Kapitel 77

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Mit vor Anspannung gesträubtem Fell betrat Flammenstern als erste das Mondtor. Ihre Clangefährten und Echoklang folgten gleich hinter ihr, Memorys Schnauze berührte den Anfang ihres Schweifes. Sie befand sich in einem langen, dunklen Gang, der langsam bergab führte. Sie konnte kaum etwas sehen, das einzige  Licht war der Eingang hinter ihr, der immer kleiner wurde umso weiter sie ging. Es wurde auch stetig kälter. Der Boden und auch die Wände waren etwas nass und bestanden aus massivem Fels. Der Gang schien immer schmäler zu werden und auch die Decke kam Flammenstern unaufhaltsam näher. Irgendwann erreichte sie gar kein Tageslicht mehr und sie sah nichts. Nur völlige Dunkelheit.

Sie spürte wie die Felsdecke ihre Ohrenspitzen streifte und die Wände ihren Pelz berührten. Was, wenn sie auf einmal feststecken würde? Niemand würde ihr helfen können. Die junge Anführerin konnte irgendwo Wasser plätschern hören und hinter ihr erklungen die Schritte der anderen Katzen unnatürlich laut. Angstgeruch stieg auf, als der Gang einfach kein Ende nehmen wollte. Sie war sich nicht sicher, ob ihr eigener nicht auch dabei war.

Plötzlich verschwanden die Felswände um Flammenstern herum und sie atmete erleichtert aus. Sie mussten sich in einer Höhle befinden. Sie tat noch ein paar Schritte nach vorne, woraufhin ihre Vorderpfoten etwas eiskaltes, nasses berührten und sie zurückschreckte. „Vorsicht, weiter vorne ist Wasser!“, zischte sie. Ihre Stimme hallte als Echo an den Felswänden wieder. Die flammenfarbene Kätzin schauderte.

Auch in der Höhle, Flammenstern ging fest davon aus, dass es sich um eine handeln musste, war es dunkler als in der tiefsten Nacht. Das Wasser vor ihnen schimmerte nicht, da es nichts reflektieren konnte. Von irgendwoher musste der Teich frisches Wasser zugeführt bekommen, das hörte sie an dem Plätschern, doch den Ort konnte sie nicht ausmachen, da hier jedes Geräusch als Echo zurückgeworfen wurde. „Sind alle da?“, miaute sie, als ihr aufgefallen war, dass noch niemand außer ihr gesprochen hatte. Sie hörte zwar die Geräusche ihrer Bewegungen, konnte aber nicht ausmachen, ob auch alle da waren. Staubwolke, Rottupf und Blaumond erkannte sie zwar an ihren Gerüchen, da sie nicht weit entfernt standen, aber der Rest wurde noch immer von dem Angstgeruch überdeckt.

Stille folgte. Niemand antwortete ihr. Pelze knisterten, Katzen scharrten mit den Krallen über den Steinboden. Genervt stöhnte Flammenstern auf und wollte gerade anfangen ihre Clangefährten und Echoklang anzufachen ihr zu Antworten, als Memory zu ihr getrottet kam, sich zu ihr beugte und flüsterte: „Hier spricht man nicht.“ Überrascht und beschämt zugleich schnappte sie nach Luft. Natürlich! Trotz der Kälte, die in der Höhle herrschte, wurde ihr Fell von den Ohrenspitzen bis zu den Krallen glühend heiß. Wie konnte sie das nur vergessen? Am Mondstein im alten Wald hatte man auch nicht sprechen dürfen. Sie hatte damals ihre traditionelle Reise zwar noch nicht gemacht, trotzdem war dies allgemein bekannt. Und sie als Anführerin des FeuerClans durfte so etwas doch nicht vergessen! Wenn Echoklang das Blattstern erzählen würde, stünde sie wie ein komplettes Mäusehirn da! Und was sollte erst der SternenClan von ihr denken?

Nach einiger Zeit wurde der flammenfarbenen Kätzin bewusst, dass es nichts brachte sich jetzt darüber aufzuregen. Vielmehr sollte sie sich fragen, was sie nun tun musste. Die Katzen standen nun schon länger planlos herum. Irgendetwas musste nun doch geschehen! Wenn es stimmte, was andere Katzen ihr erzählt hatten, dann hatte der Mondstein immer plötzlich geleuchtet. Sie selbst hatte vor ihrer Anführerzeremonie gesehen, fiel ihr wieder ein. Ob hier wohl auch etwas leuchten würde?

Als nach einem gefühlten Blattwechsel noch immer nichts geschehen war, fingen die sieben Katzen an unruhig zu werden. Flammenstern machte sich wirklich Sorgen, was sie machen sollten, falls wirklich nichts geschehen würde. Denn Geißel und Memorys Zeit war heute Nacht vorbei. Es musste etwas passieren! Ansonsten wären die beiden für immer verloren! Hatte Rottupf vielleicht etwas falsch verstanden? Mussten sie nicht hier her, sondern an einen anderen Ort? War dies vielleicht gar nicht der Mondort? Diese Höhle wirkte zwar eine gewisse Anziehungskraft auf Heiler und Anführer aus, aber musste das denn auch bedeuten, dass sie hier richtig waren?

Warrior Cats - Die Tochter des FeuersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt