Kapitel 71

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„Wir danken euch sehr, dass wir den Tag bei euch verbringen konnten", bedankte sich Flammenstern. Stock und seine Freunde nickten freundlich. „Nicht der Rede wert", miaute der braune Kater. Sie hatte die Katzen gefragt, ob sie je darüber nachgedacht hatten sich einem Clan anzuschließen. Auch wenn es kein richtiges Angebot gewesen war, hatte Stock sie durchschaut und freundlich den Kopf geschüttelt. Irgendetwas darüber gemurmelt, dass er Rubins Grab nie verlassen könnte. Kops, Cora, Klupen, Schneeball und drei weitere deren Namen Flammenstern bereits wieder vergessen hatte hatten ebenfalls verneint. Sie waren schon fast ihr eigener Clan. Sie glaubte auch nicht, dass Stock gut darin gewesen wäre, nicht mehr der zu sein, der die Befehle gab.

Die flammenfarbene Kätzin warf einen letzten Blick auf die Stelle in der Nähe einer Zweibeinermauer, wo Steinpfote begraben worden war. Wie schon Tüpfeljunges, Rehfarn und Klingenpelz, konnten sie einen Clangefährten nicht an einer Stelle begraben, an die andere zurückkehren konnten um zu trauern.

Sie wandte sich mit einem Seufzen ab. Ihr Kopf schmerzte glücklicherweise kaum noch. „Wir gehen", jaulte sie und gleich darauf setzten sich die Katzen mit Geißel und Memory an der Spitze in Bewegung. Flammenstern nahm Keks am Nackenfell und bildete zusammen mit Herbstblatt, die Morgenjunges trug, das Schlusslicht. Die gescheckte Kätzin hatte, seit sie Apfel erlaubt hatte mit dem Clan zu kommen, nicht mehr mit ihr geredet.

Die Sonne war gerade erst untergegangen und die Luft frischte langsam etwas auf. Da die Blattgrüne aber nicht mehr weit war, fühlte es sich nicht wirklich kalt an. Stock hatte ihnen mitgeteilt, dass es von hier aus etwa zwei Tagesmärsche bis zum WolkenClan waren und Flammenstern konnte es noch gar nicht fassen, dass sie ihrem Ziel schon so nahe gekommen waren. Während sie liefen erschienen die ersten Sterne am Silberflies.

Sie mussten sich um mehrere Zweibeinernester herumschleichen, wobei die Katzen bei jedem Geräusch zusammenzuckten, dann erreichten sie eine mit Gras und Blumen bewachsene Wiese. Zielstrebig wurde diese überquert, bis sie ein weiteres Mal zum Fluss gelangten. Doch dieses Mal handelte es sich wieder um den Fluss, dem sie seit dem alten Wald gefolgt waren. Flammenstern folgte den restlichen Katzen ohne viel zu sagen, ihr Kopf hatte wieder angefangen zu dröhnen. Außerdem versuchte Keks, der von ihrem Maul baumelte, angestrengt sich mit ihr zu unterhalten, was darauf hinauslief, dass er ein sehr verzerrtes: „Chester at unger", von sich gab, was sie einfach einmal so interpretierte, dass der kleine etwas fressen wollte. Wer Chester sein sollte, war noch immer eine große Frage. Möglicherweise war Chester ja einer seiner Wurfgefährten oder auch sein Vater.

Die Katzen liefen neben dem in der Dunkelheit schimmernden Fluss entlang, immer darauf bedacht, nicht hinein zu fallen. Nach Steinpfotes Tod betrachteten viele den vorher so nützlichen Fluss als die Gefahr, die er teilweise auch war. Natürlich diente er ihnen weiterhin als Wegweiser und Beutequelle. Letzteres bewiesen Streifenpfote und Wasserpfote bereits nach kurzer Zeit. Die beiden Schüler liefen etwas vor Flammenstern und Herbstblatt und stürzten sich, von ihren Clankameraden vollkommen unerwartet, in den Fluss um ein paar Fische zu fangen, da gerade ein Schwarm Karpfen vorbeischwamm. Regenpelz, der Düstersturm führte, fauchte als ihn das kalte Wasser traf und Blaupfote, die sich zusammen mit Gelbpfote, Laubsprenkel und bis zu diesem Zeitpunkt auch Streifenpfote um Kämpferherz gekümmert hatte, funkelte die beiden wütend an. Der Clan stoppte um kurz zu fressen.

„Ich frage mich wirklich, so Streifenpfote, Wasserpfote und Glutpfote so schwimmen gelernt haben", miaute Herbstblatt, ihre Stimme wurde durch Morgenjunges Fell abgeschwächt. Flammenstern zuckte nur nichtssagend mit den Schultern. Sie wollte nun wirklich nicht darüber diskutieren.

Die zwei Schüler schleuderten mehrere Fische aus dem Wasser, die sofort von anderen Katzen gefangen und getötet wurden. Die junge Anführerin warf den beiden Schülern einen stolzen Blick zu. Eine Stärkung würde dem Clan keinesfalls schaden. Außerdem schien Keks wirklich starken Hunger zu haben, denn er bellte seinen ersten für Flammenstern vollkommen verständlichen Satz: „Ich will Beute!" Da konnte sie ihm nur zustimmen. Ihr eigener Magen knurrte in regelmäßigen Abständen, sie konnte sich gar nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal etwas gefressen hatte.

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt