Kapitel 45

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„Und die Clans haben den WolkenClan wirklich einfach so verjagd? Weil nicht genügend Bäume da waren?“ Fassungslos starrten die Katzen des FeuerClans Memory an. Traurig nickte die sandfarbene Kätzin. Die Sonne war während ihrer Erzählung untergegangen und der Mond warf nun sein fahles Licht auf das Nachtlager. Flammenstern erhob sich und streckte ihre steifen Beine. Dank Memory wusste sie nun vom WolkenClan und dessen Reise. Sie war wirklich schockiert über das, was ihre Ahnen getan hatten. Und auch darüber, dass Spinnenstern seinen Clan einfach aufgegeben hatte. Noch immer tuschelte ihr Clan über Memorys Geschichte. Viele von ihnen waren fassungslos und blickten in die Sterne. Als die flammenfarbene Anführerin ihren Blick über sie schweifen lies, fiel ihr auf, dass Rabensturm als einziger nicht geschockt wirkte. Seien Augen glänzten Wissend und es schien, als wäre er mit seinen Gedanken in Erinnerungen versunken.

Neugierig trottete Flammenstern zu dem nachtschwarzen Kater. Als sie sich neben ihn setzte blickte er sie verwundert an, dann schüttelte er den Kopf, wie um lästige Fliegen zu vertreiben. „War es so offensichtlich?“, murmelte er müde. Flammenstern, die erst einmal ausgiebig gähnte legte den Kopf schief. „Was war offensichtlich?“ Rabensturm schnurrte amüsiert. „Dass ich mehr weiß natürlich.“ Sie nickte. „Ich habe es in deinen Augen gesehen.“ Rabensturm lies seinen Blick über das nun immer ruhiger werdende Nachtlager schweifen. Viele der Katzen hatten sich schon in ihre provisorischen Nester verkrochen. „Etwa drei Monde vor deiner Geburt…“, setzte Rabensturm an, bevor er amüsiert schnurrte. Sie warf ihm einen verwirrten Blick zu, als auf einmal etwas an ihrem Schweif zog. Sofort sprang sie auf und drehte sich um, doch was auch immer ihren Schweif angriff hatte sich in ihm verbissen. Sie spürte, dass es zwei Angreifer sein mussten, denn an zwei Stellen gruben sich kleine Zähne in das buschige Fell. Ihr Pelz sträubte sich und sie fuhr ihre Krallen aus. Knurrend wirbelte sie herum und plötzlich fiel ein weißes Knäul aus ihrem Schweif und purzelte direkt vor Rabensturms Pfoten. „Nicht so wild, Flammenstern. Du tust deinen Jungen noch weg!“, brummte der ältere Krieger und stupste Winterjunges mit der Schnauze an, worauf der schneeweiße Kater niesen musste. Die junge Anführerin fuhr sich mit ihrer Pfote verlegen über ein Ohr, weil sie doch wirklich geglaubt hatte angegriffen zu werden. Sie setzte sich wieder neben Rabensturm und legte ihren Schweif auf ihre Vorderpfoten. Im ersten Moment konnte sie den zweiten „Angreifer“ gar nicht entdecken, doch dann spürte sie, wie Glutjunges von ihr abließ und lachend ins Gras viel. „Du bist darauf reingefallen!“, miaute er stolz. „Haben wir uns nicht toll angeschlichen?“, wollte Winterjunges wissen, der auf sie zu getapst kam. Beiden fuhr sie einmal mit der Zunge durch das lange Fell, bevor sie antwortete. „Ich habe euch nicht kommen hören. Ihr werdet bestimmt einmal die besten Jäger, die der FeuerClan je gesehen hat!“ Mit aufgestellten Schweifen stellten sich die beiden vor sie. „Natürlich werden wir das, schließlich bist du unsere Mutter!“, verkündete Winterjunges bestimmt. Rabensturm betrachtete die beiden jungen Kater amüsiert. Müde riss Glutjunges sein Maul auf. „Auch die besten Jäger brauchen ihren Schlaf“, miaute Flammenstern, „solltet ihr nicht eigentlich schlafen? Wollte nicht Herbst auf euch aufpassen?“ „Eigentlich schon, aber Herbst hat schon geschlafen und du warst noch nicht da, also haben wir uns gedacht, wir machen uns auf die Suche nach dir!“ Winterjunges hüpfte aufgeregt auf der Stelle und Rabensturm zuckte belustigt mit den Schnurrhaaren. „So kommt jetzt. Ich bringe euch zu eurem Nest.“ Das weiße Junge setzt zum Protest an, doch Flammenstern schob ihn schon mit der Schnauze in Richtung der Nester. Sie wirft dem schwarzen Krieger noch einen letzten Blick zu und murmelt: „Erzähl mir ein andermal davon, okay?“ Stumm nickte er und stand ebenfalls auf um mit müden Schritten zu den Kriegern zu gehen.

Mit schweren Schritten tappten ihre Söhne vor Flammenstern her. Als das Sternenlicht fahl auf ihre Pelze fiel, erinnerte sich Flammenstern wieder an das, was Rotpfote vorher gesagt hatte. Sie wollte mit E ansetzen, als sie Glutjunges meinte. Hatte sich die Heilerschülerin nur vertan, oder steckte mehr dahinter?

„Kommst du?“ Die Jungen waren schon vorausgelaufen und blickten sich nun fragend nach der flammenfarbenen Kätzin um. „Ja…ja ich komme.“

Als Flammenstern die Augen öffnete empfing sie gleisendes Sonnenlicht. Blinzelnd schaute sie sich um, bis ihre Augen sich an die unerwarteten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Der Ginsterstrauch, der den provisorischen Bau bildete, war verschwunden und auch die warmen Felle ihrer Jungen konnte sie nirgends entdecken. Resigniert seufzend rappelte sie sich auf. Sie befand sich ein weiteres Mal am Baumgeviert. Langsam kam es ihr wirklich so vor, als würde sie mehr im SternenClan sein als bei ihrem eigenen Clan.

Die vier rießigen Bäume warfen ihre Schatten auf die Lichtung und raschelten im Wind. Etwas von der flammenfarbenen Anführerin entfernt befand sich der Großfelsen in seiner alten Unvergänglichkeit die nur ein Scheinbild in ihren Augen war. In der Kuhle, in der sich das Baumgeviert befand regte sich kein Lüftchen, aber alle höheren Bäume rauschten. Durch den mit Sträuchern bewachsenen Eingang des ehemaligen Vollmondtreffpunkts trottete eine schildpattfarbene Katze auf Flammenstern zu und dieses Mal erkannte sie sofort, dass es sich um Tüpfelblatt handelte. „Sei gegrüßt Flammenstern!“, schnurrte die junge Heilerin vergnügt, „Es ist in wohl zu einer Rarität geworden dich hier treffen zu können. Immer wollen dich andere sprechen.“ Die SternenClan-Kätzin blieb vor ihr stehen, wobei ihr Fell schimmernd das Sonnenlicht reflektierte. „Daran kann ich wenig ändern“, miaute Flammenstern unverbindlich.

„Da hast du wohl recht…“, murmelte die Schildpattkätzin. „Ich habe nicht viel Zeit. Rotpfote prägt sich gerade ein paar neue Kräuter ein, sie wird aber bald fertig sein. Sie lernt sehr schnell.“ Flammenstern setzt sich und betrachtete ihre Pfote, während Tüpfelblatt auf und ab ging. „Freut mich zu hören. Aber ich schätze, du bist nicht gekommen um mir das zu sagen?“ Tüpfelblatt blieb ruckartig stehen und musterte sie eingehend. „Da schätzt du richtig. Wie viel hat Rotpfote verraten?“

„Nichts. Ich ging nur davon aus, dass du mich treffen würdest um über das zu reden, was du mir vor ein paar Nächten erzählen wolltest.“ Sie war sich nicht sicher, wieso sie log, aber Tüpfelblatts Blick hatte ihr überhaupt nicht gefallen, außerdem war es ja keine richtige Lüge. Rotpfote hatte nichts verraten, außer, dass Glutpfote wohl die Wiedergeburt von einer Katze mit dem ersten Buchstaben E war.  Die Schildpattkatze legte sich ihr gegenüber. „Stimmt. Ich bin gekommen um dir etwas mehr über die Wiedergeburten erzählen.“ „Haben mir die Gründer schon erzählt“ Tüpfelblatt rollte genervt mit den Augen und setzte sich wieder auf. „Sie haben dir aber sicherlich nicht erzählt, was genau ich dir sagen wollte?“ Stumm schüttelte Flammenstern ihren Kopf, worauf die SternenClan-Kätzin wissend nickte. „Hab ich mir fast gedacht. Also, was ich dir jetzt sagen werde ist von höchster Wichtigkeit“, Tüpfelblatt holte tief Luft, bevor sie fortfuhr, „alle, und damit meine ich wirklich alle, Jungen die in deinem Clan geboren werden sind die Wiedergeburten vergangener Katzen. Das betrifft auch viele junge Katzen die in deinen Clan kommen, von denen wir wussten das sie es tun würden. Außerdem sind diese Wiedergeburten eigentlich keine Wiedergeburten im eigentlichen Sinn. Sie sind viel eher Katzen, die unsere Eigenschaften geerbt haben und teilweise auch unser Aussehen. Sie sollen ihr Leben besser Leben als die Katzen, deren Wiedergeburten sie sind.“ Schockiert nickte sie. Ihre Jungen waren Wiedergeburten, wahrscheinlich sogar Wasserjunges und Winterjunges! „Aber Tüpfeljunges…“ Die Heilerin unterbrach sie. „Tüpfeljunges hätte eigentlich meine Wiedergeburt werden sollen. Ich bekomme wahrscheinlich bald nochmal eine Chance. Tüpfeljunges ist keine Wiedergeburt, weil sie nie ihren ersten Atemzug tun konnte.“ Trauer überkam die junge Anführerin als sie an ihre junge Tochter dachte.

Vor die Sonne schob sich auf einmal eine Wolke und verwirrt schaute Flammenstern zum azurblauen Himmel hinauf. Tüpfelblatt folgte ihrem Blick und murmelte: „Wir haben nicht mehr viel Zeit.“ Langsam stand sie auf und streckte sich. „Eine letzte Frage habe ich noch. Wessen Wiedergeburten sind meine Jungen?“ Die blattgrünen Augen der Heilerin blitzten auf und sie legte den Kopf schief. Flammenstern erwartete fast, dass sie ihr nicht antworten würde. Die Lichtung verblasste langsam, als Tüpfelblatt hauchte: „Ich dachte eigentlich, dass du das schon weißt. Eichenherz, Rosenschweif, Silberfluss und Weißpelz!“

Dann lösten sich Tüpfelblatt und das Baumgeviert vor den Augen der flammenfarbenen Anführerin in Luft auf.

Das Kapitel ist Neichan gewidmet, weil er mir Mohnröte und Federschweif als Wiedergeburt für Ahornjunges und Wasserjunges vorschlug, wodurch ich auf deren Mutter/Tochter kam ;) (ich hoffe das ergab jetzt Sinn...)

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt