Kapitel 69

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Nachdenklich betrachtete Flammenstern Kämpferherz beim Schlafen. Rotpfote hatte sie noch vor Sonnenaufgang geweckt, weil der gescheckte Kater kurzzeitig wach gewesen war. Als sie dann zu ihm geeilt war, fand sie ihn bereits wieder schlafend vor, Gelbpfote, Streifenpfote und Blaupfote an seiner Seite. Nun saßen die vier Schüler und die Anführerin nebeneinander und hofften, dass er bald wieder aufwachen würde. Seine Flanken hoben und senkten sich gleichmäßig, was wohl ein gutes Zeichen war. Noch immer war nicht klar, ob er leben würde. Auch wenn Kampfherz ihr im Traum versichert hatte, ihre Freundin, wer auch immer das sein wollte, würde dafür sorgen, dass er leben würde, war sich Flammenstern nicht so ganz sicher, ob das auch funktionieren würde. Und ob es gut für ihn wäre. Es ging ihm eindeutig schlechter, als es Lichtherz damals gegangen war, soviel war sicher. Seine Wunden rissen bei jeder Bewegung auf. Die Verletzung an seinem Bauch war möglicherweise so tief, dass lebenswichtige Organe verletzt wurden. Rotpfote konnte nichts mehr für ihn tun, außer zum SternenClan zu beten. Das war das einzige was sie alle tun konnten.

Die flammenfarbene Anführerin war sich sicher, dass das nicht das Schicksal war, dass Fetzenstern für seine Wiedergeburt vorhergesehen hatte. Doch das war egal. Was passiert war, war passiert.

Gelbpfote neben ihr stand auf und tat einen Schritt auf Kämpferherz zu. „Du musst aufwachen“, flüsterte sie, doch es war kaum mehr als ein Wimmern. Wie gerne hätte Flammenstern der grau-weißen Schülerin erzählt, was Kampfherz ihr gesagt hatte. Doch war es wirklich ein Trost, dass Kämpferherz nur noch durch die Hilfe einer Geisterkatze leben würde? Wohl kaum.

Hinter ihr konnte sie auf einmal Schritte hören, die sich schnell näherten. „Flammenstern!“, miaute eine schwer atmende Stimme und blieb etwas von ihr entfernt luftschnappend stehen. Sofort sprang sie auf und eilte alarmiert zu Glutpfote. „Was ist passiert?“, miaute sie besorgt. Ihr Sohn brauchte erst ein paar Augenblicke, bis er wieder zu Atem gekommen war, dann antwortete er mit eindringlicher Stimme: „Es hat die ganze Nacht geregnet und jetzt… wir sind gefangen! Der Fluss ist angeschwollen, das Wasser läuft schon in die Höhle, es wird uns alle ertränken!“ Was hielt sie genfangen? Flammenstern brauchte einen Moment um die Worte ganz zu begreifen und runzelte die Stirn. Als ihr dann das Ausmaß von Glutpfotes Bericht klar wurde, erstarrte sie wie eine Salzsäule. Das durfte einfach nicht wahr sein. Wurde ihr Clan den vor gar nichts verschont?

Der feuerfarbene Kater blickte erwartungsvoll zu seiner Mutter auf. Sie löste sich aus ihrer Starre. Sie musste etwas unternehmen! Flammenstern drehte sich zu Staubwolke um, der friedlich schlafend in einem der Nester lag, die Rotpfote für die Verletzten vorbereitet hatte. Neben ihm erkannte sie die dunklen Pelze von Düstersturm und Rennpelz. Kämpferherz‘ Nest befand sich auch in der Nähe. Wie sollten die vier Krieger nur hier rauskommen? In ihrem Zustand konnte keiner von ihnen Schwimmen.

Streifenpfote kam mit angelegten Ohren und peitschendem Schweif auf sie zu. Er musste das Gespräch mit angehört haben. „Worauf wartest du noch? Wir müssen hier verschwinden!“, trieb er sie an und deutete auf den moosbewachsenen Felsen. Auch wenn sie nicht sehr begeistert davon war, wie der Schüler mit ihr redete, musste sie ihm zustimmen.

Sie spannte die Hinterbeine an und sprang kraftvoll auf den Felsen. Sie hatte keine Zeit für die traditionellen Worte, also jaulte sie einfach so laut sie konnte: „Sofort alle aufstehen!“ Mehrere Köpfe schossen alarmiert nach oben, Forellenpelz sprang sogar noch mit geschlossenen Augen auf und schlug wild nach einem imaginären Gegner, bevor Fischschweif zu ihr eilte und sie beruhigte. Einige Junge quiekten protestierend, Rabensturm riss sein Maul zu einem langen Gähnen auf, bevor er sich nach dem Grund für den frühen Weckruf umblickte. Flammenstern schlug nervös mit dem Schweif, während sie darauf wartete, dass der FeuerClan sich versammelte. Es war dunkel in der Höhle, durch den Spalt, der ihnen als Eingang diente, drang nur spärlich düsteres Licht.

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt