Kapitel 36

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  • Gewidmet Papa
                                    

Nase an Nase verabschiedete sie sich von den beiden. Flammenstern hatte gewusst, dass Graustreif sie wieder verlassen würde, aber trotzdem stimmte sie es unglaublich traurig, ihren ehemaligen Mentor, den sie so lange  tot geglaubt hatte, wieder gehen zu lassen. „Möge der SternenClan eure Schritte leiten und euren Weg erleuchten! Wir werden uns wiedersehen. Richte im DonnerClan meine Grüße aus. Ich weiß nicht einmal, ob sie wissen, dass wir noch leben.“ Auch Graustreif wirkte traurig, dass sie gingen. „Ich wünsche euch dasselbe! Ich werde Feuerstern alles erzählen. Wir werden uns wiedersehen.“ Der graue Kater leckte ihr aufmunternd über die Stirn. „Auf Wiedersehen!“, schnurrte auch Millie und die Katzen des FeuerClans verabschiedeten sich nun alle nacheinander. Rabensturms Blick war immer noch unendlich traurig, aber er riss sich zusammen und verabschiedete sich von seinem alten Freund und dessen neuer Gefährtin.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, trotzdem wollte Flammenstern noch heute aufbrechen. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um Rabensturm und hoffte, dass es ihm leichter fiele, wenn er nicht die ganze Zeit an ihrem Grab vorbeilaufen müsste. Sie packte Lilienjunges am Nackenfell und trabte auf das Moorland zu, welches früher einmal das WindClan-Territorium gewesen war. Ihr Clan folgte ihr. Rabensturm und Regenpelz trugen auch jeweils ein Junges, aber Winterjunges, Wasserjunges, Glutjunges und Ahornjunges liefen. Wenigstens kurze Zeit, konnten sie selbstständig laufen, auch wenn sie nach einiger Zeit müde werden würden.

Die Schüler rannten voraus und beschnüffelten einen Busch nach dem anderen. Wonach sie suchten, wusste die flammenfarbene Anführerin nicht, aber es schien ihnen Spaß zu machen. Bald rannten ihnen auch die älteren Jungen hinterher und sie tollten quiekend umher. Staubwolke bedachte dies immer wieder mit einem genervten Kopfschütteln, sagte aber nichts. Flammenstern wusste, dass sie die Scheune nicht vermissen würde. Sie schlief viel lieber im freien, wenn sie das Silbervlies über sich glitzern sehen konnte und außerdem barg sie nun die Erinnerung an Rehfarns Tod.

Nach einiger Zeit hatten sie das Moor erreicht. Die Katzen blieben auf einer kleinen Anhöhe stehen und betrachteten diesen spärlich mit Sträuchern bewachsenen Ort. Die Sonne der Blattfrische wärmte ihre Pelze auf. Als Flammenstern ihre Glutjunges betrachtete fühlte sie sich unglaublich an ihren Vater und an ihre Schwester erinnert. Sein Fell schien fast zu brennen und die Sonne verstärkte diesen Effekt noch. Regenpelz neben ihr schien derselbe Gedanke gekommen zu sein. Er setzte Lavendeljunges ab und nickte in Richtung seines Sohnes. „Er sieht aus wie dein Vater, und wie du.“ Sie nickte und gerade, als sie darauf antworten wollte, krächzte Charly: „Ist das ein Wunder? Er sieht aus wie das Feuer, das in deiner Familie liegt. Eichhornschweif, Feuerstern, du, deine Jungen… ihr alle strahlt Mut, Stolz und Intelligenz aus. Ich würde meinen Schwanz darauf verwetten, dass der Kleine auch irgendwann eine Prophezeiung bekommt oder Anführer wird, oder sowas.“ Staubwolke, der zu ihnen gestoßen war, legte den Kopf schief, als er etwas sagen wollte, wurde er genau wie sie vorher von dem Ältesten unterbrochen: „Staubwolke hat es auch. Er ist zwar nicht komplett orange, sondern orange mit weiß, hellbraun und allem möglichen anderen gemischt, aber er hat dieselbe Ausstrahlung. An euch ist etwas Besonderes…“ Er verstummte. Dann trottete er die Anhöhe hinunter, direkt in das ehemalige WindClan-Territorium hinein.

Verwirrt und aufgewühlt von diesem Gespräch, schnappte Flammenstern sich wieder Lilienjunges und folgte dem alten Kater. Auch der Rest des Clans setzte sich wieder in Bewegung.

Sie hingen alle ihren Gedanken hinterher und trabten durch das matschige Moorland. Auf einmal rannte Kampfpfote davon. Er rannte über das Moor in Richtung eines Zweibeinernestes und Rabensturm legte seine Tochter ab um nach ihm zu rufen. Gerade als er sein Maul öffnen wollte, kam Streifenpfote angerannt und schüttelte energisch den Kopf. „Er hat ein riesiges Kaninchen gesehen! Er wird es fangen, wenn du ihn lässt.“ Der schwarze Kater nickte, hob Fliederjunges wieder hoch und trottete mit hängendem Kopf weiter, sodass seine Tochter fast den Boden berührte. Flammenstern war froh, dass der Krieger schon wieder so viel Lebenswillen entwickelt hat, um mit ihnen zu kommen. Vielleicht war er aber auch nur hier, weil er wusste, dass seine Junge Milch brachten, die er ihnen nicht geben konnte.

Kurz darauf kam Kampfpfote mit einem Kaninchen, das fast so groß war, wie er selbst im Maul zurück. Die restlichen Schüler jubelten dem braun gescheckten zu und auch die Krieger nickten anerkennend. Er grinste über beide Ohren, tappte zu Flammenstern herüber und lies seine Beute vor ihre Pfoten fallen. „Hier, du brauchst Milch für die Jungen.“ Die Anführerin musste ein amüsiertes Schnurren unterdrücken. „Ich bin die Anführerin! Ich esse immer als letztes, wenn es nicht genug für den ganzen Clan gibt!“ Staubwolke kam zu ihr und schüttelte energisch den Kopf. „So läuft das aber nicht! Du bist auch eine Königin, die fünf Junge säugen muss! Du kannst froh sein, dass Glutjunges und Ahornjunges schon entwöhnt sind, sonst könntest du nämlich sieben säugen!“ Seufzend legte sie Lilienjunges ab und nahm sich ein paar Bissen von dem Kaninchen. Dann aßen Herbst, die in einem Halbmond ihre Jungen bekommen würde und die beiden orangenen Jungen, da sie schon Fleisch fressen konnten. Erst jetzt nahm sich der Rest des Clans etwas von der Frischbeute.

Frisch gestärkt liefen sie weiter und machten sich auf die suche nach dem Fluss. Sie waren immer noch im ehemaligen WindClan-Territorium, aber es durfte nicht mehr sehr weit bis zum FlussClan sein. Und dann wären es nur ein paar Fuchslängen bis zum DonnerClan… Die flammenfarbene Kätzin seufzte resigniert. Sie würde nur Zweibeinernester finden, wenn sie dort hingingen. Das beste wäre wohl, keinen Blick in ihre alte Heimat zu werfen, denn das würde sie unglaublich traurig machen.

Herbst und Staubwolke trugen nun Winterjunges und Wasserjunges, weil sie kaum noch Laufen konnten. In der Ferne konnte Flammenstern schon das rauschen des Flusses hören. Sie spitzte die Ohren. Es war gar nicht mehr weit! Plötzlich hörte sie ein Krachen. Eine Katze jaulte verängstigt.

Sie war besorgt, dass einer Katze ihres Clans etwas passiert sein könnte. Schnell zählt sie die anwesenden Katzen. Sieben Junge, fünf Schüler, drei Krieger, eine Königin und sie selbst. Als erstes dachte sie, es wären alle da, doch dann schoss es wie ein Blitz durch ihren Kopf: Charly fehlte! „Chalry?“, jaulte sie und alle schauten verwundert zu ihr. Er war nicht da.

Flammenstern lies Lilienjunges naben Blaupfote, die ein paar Schwanzlängen von ihr entfernt stand fallen und rannte in Richtung des Rauschens. War der gestreifte etwa in den Fluss gefallen? Das konnte er nicht überleben! Sie erinnerte sich an Feuersterns Geschichten über Blausterns Tod. Als sie am Rand der Klippe angekommen war, starrte sie ein paar Herzschläge in den ehemals reißenden Fluss. Früher war es gefährlich auf dem WindClan-Territorium auch nur in die Nähe dieses Ortes zu kommen, denn keiner konnte einen solchen Sturz überleben. Jetzt glich der Fluss eher einem Bächlein. Charly saß fluchend am steinigen Ufer und leckte sich mehrere blutende Wunden. Er war also wirklich hinuntergefallen. „Geht es dir gut?“ Der gestreifte hob den Kopf und schüttelte nur den Kopf. „Mein Bein. Ich glaube, es ist geborchen!“

Dieses Kapitel widme ich meinem Papa! Alles Gute zum Vatertag :) 

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt