler begangen und einen Teil davon möchte ich wieder gutmachen. In der Zeit, als ich tot im Nichts herumirrte wurde mir eines klar: Die Clans konnten nichts für das, was mir angetan wurde. Es gibt nur zwei Kater, die Schuld hatten und das waren Tigerstern und Stachelkralle. In meiner Wut auf diese Katzen übertrug sich diese Wut auf alle Clankatzen und ich tat ihnen unrecht. Ich möchte dieses Unrecht wieder etwas ausgleichen, indem ich euch helfe zu eurem Ziel zu gelangen. Ich will…“ Rabensturm unterbrach ihn und fauchte angewidert: „Du willst also dich selbst aus dem Nichts, in dem du gewandelt bist befreien, habe ich das richtig verstanden?“ Geißel zögerte einen Moment, dann seufzte er: „So mag es für dich vielleicht klingen, aber es ist wirklich mein Ernst. Memorys Ahnen haben mir angeboten, dass ich zu ihnen kommen könnte, aber bevor ich das tue, will ich meine Fehler wiedergutmachen.“ Rabensturm nickte, kniff seine Augen aber misstrauisch die Augen zusammen.
Regenpelz räusperte sich und knurrte: „Von mir aus kannst du wieder verschwinden. In dem Kampf gegen dich und deinen krähenfraßfressenden Clan verlor mein Vater sein Leben. Ich war gerade einmal ein Junges und alles, woran ich mich von meinem Vater Weißpelz erinnern kann, ist sein weißes Fell! Du bist schuld, dass ich keine Erinnerungen an ihn habe und dass ich ohne Vater aufgewachsen bin!“ Dann sprang er auf und stürmte aus dem Bau.
Flammenstern wollte ihm hinterher, aber Staubwolke blockierte ihr den Weg. „Er braucht Zeit.“ Sie setzte sich wieder und unangenehme Stille trat zwischen ihnen ein. „Ähm…ja. Wie genau meinst du dass, das Tigerstern und Stachelkralle, wer auch immer das ist, schuld sind?“ Froh über den Themenwechsel begann Geißel zu berichten: „Ich wurde als Hauskätzchen geboren und hatte zwei Geschwister, die mich ständig hänselten, weil ich so klein war. Als ich von zuhause weglief, traf ich im Wald auf Tigerpfote und seinen Mentor Stachelkralle, die mich, damals ein schutzloses Junges, angriffen und beinahe töteten. Blaupelz rettete mich und trotzdem schwor ich ewige Rache an den Clans des Waldes. Die Angst, die ich damals empfand, verwandelte sich in Wut und diese Wut leitete mich auf meinem Weg zum Anführer des BlutClans und Mörder. Ich habe Fehler begangen und habe es erst im Tod erkannt.“ Zum Ende seiner Geschichte hin, wurde die Stimme des schwarzen Katers flehend, fast verzweifelt.
Flammenstern warf Staubwolke einen Blick zu, den der Schildpattkater ohne zu blinzeln erwiderte. Sie wusste, dass sich ihr Bruder dasselbe wie sie fragte: Kann man Geißel trauen?
Memory stand auf und verkündete: „Meine Ahnen und ich haben uns entschieden, Geißel bei uns aufzunehmen, weil er ein sehr ähnliches Leid wie wir erlitten hat. Einst, war meine Mutter eine WolkenClan-Schülerin, bevor dieser sich auflöste…“ Kampfpfote zuckte mit den Ohren und fiel der sandfarbenen Kätzin ins Wort: „WolkenClan? Noch nie davon gehört!“ Mit einem schwanzschnippen bringt Rabensturm seinen Schüler zum verstummen, auch wenn allen Katzen die gleiche Frage ins Gesicht geschrieben steht. Memory ignorierte den Schüler und fuhr fort: „Als er sich auflöste, stand sie alleine da, ihre Mutter war Tod und keine Katze interessierte sich für sie. Ihr Name war Kampfpfote wie die dieses jungen Katers.“ Mit dem Schweif deutete sie auf den gescheckten Schüler, der interessiert seine Ohren spitzte. „Sie lief planlos den Flusslauf entlang, bis sie irgendwann in einem Zweibeinerort eine Gabelung des Flusses und so folgte sie nun nicht mehr dem eigentlichen Fluss, sondern nur einer Abzweigung. Irgendwann fand sie einen geeigneten Ort zum Leben und mehrere Katzen schlossen sich ihr an. Sie nannte sich Kampfherz und irgendwann wurde ich geboren. Noch heute leben mehrere Katzen, die von uns abstammen an diesem Ort, doch sie sind orientierungslos. Sie brauchen eine neue Anführerin und einen Clan! Flammenstern, wirst du sie in den FeuerClan aufnehmen?“ Etwas überrumpelt von dieser Frage musste sie erst einmal darüber nachdenken. Es würde mehr Krieger für den FeuerClan bedeuten, aber vielleicht waren es auch alles verweichlichte Hauskätzchen, die weder Kämpfen noch Jagen konnten. „Sie sind gute Jäger, das Kämpfen müsste man ihnen aber noch beibringen. Sie stammen vom WolkenClan ab, deshalb wird es nicht sehr schwer sein, es ihnen zu lehren.“ Zögernd nickte die flammenfarbene Kätzin Memory zu. „Wenn sie wirklich so sind wie du sagst, dann dürfen sie sich uns anschließen, wenn sie das wollen!“ Dankbar zuckte die tote Kriegerin mit den Ohren. "Wer der WolkenClan war, erkläre ich euch ein anderes Mal, aber ich schätze, dass ihr dort hinmüsst, denn sie leben am Ursprung des Flusses." Verwundert riss Flammenstern die Augen auf. Sie mussten also zum WolkenClan. ...zu den Wolken gehen und Feuer sein... natürlich!
Mit einem schnellen Biss in den Nacken tötete Blaupfote die Amsel und Flammenstern nickte ihrer Schülerin anerkennend zu. Die junge Kätzin wurde Tag zu Tag besser im Kämpfen und Jagen und es würde wohl gar nicht mehr allzu lange dauern, biss die Anführerin die blaugraue Schülerin zur Kriegerin ernennen konnte.
Zwei Sonnenaufgänge waren seit dem Gespräch mit Geißel und Memory vergangen. Regenpelz hatte kein Wort mehr über seine Vorwürfe gegenüber Geißel gesagt, aber sie wusste, dass es ihm immer noch zu schaffen machte. Sie folgten den beiden den Fluss entlang, doch ansonsten hielten die Katzen des FeuerClans sich auf Abstand den fremden Katzen gegenüber.
„Sehr schön, Blaupfote!“ Bei dem Lob strahlten die blauen Augen der Schülerin. Langsam trotteten sie zurück zu ein paar Schilffarnen am Rand des Flusses, wo der FeuerClan rastete. Flammenstern selbst trug eine Wühlmaus und ein Eichhörnchen im Maul und das Wasser lief ihr bei dem Duft der noch warmen Körper im Maul zusammen. Ihre Jungen kamen ihr entgegengesprungen, dicht gefolgt von Rabensturms Töchtern. „Flammenstern! Flammenstern! Ich habe gerade eine Maus gefangen!“ Winterjunges strahlte vor Freude und hüpfte wild im Kreis herum. Wasserjunges warf ihrem Bruder einen eifersüchtigen Blick zu. Schnurrend ließ die flammenfarbene Kätzin ihre Beute fallen und beglückwünschte Winterjunges zu seinem Fang, dann drehte sie sich zu ihrer Tochter um und schnurrte aufmunternd: „Das nächste Mal fängst du auch etwas und wer weiß, vielleicht ist es dann ja eine viel größere Maus als die von Winterjunges!“ Schwanzwedelnd sprang sie nun zu Glutjunges: „Hast du das gehört? Beim nächsten Mal mache ich den großen Fang!“ Der feuerrote Kater schlug spielerisch nach ihr. „Nicht wenn ich dir zuvorkomme, Schwesterchen!“ Dann sprangen alle Jungen wieder zurück zu Herbst, die sich schon suchend nach ihnen umschaute.
Flammenstern freute sich, dass Glutjunges, Ahornjunges, Wasserjunges und Winterjunges sich nun als Geschwister ansahen. Sie hatte sich anfangs Sorgen gemacht, dass ihre leiblichen Jungen ein Problem mit den neuen Geschwistern haben könnten.
Sie nahm ihre Beute wieder ins Maul und trottete neben Blaupfote zum Schilf, als sie plötzlich ein Platschen hörte. Es war nicht irgendein platschen. Es hörte sich stark nach einer Katze an. „HILFE!!!!“ Flammenstern erkannte diese Stimme. Und eines wusste sie sicher. Die Besitzerin dieser Stimme konnte nicht schwimmen.
4,1 k reads? Ihr seid echt toll :D So derjenige, der als erstes richtig kommentiert, wer ins Wasser gefallen ist, bekommt dieses Kapitel gewidmet. Jeder hat nur eine Stimme! Wenn ihr mehrere Möglichkeiten angebt, wird euer Kommentar ignoriert ;)
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Fanfiction"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...