Kapitel 59

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„Achtet auf die Augen eures Gegners! Sie zeigen euch häufig, was er als nächstes vorhat.“ Staubwolke tigerte auf der Wiese hin und her und erteilte Anweisungen. Die neuen Schüler und auch die Katzen, die sich ihnen erst vor sechs Tagen angeschlossen hatten, lauschten ihm angestrengt.

Flammenstern, Rabensturm und Forellenpelz folgten dem Schauspiel schon eine Weile. Sie saßen unter einem Apfelbaum, der mit noch winzigen grünen Früchten behangen war und sich direkt neben ihrem Lager befand. Ein paar Sträucher weiter saß ein Rotkehlchen und zwitscherte fröhlich eine Melodie vor sich hin. Es war ein sehr frischer Abend, die Sonne war kurz davor hinter den Bäumen des Waldes zu verschwinden. Ein kalter Wind kam auf, rauschte durch die Blätter der Bäume und wirbelte Staub und Dreck auf. Flammenstern plusterte ihr Fell auf, dann verengte sie ihre Augen zu Schlitzen um sie vor dem Aufgewehten zu schützen.

„Ich will nun, dass ihr euch in Zweiergruppen aufteilt. Bitte immer die größeren zu den größeren und andersherum.“ Sofort leisteten die Katzen den Befehlen des Zweiten Anführers folge. Kritisch beäugte er die Gruppen, dann nickte er zufrieden, wobei aus Winterpfote, Wasserpfote und Steinpfote aber eine Dreiergruppe wurde, da nicht gleich viele Katzen da waren. „Greift euch nun gegenseitig mit eingezogenen Krallen an, so wie ihr es gelernt habt. Achtet auf die Augen eures Gegners und versucht selbst, eurem Gegner falsche Signale mit euren Augen zu geben. Habt ihr das verstanden?“ Rennpelz, Fischschweif, Düstersturm, Polarlicht, Laubsprenkel und Bienenfell nickten entschlossen, während Felspfote, Kieselpfote, Winterpfote, Wasserpfote und Steinpfote begeistert „Jaaa!“ jaulten und sich Ahornpfote und Glutpfote einfach ohne zu zögern aufeinander stürzten. Auch wenn die beiden orangenen Schüler erst seit drei Tagen trainierten, machten sie sich wirklich gut und Flammenstern war sehr stolz auf sie.

Die restlichen Katzen begannen nun auch zu kämpfen, während Staubwolke sie kritisch beobachtete. Polarlicht kämpfte gegen Düstersturm und man konnte kaum mehr erkennen als ein schwarz-weißes Knäul aus wirbelnden Pfoten. Auf einmal landete der schwarze Kater auf dem Boden und Polarlicht stand über ihm, ihre Pfote direkt unter seinem Hals. „Düstersturm, du musst mehr auf deine Augen achten!“, rief Rabensturm von seinem Platz neben Forellenpelz aus, woraufhin der schwarze Kater sich aufrappelte und ihm zunickte.

Flammenstern beobachtete währenddessen Fischschweif und Bienenfell, die sich noch etwas ungeschickt bekämpften. Die Schildpattkatze sprang die gelbbraune an, war aber, wahrscheinlich wegen ihrem gewölbten Bauch, zu langsam und Bienenfell wich aus. Sie rammte Fischschweif die Pfote in den Bauch, während diese gerade noch damit beschäftigt war, ihren Sprung abzubremsen. Fischschweif jaulte auf, fiel und blieb bebend liegen. Sofort sprang die Anführerin auf und rannte zu ihrer Clangefährtin. Die meisten Katzen schienen das Ausmaß des Problems nicht zu erfassen, denn sie warfen Fischschweif nur einen kurzen Blick zu um dann weiter zu kämpfen. Nur Rennpelz und Forellenpelz eilten sofort an ihre Seite und machten besorgte Gesichter. „Steinpfote hol Rotpfote! Schnell!“, jaulte die Flammenfarbene und beugte sich über Fischschweif. „Wie schlimm ist es? Kannst du aufstehen?“ Langsam nickte die Kätzin und Rennpelz half ihr auf die Pfoten, jedoch brach Fischschweif gleich darauf wieder zusammen. Forellenpelz stützte ihre Tochter vorsichtig, damit sie sich wenigstens aufsetzen konnte. „Okay, es geht doch nicht“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Rennpelz schien währenddessen aber ganz andere Sorgen zu haben und bedachte Flammenstern mit einem misstrauischen Blick. „Woher weißt du es eigentlich? Hat sie es dir erzählt?“ Sie konnte nicht fassen, dass das nun wirklich das wichtigste war, was dem grau getigerten Kater einfiel. „Nein hat sie nicht. Ich habe es erkannt, weil ich selbst schon einen Wurf zur Welt gebracht habe.“

In der Zwischenzeit erschien Rotpfote aus dem Lager und eilte zu ihnen. „Was ist passiert?“ Vorsichtig beugte sie sich über Fischschweif, beschnupperte sie und tastete ihren Bauch ab. „Ich…ich habe gegen sie gekämpft und sie am Bauch erwischt?“, miaute Bienenfell verwirrt. Die gelbbraune Kätzin war die ganze Zeit mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn bei ihnen gestanden. „Das ist nicht gut“, brummte die Heilerschülerin mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen. Sie holte mehrfach tief Luft. „Ich weiß nicht, in wie weit es ihren Jungen geschadet hat, aber es ist auf jeden Fall überhaupt nicht gut.“ Fischschweif und Rennpelz nickten beide gleichzeitig niedergeschlagen. Flammenstern kam der Gedanke, dass der getigerte wohl der Vater der Jungen war, anders konnte sie sich sein Verhalten nicht erklären. „Und Fischschweif?“, miaute Forellenpelz besorgt. Rotpfote betastete noch einmal den gewölbten Bauch, dann murmelte sie: „Ihr geht es gut, aber die Geburt könnte Schwierigkeiten machen.“ Bienenfell starrte mit glasigen Augen auf die Schildpattkätzin herab. „Aber…aber das wollte ich doch nicht. Ich hab es doch nicht gewusst. Es tut mir so leid!“ Gerade als Fischschweif etwas antworten wollte, drehte die gelbbraune Kriegerin um und rannte ins Lager. „Sie kann nichts dafür. Ich hätte es einfach früher sagen sollen“, murmelte Fischschweif und blickte ihrer Freundin hinterher. Da Flammenstern nichts Aufheiterndes zu sagen wusste, miaute sie nur: „Ab sofort wirst du dich mit Herbstblatt um die Jungen kümmern. Rotpfote, du kümmerst dich bitte um sie.“

Forellenpelz und Rennpelz stützten die junge Königin auf ihrem Weg zur Kinderstube und Rotpfote beobachtete Fischschweif nachdenklich. Das Training um sie herum hatte nicht aufgehört und so mussten sich die fünf Katzen einen Weg durch die Kämpfenden bahnen. Sie schlüpften durch die Brombeerzweige um ins Lager zu gelangen, wo sie auf Herbstblatt trafen, die den acht Jungen beim Spielen zusah. „Hier kommt deine neue Baugefährtin!“, verkündete Forellenpelz vergnügt, was Flammenstern sehr verwunderte, schließlich hatte die Älteste gerade erfahren, dass ihre Tochter möglicherweise an der Geburt ihrer Jungen sterben würde. Einen Moment war die dunkelbraun-weiß gescheckte nicht zu wissen, ob sie gemeint war, doch dann stand sie auf und winkte sie zu sich. „Willkommen bei den Königinnen, Fischschweif!“ Sie runzelte die Stirn, als ihr auffiel, dass ihre neue Baugefährtin gestützt werden musste, fragte aber nicht nach. Vorsichtig ließen Rennpelz und Forellenpelz Fischschweif sich setzen, dann trotteten sie zurück zu Rotpfote und der Anführerin.

Die zwei Königinnen begannen sofort sich über etwas zu unterhalten und so ließen Flammenstern, Forellenpelz und Rennpelz sie alleine und liefen wieder hinaus. Der graue Kater schloss sich sofort wieder dem Training an und die Kätzinnen ließen sich unter ihrem Apfelbaum nieder. Rabensturm war verschwunden, wahrscheinlich war er auf der Jagd. „Weißt du, was ich dich schon lange mal fragen wollte?“, krächzte die Älteste nach einiger Zeit, in der die beiden die Kämpfenden beobachtet hatten. „Nein. Ich kann keine Gedanken lesen.“ Forellenpelz seufzte. „Schade, hatte eigentlich gehofft, dass du so eine Fähigkeit hättest. Was ich eigentlich fragen wollte, war aber, ob Regenpelz der Vater von Glutpfote, Ahornpfote, Winterpfote und Wasserpfote ist.“ Flammenstern ließ sich mit der Antwort Zeit und legte sich erst noch gemütlich hin. Sie hatte eigentlich gedacht, dass diese Fragerei schon vor Monden ein Ende gehabt hätte. Ja Regenpelz war der Vater, nein, weder Schlammfell noch Dornenkralle noch sonst irgendjemand war es. Aber die flammenfarbene Kätzin war sich ziemlich sicher, dass Forellenpelz die Frage anders gemeint hatte. „Ja, Regenpelz ist der Vater meiner Jungen.“, brummte sie deshalb und wartete darauf, dass Forellenpelz ihre Frage weiter erklärte. „Wie kommt es dann, dass Winterpfote und Wasserpfote weißes Fell haben? Er ist dunkelgrau und du bist orangerot.“ Ach so, daher wehte also der Wind. Flammenstern überlegte, ob sie die Wahrheit erzählen sollte. Wenn sie das tat, war es aber sehr wahrscheinlich, dass Winterpfote und Wasserpfote bald wussten, dass sie in Wahrheit nicht ihre Mutter war. „Regenpelz‘ Vater hatte weißes Fell und auch in meiner Familie haben mehrere weiße Pelze.“

Forellenpelz runzelte die Stirn, beließ es aber dabei. Da die Anführerin weiteren Fragen aus dem Weg gehen wollte, stellte sie selbst eine Gegenfrage: „Wer ist bei euch eigentlich mit wem verwandt?“ Die schildpattfarbene Älteste  dachte einen Moment nach, dann erklärte sie: „Ich bin die Mutter von Fischschweif, Laubsprenkel und Düstersturm. Ihren Vater werde ich an dieser Stelle nicht erwähnen… dieses…dieses Stück Krähenfraß. Außerdem waren Rennpelz und Klingenpelz Brüder und Bienenfell ist die Schwester von Polarlicht. Rennpelz ist, oder vielleicht auch war, der Gefährte von Fischschweif und Klingenpelz und Polarlicht sind die Eltern von Felspfote, Steinpfote und Kieselpfote. Noch Fragen?“ Leicht erschlagen schüttelte Flammenstern den Kopf und wandte sich wieder dem Training zu.

Ich werde jetzt einfach mal Werbung für mich selbst machen: Ich habe ein weiteres Buch, es heißt Dragonheart-Drachenherz (weshalb ist mir noch nicht ganz klar...). 

Außerdem versuche ich mich gerade daran, dieses Buch ins Englische zu übersetzen (auch wenn es kaum funktioniert)

Kapitel an den, der mir sagen kann, wer einmal Laubsprenkels Gefährtin sein wird ;) (ich spoilere mich damit zwar selbst, aber was solls)

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt