Kapitel 21

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Staubwolke stürzte sofort in Richtung der Stimme in die Nacht. „Was soll das du dummer Fellball? Das ist doch keine Angriffstaktik!“ knurrte Charly neben Regenpelz. Flammenblüte kniffte ihre Augen zusammen um etwas erkennen zu können. Die Ebene war nur in das fahle Licht des abnehmenden Mondes getaucht. Sie richtete ihre Ohren in die Richtung, in die ihr Wurfgefährte gerannt war, konnte aber keine Kampfgeräusche hören.

Plötzlich erschienen zwei Katzen am Rand der kleinen Ebene. Flammenblüte konnte sofort am Geruch erkennen, dass es sich um Staubwolke handelte. Neben ihm musste eine Stammeskatze sein, aber die Kätzin konnte sie nicht erkennen, weil sie vollkommen mit Schlamm überdeckt war. „Bin ich froh, dass ich euch gefunden habe“ miaute die Katze schwer atmend. Diese Stimme erkannte die Königin sofort. Herbst wo Blätter fallen. Sie hatte es also doch zu ihnen geschafft.

Sofort sprang Flammenblüte auf, wobei ihre Jungen empört knurrten. Sie rannte zu ihrer Freundin und berührte ihre Schnauze mit der ihren. „Du hast es geschafft“ miaute sie glücklich. „Ja, aber ich werde verfolgt!“ flüsterte die gescheckte Kätzin. Staubwolke lief dicht neben ihr und schnurrte aus tiefster Kehle. „Mit denen werden wir schon fertig.“ Auch Regenpelz und Charly hatten sich zu ihnen gesellt. „Wie viele sind es?“ miaute der dunkelgraue Kater mit schiefgelegtem Kopf. „Ich weiß es nicht. Nachdem ihr gegangen ward, hat mein Vater euch von einigen Höhlenwächtern überwachen lassen und mich hat er in die Höhle der spitzen Steine gesperrt und von seinen treusten Freunden bewachen lassen. Die Höhlenwächter sind zu Sonnenhoch wieder gekommen und haben berichtet, dass ihr immer weiter in Richtung eures Ziels wandern würdet und es deswegen keinen Grund zur Sorge gebe. Mein Vater hat mich daraufhin wieder meinen Pflichten nachgehen lassen. Ich habe mich sobald wie möglich aus dem Staub gemacht, aber ich bin mir ganz sicher, dass ich mehrmals gehört habe, wie mich Katzen verfolgt haben“ berichtete die Kätzin immer noch nach Luft ringend. „Warte mal. Du bist den gesamten Weg, den wir innerhalb von zwei Tagen zurückgelegt haben in nur einem halben gerannt?“ miaute Staubwolke verwundert. „Ja. Ihr habt einige Umwege genommen“ schnurrte seine Gefährtin zur Antwort.

Ahornjunges und Glutjunges kamen angetappt und drückten sich müde gegen die Beine ihrer Mutter. „Mami, ich will schlafen. Kommst du? Mir ist kalt“ miaute Ahornjunges mit hängendem Kopf. Flammenblüte hatte die beiden schon vergessen. Was war sie nur für eine schreckliche Mutter, fragte sie sich. „Wir müssen weiter meine Kleine“ miaute sie sanft und leckte ihrer Tochter über den Kopf. „Herbst kannst du noch laufen?“ fragte sie die erschöpfte Kätzin. Müde nickte diese.

„Na dann auf geht’s“ miaute Charly begeistert. Der Alte war Flammenblüte wirklich ein Rätsel. Die Kätzin hob den Kopf und blickte in den Himmel. Die Sterne des Silbervlieses glitzerten nur noch schwach und auch der Mond verblasste langsam. Am Horizont rötete sich leicht, was bedeutete, dass bald die Sonne aufgehen würde. Dann hatten die Katzen doch länger geschlafen als die flammenfarbene Kätzin angenommen hatte.

Sie packte Ahornjunges am Nackenfell und machte sich auf den Weg den Berg weiter hinab. Der Rest der Gruppe folgte ihr langsam. Von weiter hinten hörte sie Glutjunges fauchen: „Ich kann schon alleine laufen! Lass mich los!“ und Regenpelz antwortete kurz darauf mit kaum hörbarer Stimme, er trug wohl seinen Sohn im Maul, knurren: „Na von mir aus. Lauf ruhig, aber wenn du in die Tiefe stürzt bist du selbst schuld.“  So verhielt sich doch kein Vater gegenüber seinen Jungen, oder? Flammenblüte musste dringend mit dem Kater sprechen.

Vorsichtig kletterte sie mit ihrer Tochter im Maul den vom Schnee aufgeweichten Abhang hinunter. In der Blattgrüne war hier warscheinlich alles mit weichem Moos bewachsen, dass konnte die Kätzin spüren, aber in der verschneiten Blattleere war der Boden alles andere als weich. Sie musste sich tief in der Erde festkrallen um nicht den Abhang hinunter zufallen. Hinter ihr hatten ihre Freunde wohl dasselbe Problem, denn sie hörte sie immer wieder erschrocken luftschnappen oder fluchen. Ahornjunges wimmerte zwischen ihren Zähnen und Flammenblüte biss ihre Zähne besser zusammen, damit die Kleine ihr nicht auskommen konnte.

„Wann sind wir endlich da?“ fragte Glutjunges plötzlich neben ihr. Wie war der Kleine nur hier her gekommen? Regenpelz hatte ihn doch wirklich ohne Hilfe diesen gefährlichen Abhang hinunterlaufen lassen! Wütend lies Flammenblüte ihre Tochter neben deren Wurfgefährten fallen und fauchte: „Regenpelz, was fällt dir ein? Du kannst Glutjunges doch nicht hilflos den Abhang hinunter laufen lassen! Ihm hätte etwas passierten können!“ Der Kater kam langsam zu ihr und blickte sie erstaunt an. Seine blauen Augen funkelten verwirrt, als er miaute: „Aber er wollte doch alleine gehen!“ Er wollte doch…? Was war nur in ihren Gefährten gefahren?

„Staubwolke, kannst du bitte Glutjunges nehmen? Regenpelz ist dem Anschein nach nicht dazu in der Lage“ fauchte die Kätzin und ihre smaragdgrünen Augen funkelten gefährlich. Ohne eine Antwort abzuwarten eilte sie, wieder mit Ahornjunges im Maul den Rest des Abhangs hinunter, ohne groß auf Gefahren Acht zu geben.

Wie konnte Regenpelz nur? Er behandelte seine Jungen, als wären es die einer verhassten Katze. Als wären sie ihm ein Dorn im Auge, den er tolerieren musste. Dachte er etwa, sie hätte ihn angelogen und dass es gar nicht seine Jungen waren? Es erschütterte Flammenblüte zutiefst, dass ihr Gefährte so etwas von ihr denken könnte.

Wütend sprang sie die letzten Fuchslängen bis zum Anfang des Waldes, den sie während des vergangenen Sonnenuntergangs bereits einmal gesehen hatte, hinunter. Die bekannte Luft des Waldes umfing sie und die Kätzin atmete tief ein. Eine kleine Lichtung lag gleich am Rand des Waldes und die Kätzin trottete auf sie zu. Sie setzte Ahornjunges zu ihren Pfoten ab, wo das Junge erschöpft zusammensackte. Über ihnen zwitscherten die wenigen Vögel, die nicht über die Blattleere davongeflogen waren. In den kahlen Büschen um sie herum raschelten kleine Tiere, die keine Jäger gewohnt waren. Sofort lies sich die Kätzin ins Jagdkauern fallen und schlick sich an einen nahen Wachholderstrauch an. Sie konnte winzige Pfoten über den Boden scharren hören und machte sich zum Sprung bereit. Der Wind wehte ihr entgegen, deswegen konnte das Tier sie nicht riechen. Flammenblüte schnüffelte und erkannte den Geruch einer Wühlmaus. Wie lange hatte sie schon keine Wühlmaus mehr gefressen? Es kam ihr vor als wären seitdem Blattwechsel vergangen. Mit einem gekonnten Sprung landete die Kätzin auf ihrer Beute und tötete sie mit einem schnellen Biss. Dann ging sie zurück zu der Lichtung, auf der sie ihre Tochter zurück gelassen hatte.

Der Rest der Katzen war noch nicht am Wald angekommen und Flammenblüte schaute sich nach dem orangen Fell von Ahornjunges um, konnte es aber nirgends entdecken. Der Boden war von einer dünnen Schicht Schnee bedeckt und die Kätzin folgte ihren eigenen Pfotenabdrücken zurück zu der stelle, wo sie ihr Junges abgesetzt hatte. Dort war sie nicht. Panisch schaute sich die Königin um. Wo war ihr Junges?

Da entdeckte sie die kleinen Abdrücke, die Ahornjunges hinterlassen hatte. Aber wo war sie hin? Die Spur führte direkt in den Wald hinein.

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen :) Wisst ihr, wenn ich wüsste immer noch gern, wer eure Lieblingscharakter sind. Es hat etwas mit meinem Buch zu tun und ihr würdet mir damit weiterhelfen, auch wenn es euch jetzt gerade noch nicht klar ist, wie ich das meine...

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt