Kapitel 75

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„Jetzt“, jaulte Flammenstern und rannte so schnell sie konnte über den Donnerweg. Sie konnte bereits spüren, dass das nächste Monster im Anmarsch war, woraufhin sie noch mehr beschleunigte. Hoppelfeuer, Feuersonne, Winterpfote und Polarlicht folgten ihr mit großen Sprüngen dicht auf den Fersen. Die leuchtenden Augen des Monsters erfassten sie in der Dunkelheit, der Boden begann zu beben. Die flammenfarbene Anführerin erreichte die Haselnusssträucher als erste, Winterpfote seine Mentorin und die beiden WolkenClan-Krieger brachen nur Augenblicke später durch die Äste hindurch. Gleich darauf donnerte das Monster vorbei.

Luftschnappend standen die fünf Katzen beieinander, ihre Pelze waren gesträubt und Flammenstern leckte sich ihre Ballen, die von dem harten Untergrund schmerzten. Die Katzen waren kurz nach Sonnenuntergang aufgebrochen um nach dem neuen Mondsee oder Mondtor oder wie auch immer der Ort nun heißen würde zu suchen. Blattstern und Flammenstern hatten sich geeinigt, alle verfügbaren Katzen auf die Suche zu schicken, Königinnen, Junge und Älteste natürlich ausgeschlossen. Die Patrouillen bestanden immer aus Wolken und FeuerClan-Kriegern und es war immer eine Katze dabei, die irgendwann Kontakt zum SternenClan gehabt hatte. Sie hofften dadurch, dass die Katzen, die den neuen Mondsee fanden dies somit auch bemerkten.

„Lasst uns weitergehen“, miaute Hoppelfeuer mit angelegten Ohren und spähte angespannt in die Nacht. Die WolkenClan-Katzen hatten zugegeben, dass sie einen großen Teil der in Frage kommenden Orte noch nie erkundet oder auch nur gesehen hatten. Anscheinend hatten die Katzen sich bisher nur an ihr Territorium gehalten und dieses nur in seltenen Fällen verlassen. Flammenstern hoffte inständig, dass ihnen das nicht zum Verhängnis werden würde. Ihr war klar, dass sie auf der Suche  möglicherweise auf Dachse, Füchse, Zweibeiner oder vollkommen andere Gefahren stoßen würden. Aber es bestand natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie das neue Territorium des FeuerClans finden würden. Sie fragte sich, ob sie es wohl spüren würde, wenn sie ihr neues zuhause betreten würde. Am See war es nicht wirklich so gewesen. Vollkommen unerwartet hatte Brombeerkralle damals verkündet, dass sie sich jetzt auf DonnerClan-Territorium befanden, nachdem sie über den Bach gesprungen waren. Aber vielleicht lag das daran, dass der See nie wirklich ihr zuhause gewesen war. Sonst hätte Blaustern sie wohl kaum vor über sieben Monden im Traum besucht um ihr zu sagen, dass sie die Seeterritorien verlassen mussten. Flammenstern schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf den unbekannten weg der vor ihnen lag. Es war nun nicht die richtige Zeit für Grübeleien.

Die Katzen liefen durch einen relativ dicht bewachsenen Mischwald, der Flammenstern an das DonnerClan-Territorium im alten Wald erinnerte. Da es Nacht war konnte sie nicht alles erkennen, auch wenn der Mond fast voll war. Das Silberflies schimmerte hell am Himmel und sie hätte sich wetten trauen, dass ihre Kriegerahnen gerade auf sie hinabblickten und darauf warteten, dass eine der Patrouillen den Ort fanden, den der SternenClan auserwählt hatte.

Nachdem sie einige Zeit durch den Wald getrottet waren erreichten sie eine Senke, die verdächtig an das Baumgeviert erinnerte. Der nordöstliche Teil war eine Felswand, in deren Mitte sich ein großer Vorsprung befand. Der Rest der Senke fiel eher gemächlich ab. Um die Senke herum ragten sieben riesige Eichen in die Luft. Flammenstern hielt überrascht die Luft an. Das war der perfekte Ort für Große Versammlungen! Es ähnelte dem Baumgeviert so sehr, dass es ihr fast schon unheimlich war. Doch… wieso waren es sieben Bäume? Waren es nicht sechs Clans? FeuerClan, WolkenClan, DonnerClan, FlussClan, WindClan und SchattenClan… vielleicht war ja der SternenClan selbst gemeint? Das war die einzige Erklärung, die ihr gerade einfiel.

Winterpfote war bereits vorausgerannt und blickte sich mit glänzenden Augen um. „Haben wir den neuen Mondort gefunden?“, fragte er und betrachtete die sieben Bäume interessiert. Feuersonne legte den Kopf schief, sie schien über die Worte des jungen Katers nachzudenken. Hoppelfeuer schnupperte, als dachte er dadurch die Antwort zu finden. Polarlicht seufzte nur und blickte Flammenstern erwartungsvoll an. Diese schüttelte nachdenklich den Kopf, woraufhin die vier Katzen enttäuscht wirkten. Vielleicht haben wir nicht den Mondort sondern den neuen Versammlungsort gefunden, dachte Flammenstern, sprach es aber nicht aus. Plötzlich fuhr ein warmer Wind durch die Senke, was rein theoretisch gar nicht möglich war, wie sie mit gerunzelter Stirn feststellte. Die anderen Katzen schienen nichts zu bemerken, weshalb die flammenfarbene Kätzin schon dachte es sich nur eingebildet zu haben, als auf einmal sechs Gestalten auf dem Felsvorsprung der felsigen, steil abfallenden Seite der Senke. Sternenlicht funkelte in ihren Pelzen, sie murmelten untereinander. Es dauerte einen Moment, bevor Flammenstern Donner, Wolke, Schatten, Fluss und Wind erkannte. Die sechste Katze, eine weiße Kätzin, war ihr unbekannt. Mit schief gelegtem Kopf beobachtete die flammenfarbene Kätzin die sechs Sternenkatzen. Was sie hier wohl wollten? „Du hast Recht!“, jaulten sie auf einmal gleichzeitig mit dröhnenden Stimmen. Überwältigt riss sie ihre Augen auf. So schnell die Katzen aufgetaucht waren, verschwanden sie wieder. Im einen Moment waren sie noch da und mit dem nächsten warmen Windstoß lösten sie sich in Luft auf.

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt