Die Sonne ging gerade unter, als Flammenstern ihre Augen aufschlug. Sie musste wirklich lange geschlafen haben. Zu ihrer Verwunderung spürte die junge Anführerin keinen Schmerz in ihrer Lunge, wie sie es erwartet hatte. Der SternenClan musste ihr geholfen haben, denn bei der ungeheuren Menge an Wasser, die sie geschluckt hatte müsste sie sich normalerweise elend fühlen. Langsam setzte sie sich auf. Sie lang im Schatten einer großen Buche in der Nähe des Flusses auf einem weichen Bett aus Moos. Ihr Fell war inzwischen wohl schon getrocknet und wurde nun immer wieder vom warmen Wind der Blattfrische zerzaust.
Als sie sich bewegte sprang Rotpfote, die etwas von ihr entfernt gleich neben dem Baum gelegen hatte, auf und rannte auf sie zu. „Flammenstern! Wie geht es dir? Kann ich dir irgendwie helfen? Hast du ein Leben verloren?“ Die flammenfarbene Kätzin schnurrte amüsiert. „Nur langsam, Rotpfote. Mir geht es gut und nein, ich habe kein Leben verloren.“ Die junge Schülerin atmete erleichtert auf und Flammenstern konnte ihr schon fast ansehen, dass sie darüber nachdachte, wie sie nun als Heilerin des FeuerClans handeln sollte, weil sie mit ihren Pfoten unschlüssig den Boden knetete. „Hast du Hunger?“ Wie zur Antwort, knurrte ihr Magen. „Sieht wohl so aus.“ Sichtlich erleichtert, dass sie helfen konnte, eilte Rotpfote davon.
Flammenstern erinnerte sich wieder, dass die schwarz-weiß gescheckte Schülerin mit den roten Punkten Rotschweifs zweite Chance war. Während sie ihr Fell einer Wäsche unterzog, dachte sie über den SternenClan-Krieger nach. Sie wusste kaum etwas über ihn. Er war der Zweite Anführer des DonnerClans gewesen und von Tigerstern noch recht jung ermordet worden. Außerdem war er Sandsturms Vater und damit ihr Großvater. Es kam ihr seltsam vor, dass sie nur so wenig über ihn wusste. Ihre Mutter hatte ihr kaum von ihm erzählt.
Nachdem Flammenstern ihr Fell geputzt hatte, bemerkte sie, dass ihr Hals sich schrecklich trocken anfühlte. Vorsichtig stand sie auf und trottete zu dem rauschenden Fluss um zu trinken. Als sie in die reißenden Fluten des schmutzig-blauen Wassers blickte, übermannten sie die Erinnerungen das, was vor gar nicht all zu langer Zeit passiert war. Das Wasser. Überall Wasser. Wenn Streifenpfote nicht gewesen wäre, wären sie und Ahornjunges… Ahornjunges! Wie hatte Flammenstern nur vergessen können, was mit ihrer Tochter passiert war.
Ohne auch noch einen Gedanken an das Trinken zu verschwinden drehte sich Flammenstern um und rannte suchend davon. Sie spitzte ihre Ohren und reckte ihre Schnauze in die Luft um die Katzen ihres Clans zu finden. So weit konnten sie doch nicht weg sein!
Sie rannte an der Buche, in deren Schatten sie vorher gelegen hatte, vorbei, ihre Pfoten versanken im weichen Moos und sprang über eine Ansammlung von Wacholdersträuchern hinweg. Beinahe wäre die flammenfarbene Kätzin direkt auf Rotpfote gelandet, die sich mit einem Kaninchen im Maul versuchte sich einen weg durch die dichten gerade zu blühen beginnenden Sträucher zu bahnen. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen jaulte die junge Schülerin auf und sprang flink zur Seite. Empört schnappte die schwarz-weiß-rote Kätzin nach Luft. „Was soll das? Du musst dich doch ausruhen!“ Die junge Anführerin ignorierte Rotpfotes Protest, der sich schon sehr nach einer richtigen Heilerin anhörte und miaute: „Wo sind die anderen? Wo ist Ahornjunges? Geht es ihr gut?“ Mit ruhiger Stimme antwortete die Heilerschülerin: „Die anderen sind gleich hinter diesen Farnen.“ Sie deutete mit der Schwanzspitze hinter sich. „Ahornjunges geht es gut. Regenpelz hat ihr sofort geholfen und als ihr Fell trocken war, ist sie schon wieder rumgehüpft als wäre nichts gewesen. Sie hatte aber große Angst um dich, deshalb hab ich ihr einen halben Mohnsamen zur Beruhigung gegeben. Sie schläft jetzt.“ Erleichtert schnurrte die Anführerin. „Ich danke dir.“ Dann trottete sie auf die Farne zu, hinter denen sie nun schon Gemurmel hören konnte. „Willst du jetzt nichts fressen?“, miaute Rotpfote verwirrt und lief ihr, das Kaninchen hinter sich herziehend, hinterher. Flammenstern blieb stehen und schaute sich nach der jungen Kätzin um. „Wenn ich bei meinem Clan bin und sichergestellt habe, dass es allen gut geht, werde ich fressen. Du weißt doch, Rotpfote, eine Anführerin versorgt immer zuerst ihren Clan.“ Zögernd nickte die getupfte Schülerin.
Flammenstern trat durch die raschelnden, vertrockneten Farne hindurch. Vor ihr befand sich eine kleine, moosbewachsene Lichtung in deren Mitte ein riesiger Ahornbaum mit knorrigen Wurzeln aufragte. Die Lichtung wurde größtenteils von Farnen begrenzt, es wuchs aber auch Ginster an mehreren Stellen. „Flammenstern! Flammenstern!“ Während sie sich noch umgeschaut hatte, hatten die Katzen auf der Lichtung sie bemerkt und nun kamen ihre Jungen auf sie zugerannt. Glutjunges war am schnellsten bei ihr und der junge Kater warf sie fast um, als er verspielt nach seiner Mutter schlug. Winterjunges und Wasserjunges begrüßten sie Nase an Nase. „Wir dachten, du wärst Tod!“, murmelte Wasserjunges mit bebender Stimme. Sanft strich sie ihnen das Fell glatt. „Mir geht es gut. Um mich braucht ihr euch von allen Katzen am wenigsten Sorgen machen. Ich bin die Anführerin des FeuerClans und habe neun Leben.“ Winterjunges musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. „Wie kannst du dir da so sicher sein? Du hast uns doch von Tigerstern erzählt, der alle seine neun Leben auf einmal verloren hat!“ Da hatte der kleine Kater wohl Recht. „Das war ein dummer Zufall, aber mir passiert so etwas nicht. Es war doch sogar gut, dass Tigerstern seine neun Leben auf einmal verlor!“ Der weiße Kater wirkte nicht sehr überzeugt. Flammenstern wurde von weiteren Protesten bewahrt, als Regenpelz sie entdeckte und auf sie zurannte. „Flammenstern! Dir geht es gut! Dem SternenClan sei Dank!“ Der dunkelgraue Kater begrüßte sie schnurrend Nase an Nase beschnüffelte sie dann führsorglich. Als er wohl festgestellt hatte, dass ihr nichts fehlte richtete er sich auf und drückte sich an sie. „Hast du ein Leben verloren?“, flüsterte ihr ins Ohr. Sie schüttelte nur stumm den Kopf und er nickte erleichtert.
Staubwolke winkte ihr mit dem Schweif vom anderen Rand der Lichtung zu, wo er sich mit Herbst Zungen gab. Der Bauch der Kätzin war in letzter Zeit immer mehr angeschwollen und es würde nun überhaupt nicht mehr lange dauern, bis ihre Jungen zur Welt kamen. Er flüsterte seiner Gefährtin etwas zu, worauf sie nickte und einen langen Blick mit dem gelb-rot-weiß-braun-grau gescheckten Kater wechselte. Dann sprang dieser auf und kam auf Flammenstern zu. „Ich habe während du geschlafen hast Patrouillen eingeteilt. Der Frischbeutehaufen ist gefüllt, wir haben alle genug zu fressen bis morgen in der früh. Wenn es dir gut genug geht, brechen wir dann auch auf. Geißel und Memory werden schon nervös.“ Sie schaute sich nach den beiden Katzen um. Sie saßen beide etwas abseits auf den Wurzeln des Ahornbaumes und blickten immer wieder um sich. „Von mir aus können wir gleich morgen weitergehen.“ Staubwolke nickte. „Und noch etwas. Sie meinten, wir würden, wenn wir durch die Stadt gehen schon in fünf Sonnenaufgängen bei Memorys Nachfahren sein. Wenn wir um die Zweibeinerstadt herumgehen dauert es doppelt so lange. Was sollen wir also machen?“ Resigniert seufzte die Anführerin. „Haben wir überhaupt eine Wahl? Sie haben doch nur wenig Zeit. Wir müssen durch die Zweibeinerstadt gehen. Ich bin kein bisschen begeistert darüber. Sag ihnen das bitte, ich schau jetzt nach Ahornjunges. Alle außer die, die Wache haben sollen jetzt fressen und dann schlafen.“ Staubwolke nickte, wandte sich ab und murmelte etwas vor sich hin, als er zu Geißel trottete.
Er war ein guter Zweiter Anführer, dachte Flammenstern bei sich. Sie hatte die richtige Wahl getroffen, als sie ihn ernannte.
Seite an Seite mit Regenpelz lief sie, ihre Jungen hinter sich, zu dem Ginsterstrauch, unter dem ihre Tochter schlief. Sie zwängten sich in den kleinen Bau und die flammenfarbene Kätzin beschnüffelte vorsichtig ihre Tochter. Rotpfote hatte Recht. Die orangene Kätzin war vollkommen gesund. Müde drehte sich Flammenstern zweimal im Kreis, bevor sie sich hinlegte und ihre vier Jungen es sich an ihrem Bauch gemütlich machten. Regenpelz lag ihr gegenüber und schnurrte glücklich. Verbringe dein Leben mit den Katzen, die du liebst. Jeden freien Augenblick. Erinnerte sich die junge Anführerin an die Worte der Clangründer. Ja das wird sie machen, schwor sie sich und fiel in einen tiefen Schlaf.
Ich weiß, es passiert mal wieder nicht viel, aber solche Kapitel muss es auch geben! Vielleicht ist euch schon aufgefallen, dass ich Schwere Wahl wieder gelöscht habe. Die, die abgestimmt haben waren ja einstimmig für das erste, aber ich werde jetzt wahrscheinlich eine Mischung aus beiden nehmen. Trotzdem danke an alle, die abgestimmt haben... ich glaube, wenn ihr gewusst hättet, was die erste Prophezeiung bedeutet hättet ihr nicht wirklich für sie abgestimmt... Ich hab es nämlich meinem Bruder erzählt und der meinte nur, dass ich vollkommen beschäuert wäre, wenn ich das passieren lassen würde...
Ach ja: Widmung an den, der den schönsten Namen für eines von Herbst und Staubwolkes Jungen vorschlägt. Ich habe schon ein paar, aber einer fehlt mir noch ;)
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Fanfiction"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...