So schnell sie konnte, rannte Flammenstern zum Ufer des Flusses. Herbst stand schon dort, ihre Augen waren vor Schreck geweitet und sie blickte sich verzweifelt um. Panisch suchte die Anführerin das Wasser mit den Augen ab, aber sie konnte ihre Tochter nirgends entdecken. Plötzlich tauchte Ahornjunges Kopf nach Luft ringend etwas Flussabwärts auf, bevor die orangene Kätzin wieder verschwand. Flammenstern rannte so nah sie konnte zu der Stelle, wo ihre Tochter verschwunden war. „Ahornjunges! Ahornjunges!“ Mit schreckgeweiteten Augen lief sie im flachen Teil des Flusses hin und her. Die Strömung war zwar nicht sehr stark, trotzdem war es unwahrscheinlich, dass sie ihrer Tochter helfen könnte. Die Anführerin war eine miserable Schwimmerin. Hilfesuchend blickte sie sich um. Ihres Wissens konnte keine Katze ihres Clans sonderlich gut schwimmen.
Ihr Bauchfell saugte sich schon mit Wasser voll und langsam watete sie tiefer in den Fluss hinein. Ein weiteres Mal erschien Ahornjunges Kopf für kurze Zeit über dem Wasser und sie rang hustend nach Luft. „Hil…!“ Schon war sie wieder verschwunden. Mühsam schwamm Flammenstern in die Richtung, in der das orangene Junge verschwunden war. Auch wenn sie versuchte, ihren Kopf über Wasser zu halten, schwappte ihr immer wieder etwas ins Maul und sie musste husten. Ihr nasses Fell wog schwer und zog sie nach unten und nur unter größter Anstrengung schaffte sie es, nicht unter zu gehen. Auf einmal schwappte eine Welle über ihren Kopf und überall um Flammenstern herum war Wasser. Nichts als Wasser. Sie wusste nicht mehr, wo unten und oben war. Wild strampelnd versuchte sie sich einen Weg an die Oberfläche zu schaffen. Ihre Lungen schrien nach Luft, als das letzte bisschen als aufsteigende Bläschen entwich. Mit ihrer letzten Kraft, schlug sie und plötzlich durchbrach ihr Kopf die Oberfläche. Husten rang sie nach Luft und blickte sich nach ihrer Tochter um. Ihre Ohren klingelten und sie konnte nicht mehr richtig sehen. Wieder drang ihr Wasser ins Maul, das die flammenfarbene Kätzin wütend hochwürgte.
Unerwartet hörte sie wildes Platschen vom Rand des Flusses. Streifenpfote kam auf sie zu gerannt. „Was…?“, ihre Stimme war kaum mehr als ein Hauchen. Mit flinken Bewegungen paddelte der hell gestreifte Schüler an der verwunderten Anführerin vorbei und tauchte unter. Sie trieb immer weiter flussabwärts und konnte weder ihr Junges noch den Schüler irgendwo entdecken. Regenpelz und Staubwolke, die zusammen mit den meisten Schülern auf der Jagd gewesen waren rannten am Rand des Flusses entlang und jaulten ihr unverständliches zu. Plötzlich konnte sie Blasen an der Oberfläche im Wasser etwas von ihr entfernt entdecken.
Streifenpfotes hell getigerter Kopf erschien vor ihr. Im Maul hielt er einen schlaffen orangenen Körper. Ahornjunges. Verzweifelt schnappte Flammenstern nach Luft. SternenClan, nein! Sie durfte nicht auch noch ihre zweite Tochter verlieren. Das durfte einfach nicht der Wille des SternenClans sein.
Mit scheinbar rotinierten Schlägen brachte Streifenpfote sich und das Junge zum mit Farnen bewachsenen Rand des Flusses, wo er Ahornjunges vor Regenpelz Pfoten absetzte, der sofort begann ihre Tochter gegen die Fellrichtung abzulecken. Streifenpfote, dessen hell getigertes Fell an seinem Körper klebte kam auf Flammenstern zu, die ein weiteres Mal unterzugehen drohte. Er packte sie am Nackenfell und zog sie mit zum Rand des Flusses. Langsam verschwamm alles um sie herum. In ihren Ohren hörte sie nur noch ein Klingeln und sie rang hustend nach Luft. Sie spürte, wie ihr Körper über das steinige Flussbett gezogen wurde, dann wurde alles schwarz.
Gleisendes Sonnenlicht umfing Flammenstern. Erschöpft schlug sie die Augen auf. Sie befand sich zu ihrer Verwunderung wieder einmal am Baumgeviert. Die riesigen Eichen ragten über ihr auf und der Großfelsen lag neben ihr, als könnte keine Kraft der Welt ihn von dort wegbewegen. Dummerweise wusste Flammenstern es aber besser. Zweibeiner konnten ihn wegbewegen und sie hatten es auch getan. Verblüfft stellte sie fest, dass der Großfelsen nicht leer war, sondern mehrere Katzen dort oben standen. „Willkommen Flammenstern!“, miauten die drei Katzen und sprangen herab um ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber zu stehen. Jetzt erkannte die Anführerin auch, dass es sich bei der einen Kätzin um Blaustern handelte, die sie ernst anblickte. Die beiden anderen Krieger kannte sie nicht. Der eine hatte langes, zotteliges dunkelbraun getigertes Fell, in dem Sternenstaub glitzerte, und der andere war ein hellbraun getigerter Kater mit einem schiefen Kiefer und erinnerte sie etwas an Streifenpfote.
Zwei weitere Katzen tauchten am Rand des Abhangs auf und kamen auf sie zu. Ein schildpattfarbener Kater und eine graue Kätzin, Gelbzahn, fiel Flammenstern der Name ein.
Blaustern ergriff das Wort. „Du bist hier, weil du beinahe dein erstes Leben verloren hättest. Keine Sorge, es war nur beinahe.“ Flammenstern verstand nicht, wieso sie hier war, wenn sie doch gar kein Leben verloren hatte. „Wichtiger ist aber, dass du das Leben nicht verloren hast, weil Streifenpfote dich gerettet hat.“ Streifenpfote hatte sie also gerettet. „Wie hat er nur so schwimmen gelernt?“ Es war ihr wirklich ein Rätsel. Der Schüler war weit entfernt von jeglichem Fluss bzw. See aufgewachsen und trotzdem schwamm er wie ein erfahrener FlussClan-Krieger.
„Genau darum geht es“, mischte sich nun der hellbraun getigerte Kater ein. „Streifenpfote ist in seinem Leben noch nie geschwommen. Aber ich bin es. Ich bin Streifenstern, ehemaliger Anführer des FlussClans.“ Der flammenfarbenen Kätzin blieb das Maul offen stehen. Was sollte das den jetzt bedeuten? Man musste ihr ihre Verwirrung angesehen haben, denn Gelbzahn krächzte: „Spannt sie nicht so lang auf die Folter. Sie versteht es verständlicherweise nicht.“ Die graue Kätzin mit dem flachen Gesicht schüttelte amüsiert den Kopf.
Der dunkelbraune muskulöse Kater, der bis jetzt still beobachtet hatte verkündete: „Blaupfote, Streifenpfote, Gelbpfote, Rotpfote und Kampfpfote sind unsere Wiedergeburten. Wir sind nicht wirklich sie und sie sind nicht wirklich wir, aber sie haben den gleichen Charakter und die gleichen Fähigkeiten wie wir. Sie sind unsere Zweite Chance, weil wir alle in unserem Leben Entscheidungen getroffen haben, die wir ewig bereut haben.“ Flammenstern riss ungläubig ihre Augen auf. „Dann…dann ist Blaupfote die Wiedergeburt von Blau… Blaustern?“, stotterte sie. Die blaugraue Kätzin nickte. „Außerdem ist Streifenpfote die Wiedergeburt von Streifenstern, Gelbpfote die Wiedergeburt von Gelbzahn, Kampfpfote die Wiedergeburt von Fetzenstern, der auch Kampfstern genannt wurde und Rotpfote die Wiedergeburt von Rotschweif.“ Der schildpattfarbene Kater warf mit zusammengekniffenen Augen dazwischen: „Aber bei meiner Wiedergeburt ist leider etwas schiefgelaufen.“ Flammenstern konnte ein amüsiertes Schnurren nicht unterdrücken. Der Kater war als Kätzin wiedergeboren worden!
Sie hatte während der Zeit, als sie noch ein Junges war von jeder dieser Katzen Geschichten gehört. Rotschweif war sogar der Vater ihrer Mutter Sandsturm. Blaustern bedeutete ihren Freunden leise zu sein, die angefangen hatten über Rotschweifs Wiedergeburt zu diskutieren. „In deinem Clan werden alle Clans eins. Dein Clan ist auch der Clan der neuen Chancen. Merk dir das bitte!“
Dann lösten sich die SternenClan-Krieger langsam auf und auch die Lichtung verschwand.
Und mal wieder: Unerwartete Wendung :D Ihr müsst schon sagen, das habt ihr nicht erwartet :D Also, bis in zwei Wochen. So ich hab ein weiteres Quiz: Glutjunges ist auch eine Wiedergeburt. Wer errät von wem, bekommt die Widmung für dieses Kapitel. Jeder hat zwei Stimmen (weil es wirklich viele Möglichkeiten gibt XD) Bitte eure Lösung in die Kommis ;)
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Warrior Cats - Die Tochter des Feuers
Fanfiction"Der See wird sterben. Zu dritt werdet ihr zu den Wolken gehen und Feuer sein. Nur so kannst du die Clans retten." Eine Prophezeiung kann das Leben einer Katze für immer verändern. Das hatte Flammenblüte schon als Junges von ihrem Vater Feuerstern g...