Genüsslich grub Flammenstern ihre Zähne in die dicke Drossel, die sie sich gerade vom Frischbeutehaufen geholt hatte. Es war kurz vor Sonnenhoch und bald würden Geißel, Memory, Rottupf, Echoklang und sie zum neuen Mondort aufbrechen, damit sie es rechtzeitig bis zum Sonnenuntergang schaffen würden. Die junge Anführerin hatte sich in etwa zwischen dem Heilerbau und der Kinderstube hingelegt. Die Sonne entfaltete gerade ihre ganze Kraft und erwärmte die Pelze der Katzen zunehmend, deshalb hatte sie sich im Schatten niedergelassen. Hier war es ziemlich angenehm und ihr Fell glühte nicht wie zuvor. Aus der Kinderstube drangen aufgeregte Stimmen zu ihr herüber und sie spitzte interessiert die Ohren, während sie einen weiteren Bissen von dem Vogel verschlang und die Federn ausspuckte. „Aber Bienenwolke! Wir wollen mit Lavendeljunges, Fliederjunges und Lilienjunges spielen!“, quengelte eine quiekende Stimme, woraufhin eine Königin entgegnete: „Wühlmausjunges, ich habe dir doch schon gesagt, dass die drei jetzt mit ihrem Vater spielen.“
Flammenstern schnurrte amüsiert und stellte erfreut fest, dass Rabensturm mit seinen Töchtern ein Spiel spielte. Der schwarze Kater gab wirklich einen guten Vater ab und es war wirklich schade, dass Rehfarn so früh gestorben war. Es war an sich natürlich schon traurig und ein Verlust für ihren Clan, doch wenn sie den Krieger betrachtete, erinnerte sie sich noch mehr an sie. Er vermisste sie noch immer, das sah man ihm an. Die flammenfarbene Kätzin aß ihre Drossel, während sie den Freund ihres Vaters beobachtete. Schnurrend warf er einen Moosball in die Luft, dem seine Jungen sofort wie kleine weiß-schwarze Blitze hinterherschossen. Das weiße Junge mit den schwarzen Beinen, das nach ihrem Wissen Lilienjunges war, sprang mit einem kraftvollen Sprung in die Luft und fing den Moosball mit den Zähnen. Flammenstern zuckte anerkennend mit den Schnurrhaaren. Die Kleine würde bestimmt eine ausgezeichnete Jägerin werden… auch wenn es mit der Landung noch nicht so gut funktionierte. Das Junge viel zu Boden und landete auf dem Rücken statt auf den Pfoten. Die Anführerin zog scharf die Luft ein und sprang besorgt auf. Noch bevor sie einen Schritt getan hatte versammelten sich Tupfenwunsch, Rabensturm, eine unbekannte hellbraune WolkenClan-Kriegerin und die anderen beiden Jungen um das Junge. „Geht es ihr gut?“, miaute Flammenstern und gesellte sich achtsam zu den Katzen. Tupfenwunsch beugte sich gerade über das weiße Junge und sie befürchtete schon das schlimmste, als die junge Heilerin das Kleine am Nackenfell aufsetzte. Es wimmerte, schien aber nicht ernsthaft verletzt zu sein. Erleichtert atmeten Rabensturm, seine beiden anderen Jungen, die Heilerin, die fremde Kriegerin und Flammenstern aus. „Ich nehme sie mit in den Heilerbau, aber es geht ihr soweit gut“, miaute Tupfenwunsch, gab Rabensturm mit dem Schweif einen aufmunternden Klaps und trottete mit dem weißen Jungen im Maul davon. Rabensturms Augen folgten der gefleckten Kätzin mit einem bangen Blick. „Es geht ihr gut“, beruhigte die fremde WolkenClan-Kriegerin. Der schwarze Kater nickte dankbar und scheuchte Lavendeljunges und Fliederjunges mit einem Schwanzwedeln in Richtung der Kinderstube. Mit einem Nicken ging er an Flammenstern vorbei, die braune Kätzin folgte ihm. „Ich bin Rehfarn und wie heißt du?“, miaute die WolkenClan-Kätzin.
Sofort versteiften sich Rabensturm, seine Jungen und die flammenfarbene Anführerin. Rehfarn? So ein Mäusedreck! Rabensturm blickte sie mit großen Augen an, er wirkte wie vom Donner gerührt. „Du… du heißt Rehfarn?“, stammele er, Panik lag in seinem Blick. Langsam nickte die hellbraune Kätzin, woraufhin sich das schwarze Fell des Kriegers sträubte. Seine gelben Augen warfen Flammenstern einen langen, vorwurfsvollen Blick zu, bei dem sich ihr Nackenfell aufstellte, danach kehrte er den Kätzinnen den Rücken zu und schob seine Jungen in Richtung Kinderstube.
„Was sollte das denn jetzt?“, miaute Rehfarn mit gerunzelter Stirn an Flammenstern gerichtet. Sie seufzte und deutete auf ihre halb aufgefressene Drossel. „Komm mit, dann erkläre ich es dir.“ Die hellbraune Kätzin blinzelte überrascht und folgte der orangeroten Anführerin dann zu ihrem Platz im Schatten. Flammenstern kauerte sich nieder und nahm einen weiteren großen Bissen von der jetzt etwas trockenen Drossel. Sie kaute bedächtig und begann dann zu erzählen: „Rabensturm… war ein Schüler des DonnerClans, als mein Vater Feuerstern in den Wald kam. Von Feuerstern hast du wahrscheinlich gehört, ob du schon da warst, als er den WolkenClan verließ weiß ich nicht.“ Rehfarn schüttelte den Kopf, woraufhin Flammenstern unbeirrt fortfuhr: „Doch Rabenpfotes Mentor Tigerstern versuchte seinen Schüler zu töten, deshalb musste er die Clans verlassen. Ich will jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, von Tigerstern wirst du noch früh genug hören. Viele Blattwechsel lebte Rabenpfote also auf einer Farm zusammen mit einem Einzelläufer namens Mikusch. Als die vier Clans, etwa drei Blattwechsel nach Feuersterns Besuch hier, den Wald verließen, mussten sie einige ältere Katzen zurücklassen, die von den beiden Einzelläufern freundlicherweise aufgenommen wurden, wie ich später erfuhr. Gleichzeitig verliebte sich Rabenpfote in ein Hauskätzchen namens Laura, das mit meiner Schwester Blattsee befreundet gewesen war. Als ich vier Blattwechsel später zusammen mit meinen Jungen, Regenpelz, Staubwolke und Herbstblatt an der Scheune vorbeikam, fanden wir dort eine ganze Gruppe von Katzen: Rabenpfote und seine Gefährtin Laura, die bald Junge bekommen würde und auch noch Blaujunges, Gelbjunges, Rotjunges, Streifenjunges und Kampfjunges. Die Jungen stammten aus zwei Würfen, die die älteren Katzen zu meiner Überraschung auf die Welt gebracht hatten. Die Eltern der Jungen waren bereits verstorben, doch die sieben Katzen schlossen sich dem FeuerClan an. Laura erhielt den Kriegernamen Rehfarn… und starb bei der Geburt ihrer drei Töchter.“ Flammenstern war sich nicht sicher, wieso sie diese Geschichte nun erzählte, wo es doch gereicht hätte einfach nur zu erwähnen, dass Rabensturm eine Gefährtin namens Rehfarn gehabt hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie recht gern Geschichten erzählte, wahrscheinlicher aber war es, dass sie wollte, dass andere Rabensturms Verhalten verstehen konnten.
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Fanfiction"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...