„Steinsager, wir wollen dir und deinem Stamm danken, dass er uns aufgenommen hat, als wir eure Hilfe so dringend brauchten. Die Clans stehen ein weiteres Mal in eurer Schuld“ miaute Flammenblüte und nickte dem alten Kater würdevoll zu. Sie stand zusammen mit Regenpelz, Staubwolke, Charly und ihren beiden Jungen in der Mitte der großen Höhle hinter dem Wasserfall.
Die Katzen des Stammes standen und saßen in kleinen Grüppchen am Rand und beobachteten das Geschehen. Steinsager stand Flammenblüte gegenüber und starrte sie mit funkelnden Augen an. Er flüsterte etwas, doch die Kätzin konnte ihn auf Grund des Rauschens des Wasserfalls nicht verstehen. Es hatte aber nicht den Anschein, als wäre das, was der Seher des Stammes gemurmelt hatte für ihre Ohren bestimmt gewesen, denn er schien keine Antwort zu erwarten. Seine Augen wurden trüb, er wandte seinen Blick von der Clankatze ab und blickte in Richtung des Wasserfalls, aber es machte nicht den Eindruck, als würde er dort irgendetwas sehen, eher, als würde er ins Nichts schauen.
Nervös kratzte Flammenblüte mit ihren Krallen über den kalten, steinigen Höhlenboden. Sie wollte den Stamm endlich verlassen. Es kam ihr vor, als wären Monde vergangen, seit sie hier angekommen waren, dabei war es nur ein Halbmond. Ahornjunges und Glutjunges waren jetzt alt genug um die Reise zu überleben und der Schneefall war weit genug zurückgegangen um ohne allzu große Probleme die Berge zu verlassen.
Als Steinsager seinen Blick wieder auf die Clankatzen richtete blinzelte er mehrmals bevor er mit schwacher Stimme miaute: „Die Clans stehen nicht in meiner Schuld, weil Federschweif uns vor Scharfzahn gerettet hat und wir dies nie zurückzahlen können. Aber seid gewarnt, wenn ihr meinem Stamm etwas wegnehmt, wird das Folgen haben.“ Für andere Katzen hätte dies wohl gewirkt, als würde der Alte sie davor warnen, dem Stamm keine Frischbeute zu stehlen, aber die Clankatzen zuckten unter seinen Worten zusammen. Der Kater würde Herbst im Auge behalten und es würde ihr sehr schwer werden zu fliehen. Staubwolke dachte wohl dasselbe, denn er schaute seine Wurfgefährtin besorgt an.
Plötzlich jaulte es zu Flammenblütes Pfoten wütend auf und die Königin blickte sich verwirrt um. Vor ihr kämpften auf dem Höhlenboden ihre beiden Jungen. „Nimm das du böser SchattenClan-Krieger“ jaulte Ahornjunges und warf sich auf ihren Bruder. Die Kleinen kullerten über Steinsagers Pfoten und der Kater fauchte wütend auf, hob seine Pfote und fuhr die Krallen aus. Der Alte wollte ihre Jungen schlagen! Wütend knurrte Flammenblüte auf und wollte sich auf den braunen Kater stürzen, aber Regenpelz packte sie am Nackenfell und zog sie zurück, während Staubwolke sich die beiden Jungen schnappte. „Das ist nicht sehr hilfreich“ flüsterte der graue Krieger, bevor er sie los lies.
Die flammenfarbene Kätzin wollte den Anführer des Stammes des eilenden Wassers zur Rede stellen, aber Staubwolke fuhr ihr mit seiner Schwanzspitze über ihre Schnauze und miaute: „Wir werden jetzt gehen. Mögen die Sterne den Stamm erhellen und leiten.“
Flammenblüte wollte den Kater nicht so einfach davon kommen lassen. Da hatte dieses Stück Krähenfraß doch wirklich versucht ihren zwei Jungen schmerzen zuzufügen! Sie fuhr ihre Krallen aus und machte sich zum Sprung bereit, aber da stoß Staubwolke sie mit dem Kopf in die Flanke, als Zeichen, dass es Zeit war zu gehen. Der schildpattfarbene Kater hatte Recht. Sie mussten jetzt gehen, damit sie möglichst weit vor Sonnenuntergang kamen. Wütend funkelte die Kätzin den braunen Kater mit den grünen Augen an, wandte sich aber ab und folgte ihren Freunden.
Staubwolke und Regenpelz trugen die Jungen, Charly und Flammenblüte folgten ihnen. Als sie den Pfad am Wasserfall vorbei gefolgt waren, kamen sie an Tüpfeljunges Grab vorbei und die Königin blieb stehen.
Mit hängendem Kopf trottete sie zu der Stelle, an der ihre Tochter begraben war, schob den wenigen Schnee, der noch an der Stelle lag mit ihrer Pfote ins Wasser und berührte die Erde mit ihrer Schnauze. Sie würde das Grab ihrer Tochter nie wiedersehen. Sie würde keinen Ort haben, an dem sie um die Kleine trauern konnte. Aber sie musste weiter. Es gab eine Prophezeiung zu erfüllen.
Sie drehte sich um und ging zu ihren Freunden, die am Rand des Abhangs, dem sie folgen würden stehen geblieben waren, um auf sie zu warten. Staubwolke und Regenpelz scharrten nervös im Schnee und Ahornjunges und Glutjunges saßen bei ihren Füßen. Charly stand etwas abseits und zog die Augen zusammen. „Wenn wir außer Hörweite sind, will ich wissen, was los ist“ flüsterte er Flammenblüte ins Ohr. „Geht klar“ antwortete sie etwas verwundert, dass dem Kater die Unruhe aufgefallen war. Seit sie beim Stamm waren hatte er die meiste Zeit geschlafen oder müde vor sich hingestarrt, wenn man den Moment an dem Tag vergaß, an dem die Kätzin von Staubwolkes Liebe zu Herbst erfahren hatte, außer Acht ließ.
Als die beiden zum Rest der Gruppe aufgeschlossen hatten, winselte Ahornjunges: „Mami, warum war der Kater so böse? Wir haben ihm doch nichts getan“ Die kleine hellorangene Kätzin mit dem dunkelroten Schweif blickte ihre Mutter mit großen Augen an. „Ich weiß es nicht meine Kleine“ miaute Flammenblüte tröstend und fuhr ihrer Tochter liebevoll mit der Zunge durch das weiche Fell. An die zwei gewandt fuhr sie fort: „Ihr beiden müsst aufpassen, dass ihr erwachsenen Katzen nicht in die Quere kommt, damit so etwas nicht noch mal passiert, verstanden?“ Die roten Jungen nickten ernst und die flammenfarbene Königin strich ihnen führsorglich mit der Zunge über den Kopf.
Regenpelz fuhr mit seinen Krallen durch den Schnee und miaute: „Wir müssen weitergehen“ dann schüttelte er den Kopf, „warum haben sie uns keine Wachen mitgegeben? Der Stamm hat uns immer Wachen mitgegeben, damit wir auch aus ihrem Territorium herausfinden. Warum dieses Mal nicht?“ Das war Flammenblüte noch gar nicht aufgefallen. Auf der großen Reise hatten ein paar Höhlenwächter die Clans bis zum Fuß der Berge begleitet und auch bei der Reise zum Wassernest der Sonne war dies der Fall gewesen, wie Eichhornschweif erzählt hatte. „Sie werden uns wahrscheinlich folgen. Steinsager will sichergehen, dass Herbst nicht mit uns kommt und hat deswegen uns und bestimmt auch sie in dem Glauben gelassen, dass wir unbeobachtet sind. Wir müssen vorsichtig sein, was wir sagen“ flüsterte Stauwolke, sodass er kaum zu hören war. „Was hast du gesagt? Ihr jungen Katzen redet immer so leise, da kann euch doch keiner verstehen!“ miaute Charly mit peitschendem Schweif. Regenpelz, Staubwolke und Flammenblüte schnurrten amüsiert, dann wurden sie wieder ernst.
„Staubwolke, Regenpelz, ihr nehmt Ahornjunges und Glutjunges. Ich führe uns an, Staubwolke und Charly laufen hinter mir. Regenpelz, du bildest den Schluss“ miaute die flammenfarbene Kätzin bestimmt. Die drei Kater nickten und ihre beiden Clangefährten packten die Jungen beim Nackenfell. Mit vorsichtigen Schritten bahnte sich die Königin einen Weg durch die vereisten Felsen. Die Katzen mussten der aufgehenden Sonne folgen. Zurück zum alten Wald.
Zu dem Wald, in dem Flammenblüte, Staubwolke und auch Regenpelz geboren wurden. Zu dem Wald in dem ihre Ahnen geboren waren und gelebt hatten. Zu dem Wald, der zerstört wurde.
Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :D Ich wollte heute eigetlich etwas für die Schule machen, aber naja...
Ich bedanke mich für die 1,041 k reads. Und natürlich auf für die 104 votes und die 30 Kommentare. Ihr seid die besten :)
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Hayran Kurgu"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...