Der steinige Boden schlitzte ihr ihre Ballen auf, als sie zu dem Ältesten rannte. „Kannst du aufstehen?“, miaute sie besorgt. Neben ihr floss das Rinnsal, welches einst ein reißender Fluss gewesen war. „Natürlich!“ Charly rappelte sich auf und Flammenstern bot ihm ihre Schulter an, damit er sich abstützen konnte. Der gestreifte Kater ignorierte die Geste geflissentlich. Als er einen Schritt machte brach er zusammen. Sofort war sie an seiner Seite und half ihm beim Aufstehen. Der Rest des Clans war jetzt am Rand der Schlucht angekommen und starrte zu ihnen hinab. Mit zusammengebissenen Zähnen tat Charly eine Pfote vor die Andere, während er sich nun doch an der flammenfarbenen Anführerin abstützte. Staubwolke sprang geschickt zu ihnen und stützte den Ältesten auf der anderen Seite. Wie sollte er nur die Steinwand hochkommen? „Wir haben ein Problem“, stellte Staubwolke mit zusammengekniffenen Augen fest. „Sehr gut erkannt, Mäusehirn!“, konnte Flammenstern ein Schnurren nicht unterdrücken.
Charly setzte sich vor die Felswand und begutachtete mit zusammengebissenen Zähnen sein rechtes Vorderbein, das seltsam verdreht herunterhing. „Lass mal sehen!“ Der Anführerin war sofort klar, dass es sich um einen Bruch handeln musste. Die Pfote konnte nicht so abstehen und gleichzeitig noch gesund sein. Jetzt wäre es gut, wenn der FeuerClan einen Heiler hätte. Nur leider war dies nicht der Fall. Flammenstern wechselte einen Blick mit ihrem Bruder. Sie waren beide ratlos, wie sie Charly helfen sollten.
Gelbpfote und Rotpfote kraxelten die Steinwand hinunter und gesellten sich zu ihnen. „Darf ich mal sehen?“ Gelbpfote deutete abwesend auf die Pfote des gestreiften Ältesten. Schulterzuckend nickte Flammenstern der Schülerin zu. Die weiß-graue Kätzin beugte sich über ihn und schnüffelte gründlich. „Sein Bein ist zersplittert und gebrochen. Er wird beschwerden bekommen und sehr starke Schmerzen. Erst einmal brauchen wir einen geraden Ast und Spinnweben, Mohnsamen gegen die Schmerzen wären gut.“ Staubwolke staunte: „Woher weißt du das?“ Gelbpfote schaute ihn ein paar Herzschläge an, dann schüttelte sie den Kopf. Ihr Blick wurde wieder klar. „Was soll ich wissen?“ Rotpfote, Staubwolke und Flammenstern runzelten gleichzeitig irritiert die Stirn. Unerwartet lächelte sie ein breites Graues Gesicht direkt hinter Charly an der Felswand an. Es war nur der Bruchteil eines Augenblicks, dann war sie wieder verschwunden, aber Flammenstern war sich sicher, dass sie Gelbzahn gesehen hatte.
Bevor Staubwolke und Rotpfote Gelbpfote Fragen stellen konnte, schickte die Anführerin sie weg um nach Mohnsamen, Spinnenweben und einem geraden Ast zu suchen, sie selbst blieb bei Charly.
Die Katzen des FeuerClans jagten in der Zwischenzeit und aßen zusammen. Schon nach kurzer Zeit kamen Staubwolke und die Schülerin zurück. Gelbpfote machte immer noch einen etwas verwirrten Eindruck. „Behandle du ihn doch, du kannst es schließlich“, miaute Staubwolke, aber Gelbpfote sträubte sich. „Ich habe so etwas noch nie gemacht! Ich weiß nicht, wie du auf so eine Idee kommst.“ Rotpfote stieß ihre Schwester spielerisch auf die Seite und begann Charlys Bein mit dem Ast und den Spinnenweben gerade zu richten. Dann gab sie ihm einen Mohnsamen. Die junge Kätzin lächelte glücklich, dann schnurrte sie: „Du kannst jetzt wieder aufstehen, Charly. Du solltest dein Bein aber nicht unnötig belasten!“ Stumm nickte der Älteste und kletterte durch Staubwolkes Hilfe die Felswand hinauf. Gelbpfote und Rotpfote tuschelten und Flammenstern war nun sprachlos. Was war mit diesen Schülerinnen los, dass sie auf einmal die Aufgaben von Heilern ausführen konnten? Plötzlich kam ihr eine Idee: „Will eine von euch vielleicht die erste Heilerin des FeuerClans werden?“ Die jungen Schülerinnen blickten sich einen Moment an. Gelbpfote schüttelte verlegen den Kopf. „Nein, ich will ganz sicher keine Heilerin werden.“ Als sie das sagte, schaute sie zu Kampfpfote hinauf, der gerade angerannt kam um Charly und Staubwolke zu helfen. Flammenstern musste unwillkürlich schnurren, dann blickte sie Rotpfote an. „Ich wäre unglaublich gerne Heilerin des FeuerClans!“ Im selben Moment wusste die Anführerin, dass dies die richtige Entscheidung war. Rotpfote würde eine wunderbare Heilerin werden und das lag ihr anscheinend auch viel besser als das Kämpfen und Jagen. „Das werde ich dann auf der nächsten Clanversammlung verkünden. Du wirst eine wunderbare Heilerin sein!“
Flammenstern saß zusammen mit Staubwolke, Regenpelz und Rabensturm im Gras. Sie wollte mit ihren Kriegern über das weitere Vorgehen wegen Charlys Verletzung sprechen. Es war windig auf der Ebene und ihr Fell plusterte sich auf.
„Wenn wir ihn mitnehmen, kommen wir in zwanzig Blattwechseln immer noch nicht am Ursprung des Flusses an!“ Auf Regenpelz Meinung hin schnaubte Rabensturm genervt. „Wir können ihn nicht einfach so allein lassen! Wir sind ein Clan und wir halten zusammen.“ Flammenstern musste beiden gleichermaßen Recht geben. Plötzlicher erschien Charly humpelnd hinter ihnen und miaute trocken: „Ich werde gehen.“ Verwundert drehten sich die Krieger zu ihm um. „Ich halte euch nur auf. Ich werde einfach zu Graustreif und Millie zurück in die Scheune gehen. Sie wollen dort ja noch zwei bis drei Monde bleiben. Dann ist mein Bein auch verheilt und ich kehre mit ihnen in meine alte Heimat zurück.“ Es war wohl das vernünftigste, trotzdem versetzte es Flammenstern einen Stich, den alten Kater im Stich zu lassen. „Bist du dir sicher?“ Er nickte müde. „Ich werde gleich aufbrechen, dann komme ich etwa zu Mondhoch bei ihnen an.“ Die Anführerin nickte, stand auf und sprang auf einen flachen Stein, der zwar ziemlich wenig nutzen hatte, aber für den Zweck einer Clanversammlung wohl ausreichen musste. „Alle Katzen, die alte genug sind um ihre eigene Beute zu fangen, finden sich bitte bei… mir zu einer Versammlung ein!“ Staubwolke setzte sich neben sie, schließlich war er ihr Stellvertreter. Herbst, die Schüler und auch die Jungen kamen neugierig angetappt. Rabensturms Junge hatten im Laufe des Tages zum ersten Mal ihre Augen geöffnet und erkundeten jetzt alles mit großen Augen.
„Charly wird unseren Clan verlassen und zu Millie und Graustreif gehen. Ich wünsche im, dass der SternenClan ihn leiten wird und vor Unheil beschützt.“ Die Katzen flüsterten zustimmend. „Ich habe aber noch eine andere Ankündigung zu machen. Rotpfote wird Heilerschülerin werden. Wie sie ihre Pflichten erlernen soll ist noch unklar, aber es wird sich sicherlich eine Lösung finden.“ „Rotpfote! Rotpfote!“, der Clan jaulte begeistert. Dann drehte sich Charly zu Flammenstern und humpelte auf sie zu. „Wir werden uns wiedersehen“, murmelte er fast unhörbar, dann wandte er sich um und lief in die Richtung, aus der sie gekommen waren, davon.
„Auf Wiedersehen, Charly“, flüsterte sie dem alten Kater, der während der Reise zu ihrem Freund geworden war hinterher. Der FeuerClan jaulte im Abschiedsgrüße hinterher, dann verschwand der Gestreifte in einer Senke.
Ich wollte ja eigentlich viel mehr in dieses Kapitel reinschreiben, aber das passt jetzt einfach nicht mehr rein... Kommt also im nächsten ;) Ich bin grad total begeistert über die 3,7 k reads <3 Ihr seid echt der Hammer :D
Ich hab eine weitere Geschichte angefangen, weil ich mal etwas Abwechslung brauchte ;) Schaut doch mal rein, sie heißt "Dragonheart"
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Fanfiction"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...