Kapitel 46

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Die ersten Strahlen der Sonne weckten die FeuerClan-Katzen am nächsten Morgen. Mürrisch lies Flammenstern ihre Augen geschlossen während sich um sie herum schon die ersten Krieger für die Reise durch den Zweibeinerort bereitmachten. Vor iheren Augen funkelten rote Punkte und sie versuchte angestrengt noch einmal einzuschlafen, doch es gelang ihr nicht. Als ein Schatten auf ihr Gesicht fiel öffnete sie verwundert die Augen. Regenpelz stand neben ihr und war mit seiner Schnauze ganz nah an der ihren. „Aufstehen!“, flüsterte er ihr zu und schnurrend richtete sie sich auf, wobei ihre Jungen protestierend nach ihr schlugen. „Will schlafen!“, murmelte Winterjunges empört und drehte sich zu Ahornjunges um, um seine Schnauze in ihrem Fell zu vergraben. „Lass das, das kitzelt!“, quiekte die orangene Kätzin und trat nach ihm. Belustigt sah Flammenstern ihren Jungen zu, während sie sich mit Regenpelz die Zungen gab.

Nach einiger Zeit packte sie Ahornjunges am Nackenfell und zog sie von ihren Geschwistern weg, als sie gerade Glutjunges wegen irgendeinem Vorfall das Fell zerfetzen wollte. Sie setzte sie ab und strich ihr durch den verstrubbelten Pelz, woraufhin die orangene Kätzin genervt den Kopf schüttelte. „Ich will jetzt nicht!“ Die flammenfarbene Anführerin ignorierte den Kommentar ihrer Tochter und putzte ihr weiter das Fell. Staubwolke kam zu ihr getrottet, dicht gefolgt von Herbst, die Lavendeljunges im Maul trug und der Lilienjunges und Fliederjunges dicht auf den Fersen folgten. „Wir müssen aufbrechen, Flammenstern. Wir vergeuden schon wertvolle Zeit“, miaute der Stellvertreter, wobei er seiner Gefährtin einen langen Blick zuwarf, woraufhin sie schüchtern nickte. Die flammenfarbene Kätzin ließ ihren Blick zwischen der gescheckten und dem Schildpattkater hin und her wandern und runzelte die Stirn. „Also Flammenstern… ich wollte etwas mit dir besprechen. Herbst…“, stotterte der Krieger unsicher, „Herbst hat mich gefragt, ob sie einen Kriegernamen haben könnte. Sie will nicht, dass ihre Junge geboren werden und sie ihnen dann erklären muss, wieso sie keinen hat…“ Flammenstern nickte und musterte die ehemalige Stammeskätzin mit ihrem Runden Bauch prüfend. Regenpelz beobachtete das Geschehen stumm aber aufmerksam neben ihr. „Außerdem… ich fühle mich irgendwie ausgeschlossen, weil ich als einzige im FeuerClan keinen solchen Namen trage“, mischte sie sich nun auch ein und richtete sich etwas auf. Währenddessen hatte sich Ahronjunges davongestohlen um mit ihren Wurfgefährten und Rabensturms Jungen zu spielen und die Kleinen jaulten verknügt. Langsam nickte die Anführerin, schließlich hatte sie sowieso vor Herbst irgendwann ihren Kriegernamen zu geben. Eigentlich hatte sie warten wollen bis sie ihre neue Heimat erreichen würden, doch es machte keinen großen Unterschied ob jetzt oder später und wenn es die gescheckte Kätzin glücklich machen würde, dann würde sie es auch machen.

Flammenstern erhob sich und streckte ihre Beine gähnend von sich. Dann trottete sie ohne ein weiteres Wort zu einer kleinen Erhöhung der Lichtung, wo sie sich mit erhobenen Schultern hinstellte und die rituellen Worte der Anführer sprach. „Alle Katzen die alt genug sind um ihre eigene Beute zu machen, sollen sich bei dem… der Anhöhe versammeln“ Aus allen Ecken strömten die Katzen auf die Lichtung die in helles Sonnenlicht getaucht war und schauten sie fragend ein. Staubwolke, der ihr Vorhaben zu erraten schien setzte sich an den Fuß der Anhöhe, den traditionellen Platz für den Zweiten Anführer und nickte ihr dankbar zu. Als sich alle Katzen gesetzt hatten und schon begannen untereinander zu tuscheln schnippte Flammenstern mit dem Schweif und der FeuerClan verstummte schlagartig. Sie erhob die Stimme und verkündete: „Wir dürfen heute ein Ritual vollziehen, dass sehr selten bei den Clans angewandt wird. Um ehrlich zu sein weiß ich nur von zwei Fällen in denen dies der Fall war: Bei Rehfarn und bei meinem Vater Feuerstern. Wir haben uns hier versammelt um Herbst wo Blätter fallen ihren Clannamen zu geben, den sie sich als vollwertiges Mitglied des FeuerClans wirklich verdient hat. Herbst. Tritt bitte vor.“ Man konnte der jungen gescheckten schon fast ansehen, wie viel Angst sie hatte, als sie vortrat. Mit extra sanfter Stimme um sie zu beruhigen fuhr die Anführerin fort. „Du wurdest beim Stamm des eilenden Wassers geboren und dort gut ausgebildet. Ich danke dem Stamm, dass er dem FeuerClan solch eine großartige Kriegerin geschenkt hat. SternenClan, ich empfehle dir nun Herbst als Kriegerin des FeuerClans. Sie ist ihrem Clan treu ergeben und wir ehren ihre Ehrlichkeit und ihre Warmherzigkeit. Von diesem Tag an wirst du Herbstblatt heißen!“ Sofort sprang Staubwolke auf und begrüßte seine Gefährtin mit ihrem neuen Namen und auch die restlichen Katzen fielen in seine Jubelrufe ein. „Herbstblatt! Herbstblatt!“ Auch Flammenstern sprang zu ihr herab und die braun-weiße Kriegerin dankte ihr mit strahlenden Augen.

Hinter dieser Hecke begann der Zweibeinerort. Der Lärm umfing die Katzen wie eine bedrohliche Wolke und am liebsten wäre Flammenstern sofort weit, weit weg von hier. Im Leben einer Clankatze gab es wohl kaum schlimmeres als Zweibeiner und nun sollte sie ihren Clan direkt in einen Ort an dem es nur so von ihnen Wimmelte führen.  Angeekelt rümpfte sie die Nase als ein Monster rechts von ihr über den riesigen, schwarzen Donnerweg raste. „Wir bleiben alle zusammen! Keiner verlässt die Gruppe!“ Geißel blickte allen Katzen einzeln in die Augen um sich zu vergewissern, dass ihn auch jeder verstanden hatte. Sobald der FeuerClan das Nachtlager verlassen hatte, hatten Memory und der nachtschwarze Kater die Führung übernommen. „Staubwolke? Kannst du das Schlusslicht bilden und aufpassen, das keiner verloren geht?“ Der Zweite Anführer nickte abwesend, während er sich mit Herbstblatt unterhielt.

Geißel verknündete: „Mit nach!“ und zwängte sich durch die Hecke vor ihnen, die an einen Zweibeinergarten grenzte. Rabensturm folgte ihm mit Lavendeljunges im Maul schwanzzuckend. Sein Schüler und dessen Bruder klebten fast an den Pfoten des kleinen Katers und waren sofort hinter ihm verschwunden. Vorsichtig drückte sich Flammenstern unter dem Gebüsch hindurch. Dieses Mal trug sie kein Junges, sondern passte auf ihren ganzen Wurf auf, der nun schon alt genug war um den Weg alleine zu gehen. „Und dann ist Blaupfote hoch gesprungen und hat den Vogel aus der Luft gefangen! Das war ja so unglaublich!“, schwärmte Glutjunges Wasserjunges zu, die ihn nur kopfschüttelnd in die Seite knuffte. Die vier Jungen tappten um Flammensterns Beine herum als wären sie gar nicht da und die Anführerin musste aufpassen, dass sie nicht versehentlich einem von ihnen auf den Schweif trat.

Als die Kleinen den Zweibeinergarten, in dem viele Pflanzen wuchsen erblickten hielten sie plötzlich inne und blieben stehen. „Flammenstern, was ist das?“, flüsterte Ahornjunges ängstlich und versteckte sich hinter den Pfoten der flammenfarbenen Kätzin. Das relativ kleine Zweibeinernest am Ende des Gartens war mit Efeu bewachsen und ein starker Zweibeinergeruch haftete am Gras unter ihren Pfoten. „Das ist ein Zweibeinernest. Bleibt so weit wie möglich davon weg!“ Einheitlich nickten die vier. „Und da wohnen wirklich solche großen, felllosen Tiere drinnen?“, staunte Winterjunges.

„Ich sagte doch zusammenbleiben!“, fauchte Geißel vom anderen Ende des Gartens, wo eine weitere Hecke aufragte. Auch wenn es Flammenstern etwas zuwider war, auf den Befehl des Katers zu hören, der ihrem Vater das erste Leben geraubt hatte, trieb sie ihre Jungen an zu Rabensturm, Streifenpfote und Kampfpfote aufzuschließen.

Nachdem sie den dritten Zweibeinergarten hinter sich gelassen hatten, wollte Flammenstern gerade durch die nächste Hecke schlüpfen, als sie ein Geräusch hörte, dass noch lauter war als der ganze restliche Lärm des Zweibeinerortes. Es war ein quietschen. Sie bedeutete ihren Jungen und den anderen Katzen, die hinter ihr kamen mit einem Schnippen der Schwanzspitze stehen zu bleiben. Dann duckte sie sich achtsam unter dem Buchsstrauch hindurch. Was sie da sah, schockierte sie so, dass sie wie gelähmt stehen blieb. Direkt vor ihren Pfoten begann ein eklig stinkender Donnerweg. Und darauf standen Geißel und Rabensturm mit Lavendeljunges im Maul. Genau davor ein riesiges Monster, dessen Nase kaum eine Schnurrhaarlänge von ihnen entfernt war. Ihre Gedanken überschlugen sich, als sie darüber nachdachte, wie sie sie retten konnte. Doch da erkannte sie, woher das Quietschen gekommen war. Das Monster hatte angehalten und nun stieg ein Zweibeiner aus und lief auf die beiden Kater und das Junge zu, deren Augen immer noch schreckgeweitet waren und die immer noch viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich von dem Schock zu erholen und ihn zu sehen.

Ich hoffe mal euch gefällt Herbsts neuer Name ;) Endlich mal wieder ein Kapitel in dem auch was passiert, findet ihr nicht?

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt