Kapitel 25

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Gleisendes Sonnenlicht umgab Flammenblüte, als sie die Augen aufschlug. Erschrocken sprang sie auf. Hatte sie wirklich so lange geschlafen? Verwirrt schaute sie sich um, aber keine Katze war weit und breit zu sehen. Sie befand sich auch nicht mehr zwischen den Farnbüscheln, wo sie sich am vergangenen Abend hingelegt hatte. Vor ihr befand sich ein großer Felsen, der ihr entfernt bekannt vorkam. Wo war sie und wie kam sie hier her? Sie blickte sich um und stellte fest, dass sie sich in einer Senke befand, die nur spärlich bewachsen war, am oberen Rand der Senke standen mehrere riesige Bäume und viele kleinere Sträucher. Es war ein sehr geschützter Ort. Plötzlich fiel Flammenblüte auf, dass es genau vier große Eichen waren, die etwa in gleichem Abstand am Rand der Senke standen. Das Baumgeviert! Aber es war doch von Zweibeinermonstern zerstört worden, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die Bäume fielen und der große Fels, auf dem die Anführer damals immer standen, wenn sie zu den Clans sprachen aus der Erde gerissen wurde! Sie musste also träumen. Aber wo war dann der SternenClan? Sie war jetzt schon so oft von SternenClan-Katzen besucht worden, dass sie es schon fast als Gewohnheit sah, dass Blaustern nach kurzer Zeit auftauchte.

Wie auf Kommando erschien da plötzlich eine Katze am Rand der Senke zwischen ein paar Brombeersträuchern. Langsam kam sie den Pfad, der durch die Pfotenspuren vieler Generationen geprägt war, heruntergetrottet. Es war eine braun getigerte Kätzin mit weißen Pfoten und weißem Bauchfell. Schockiert schnappte Flammenblüte nach Luft, als die Kätzin ihren Kopf hob und sie direkt in Blattsees bernsteinfarbene Augen schaute. Blattsee beim SternenClan? Das durfte nicht sein. Das hieß ja, dass ihre Schwester Tod war. Oh SternenClan, bitte nicht!

Blattsee blieb direkt vor Flammenblüte stehen und in den Augen beider Kätzinnen war nichts als purer Schock zu sehen. „Was… was machst du hier Blattsee?“ miaute die flammenfarbene Königin mit brüchiger Stimme. „Ich hatte gehofft, du würdest noch leben“ seufzte Blattsee zur Antwort. Verwirrt legte Flammenblüte ihren Kopf schief. „Ich lebe, Blattsee. Wir sind hier im SternenClan. Woran bist du gestorben? Doch nicht an der Geburt, oder?“ Die Kätzin war sich nicht sicher, ob ihre Schwester überhaupt bemerkt hatte, dass sie hier im SternenClan waren. Wohlmöglich war sie Tod und wusste es nicht einmal! Blattsees blickte sie mitfühlend an. „Ich träume und weiß, dass wir hier im SternenClan sind. Ich hatte Tüpfelblatt darum gebeten, mit dir sprechen zu können, falls du hier bist“ miaute die gestreifte. Erleichtert atmete die Königin auf. „Dann leben wir also beide! Ich dachte schon, du wärst tot!“ schnurrte sie. „Du bist dir sicher, dass du lebst? Normalerweise träumen nur Heiler und Anführer vom SternenClan“ miaute Blattsee unsicher. „Ganz sicher“ schnurrte Flammenblüte und schmiegte sich an ihre Wurfgefährtin.

„Du musst mir alles erzählen! Wo bist du und wieso bist du nicht beim DonnerClan“ miaute Blattsee wissbegierig wie immer. „Ich bin zusammen mit Regenpelz und Staubwolke von einem Zweibeiner entführt worden“ begann sie, aber die Heilerin unterbrach sie mit aufgerissenen Augen. „Ihr werdet gefangen gehalten? Kann ich euch irgendwie helfen? Wo seid ihr? Soll Feuerstern eine Rettungstruppe schicken? Wie…“ Flammenblüte fuhr ihrer Schwester mit ihrem Schweif über die Schnauze. „Wir konnten uns befreien, Blattsee. Der SternenClan hat mich auf diese Reise geschickt. Ich werde vielleicht nie wieder nach Hause kommen.“ „Was hat der SternenClan dir gesagt?“ fragte die Heilerin mit zusammengekniffenen Augen. „Bitte erschrecke dich nicht“ fing die flammenfarbene Kriegerin an, „es gibt eine Prophezeiung: Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten. Die Prophezeiung ist für die Tochter des Feuers bestimmt. Und das bin ich. Ich bin Feuersterns Tochter, die diese Prophezeiung erfüllen muss, um die Clans zu retten.“ Mit offenem Maul starrte Blattsee ihre Schwester an. „Wir werden uns wieder sehen. Und zwar nicht erst im SternenClan. Ich weiß das.“

Bevor Flammenblüte ihre Schwester eine Frage stellen konnte, fuhr diese fort: „Wie geht es deinen Jungen? Und wie viele sind es eigentlich und wie heißen sie?“ Mit einem tiefen Schnurren in ihrer Kehle erzähle die Königin: „Ich habe, als wir beim Stamm waren drei Junge bekommen. Tüpfeljunges, Glutjunges und Ahornjunges habe ich sie genannt. Tüpfeljunges… ist gestorben, noch bevor sie ihren ersten Atemzug machen konnte, aber Glutjunges und Ahornjunges geht es prächtig. Und deine? Bist du noch Heilerin?“ „Ich habe Tüpfeljunges schon gesehen. Sie war bei Tüpfelblatt, als ich sie nach einem Treffen mit dir gebeten habe. Es ist schrecklich, dass sie so jung sterben musste“ Traurig senkte Blattsee ihren Kopf. „Meine Junge, oder sollte ich lieber sagen Eichhornschweifs Junge, heißen Häherjunges, Löwenjunges und Disteljunges. Sie sind gesund, aber Häherjunges ist blind.“

„Er ist blind? Wie soll er denn Krieger werden!“ miaute Flammenblüte, doch gleich danach würde sie ihre Worte wieder zurücknehmen, denn sie waren nicht gerade feinfühlig gewesen. „Tut mir leid“ Sie legte ihre Ohren niedergeschlagen an. „Du bist also noch Heilerin? Eichhornschweif hat deine Jungen als ihre eigenen ausgegeben?“ „Ja hat sie“ seufzte Blattsee, „aber ich bereue meine Entscheidung sie weggegeben zu haben. Sie werden mich immer nur als die viel zu führsorgliche Schwester ihrer Mutter sehen.“ Mitfühlend drückte die flammenfarbene Kätzin ihren Kopf an die Schulter ihrer Wurfgefährtin. „Wissen Brombeerkralle und Krähenfeder Bescheid?“ fragte sie und Blattsee schüttelte den Kopf.

Plötzlich schoben sich Wolken vor die Sonne am Himmel und es wurde etwas dunkler. Blattsees Erscheinung verblasste langsam, aber der Rest des Baumgevierts blieb, wo es war. Also wachte dieses Mal nicht Flammenblüte auf, sondern ihre Schwester. „Bis bald“ miaute sie ihr zu, aber Blattsee war schon verschwunden.

Was sie jetzt wohl noch im SternenClan sollte? Sie schaute sich um, in der Erwartung einer weiteren Katze, die ihr etwas zu sagen hatte, konnte aber niemanden entdecken. In der Ferne konnte sie Stimmen hören und Vögel zwitscherten. Die Stimmen wirkten aber weit entfernt, also wollten jene Katzen wahrscheinlich nicht zu ihr.

Ein Miauen erschreckte Flammenblüte, sie konnte aber nirgendwo jemanden sehen. „Hier oben!“ schnurrte eine Stimme. Auf dem großen Felsen saßen zwei Kätzinnen, die Flammenblüte entfernt bekannt vorkamen. „Erkennst du uns nicht mehr, Flammenblüte?“ schnurrte eine weiße Kätzin mit wunderschönen blauen Augen. „Sie ist das Ebenbild ihres Vaters, findest du nicht auch, Frostfell?“ miaute die andere vergnügt. Es war eine hell gescheckte Kätzin. „Ja Fleckenschweif, das ist sie wirklich. Aber das sah man ja schon, als sie eine junge Schülerin war. Hat schon damals allen Katern den Kopf verdreht und macht es immer noch. Ich wünschte mein Sohn wäre nicht so verliebt in sie“ Die Augen der beiden funkelten wie die Sterne in ihren Pelzen. Fleckenschweif und Frostfell! Natürlich! Die beiden waren damals im alten Wald geblieben, weil sie schon Älteste waren und die Reise nicht mitmachen wollten. Flammenblüte hatte die beiden griesgrämig und verträumt in Erinnerung, doch diese beiden jungen Kriegerinnen waren genau das Gegenteil. Sie sprühten nur so von Leben. Fleckenschweif wandte sich wieder der flammenfarbenen Königin zu. „Du musst dich beeilen Flammenblüte. Er schafft das nicht mehr lange und wir wollen nicht, dass unsere kleinen verhungern! Wir wissen, dass du gut zu ihnen sein wirst. Behandle sie wie deine eigenen!“ Mit diesen Worten lösten sich die beiden Kätzinnen auf und auch das Baumgeviert verschwandt. Ein weiteres Mal wachte Flammenblüte auf und hatte nur noch mehr Fragen als vor ihrem Traum.

Das ist zwar mehr ein Zwischenteil als ein Kapitel, aber es musste sein :D Votes und Kommis sind willkommen ;)

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt