Kapitel 10

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Das gesamte Treffen über warfen die Beiden sich diese Blicke zu,  sodass ich versuchte, es einfach schnell hinter mich zu bringen, um das nicht mehr mit ansehen zu müssen. 
Ehrlich gesagt weiß ich auch nicht, wieso es mich so sehr störte, die Beiden zusammen zu sehen. Ich meine, ich wollte doch nichts von Jared  und außerdem hatte ich ja Logan. Warum also spürte ich bei jedem einzelnen Blick den sich Sara und Jared zuwarfen diesen Stich in meiner Brust?
Ich beschloss, dieses Gefühl zu ignorieren und einfach irgendwie das Projekt hinter mich zu bringen. Glücklicherweise dauerte das Treffen nicht allzu lang, da Jared noch "irgendwas Wichtiges zu tun" hatte.  Das Problem an unserem sehr kurzen Treffen war jedoch, dass wir im Endeffekt nicht wirklich irgendetwas geklärt hatten, was das Projekt betrifft, außer das, was sowieso schon klar gewesen ist. 

Nachdem Jared gegangen war, machte Sara für uns beide Tee und wir machten es uns zusammen auf ihrem Bett bequem. 

"Ich glaube, ich sollte Jared nach einem Date fragen. Ich spüre da so eine Bindung zwischen uns beiden, die ich noch nie gefühlt hatte. Ich weiß einfach, dass wir zusammen gehören.", sprudelte es Sekunden später aus Sara heraus.
Bevor ich etwas erwidern konnte - was ich eigentlich sowieso nicht tun wollte, da ich keine Ahnung hatte, was ich hätte sagen können - redete sie schon weiter. Sara war nun einmal jemand, der stundenlang über sich selbst reden konnte und ich war mir ziemlich sicher, dass sie es liebte, sich selbst beim Sprechen zuzuhören.
Also nickte ich einfach.

"Ich weiß ja nicht ob es dir aufgefallen ist, aber Jared und ich haben - bevor zu gekommen bist - ziemlich heftig rumgemacht. Wer weiß, wie weit wir gegangen wären, wenn du nicht gekommen wärst."
Nein Sara, das ist mir gar nicht aufgefallen.
"Weißt du, er war plötzlich da und dann war da dieses Knistern, ich habe es ganz deutlich gespürt und dann, naja dann ist es einfach passiert."

Grinsend lehnte sie sich zurück und nahm einen Schluck von ihrem Tee, während sie sich wahrscheinlich noch einmal an jede einzelne Sekunde mit Jared erinnerte. 
Eigentlich sollte ich mich für sie freuen. Sara war nett, wir waren sowas wie Freunde und sie hat jemanden gefunden, der sie anscheinend mehr als gern hatte. Und Jared war ja auch nett... zu anderen. Da fiel mir etwas ein.

"Warum war Jared eigentlich letztens auf der Party?" 
Erwartungsvoll sah ich sie an. Die Frage stellte ich mir nun schon seit Tagen, denn ich war mir sicher, dass er dort nicht zum Feiern gewesen war.

"Ach das, als ich dich mit diesem zwielichtigen Typen an der Bar gesehen hab, wollte ich dich von ihm wegbringen, denn er wirkte nicht wie einer von der netten Sorte. Dann habe ich versucht, durch die Menge zur Bar zu kommen und als du und der Typ dann verschwunden ward, habe ich einfach Angst bekommen. Ich habe Jared angerufen - er war der Erste, der mir in den Sinn gekommen ist - und als ich ihm erzählt habe, was los ist, dass du vollkommen betrunken bist, ich dich aus den Augen verloren hab und dazu noch meinen Verdacht, dass du mit dem komischen Typen verschwunden bist, meinte er ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, er würde herkommen und mir helfen, dich zu suchen."
Sie zuckte mit den Schultern, als wäre das keine große Sache gewesen.

Ich würde jedoch lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht verwundert war. Sehr verwundert sogar. Vielleicht hasste er mich doch nicht so sehr, wie ich angenommen hatte. Oder er wollte einfach nicht vor Sara wie ein riesen Arschloch wirken. Ja, wahrscheinlich letzteres.

"Darum fand ich es umso komischer, dass er dich vorhin keines Blickes gewürdigt hat. Ihr habt doch auch mal zusammen Mittag gegessen, oder nicht? Ich dachte immer, ihr seid sowas wie Freunde, aber anscheinend hatte ich mich geirrt."

Damit hatte sie jedoch nur teilweise Recht. Jared hatte mir in Momenten, in denen er sich unbeobachtet gefühlt hat, tatsächlich einige Blicke zugeworfen, das hatte ich aus den Augenwinkeln gesehen. Jedoch habe ich diese Blicke nicht erwidert. Ich wusste einfach nicht, was ich davon halten sollte.

***

'Schick mir deinen Text bis Freitag. Was ist dein erstes Thema? Jared'

Diese Nachricht trotzte mal wieder vor Nettigkeit, so wie er eben war. Warum haben wir eigentlich nochmal beschlossen, dass Jared hauptverantwortlich für das Layout ist? Das bedeutete, er hatte unendlich viel Zeit, sich mit meinen Texten auseinanderzusetzen. Genervt vergrub ich meinen Kopf unter meinem Kissen. 
Es war Dienstagmorgen, also hatte ich noch etwas Zeit, meinen Artikel zu schreiben. Unsere Professoren wollten nämlich, dass wir zumindest wöchentlich vorzeigen konnten, was wir bereits erarbeitet hatten. 

'Meine Hobbies, allerliebster Jared. Avery'

Grinsend schickte ich die Nachricht ab. Ich wusste, dass ihn diese Nachricht ärgern würde, auch wenn sie nicht wirklich kreativ war. 

"Warum grinst du so, Süße?", fragte plötzlich Logan, der neben mir im Bett lag und sich zu mir gedreht hatte. 
"Ach, nichts Wichtiges.", entgegnete ich und wollte aufstehen, um mich fertig zu machen, als sich plötzlich eine Hand um mein Handgelenk schloss.

"Ich würde es aber gerne wissen. Mit wem hast du geschrieben?" Obwohl er lächelte, machte mir der Unterton der mit seinen Worten mitschwang deutlich, dass er keine Widerworte dulden würde.

"Mit Jared. Es geht nur um das Projekt... für die Uni. Ich hab dir doch davon erzählt?"
Falsche Antwort, Avery, falsche Antwort.

"Natürlich, Avery. Denkst du ich bin so blöd? Es wäre so klischeehaft, dass du gerade mit Jared ein Projekt für die Uni machen musst. Also sag mir sofort, was du ihm geschrieben hast!"
Im Laufe des Satzes setzte er sich auf und seine Stimme wurde immer lauter und unkontrollierter.

"Vertrau mir doch einfach Logan, wenn ich sage da ist nichts, dann ist da auch nichts." Ich versuchte ruhig zu bleiben, was mir nicht wirklich gut gelang. 
Logans Griff umfasste währenddessen immer stärker mein Handgelenk. Als ich versuchte, ihm meinen Arm zu entziehen, zog er mich in einem starken Ruck zu sich aufs Bett.

"Gib mir dein Handy, Avery!", schrie er bestimmt.

"Bist du verrückt, Logan? Warum sollte ich dir mein Handy geben?"

"Wenn du nicht lügst, wirst du auch nichts auf deinem Handy zu verbergen haben."

"Wie wäre es mit Vertrauen? Und verdammt nochmal, lass mich endlich los!" Mittlerweile schrie auch ich.

Im nächsten Moment spürte ich, dass meine rechte Wange anfing zu brennen. Ich verzog jedoch keine Miene und starrte ihn einfach nur an. Er sollte keine Macht über mich bekommen, nicht schon wieder. Jedoch ließ ich vor Schreck mein Handy fallen, welches Logan sofort in Beschlag nahm. Ich sah, wie seine Miene sich beim Lesen der Nachrichten verhärtete, konnte mir jedoch nicht erklären, warum. In unseren Chat stand doch nichts Schlimmes.

"Allerliebster Jared? Ist das dein Ernst, Avery?"

Es dauerte keine weitere Sekunde, bis ich hörte, wie mein Handy an der Wand zerschellte.

Danke für 100+ Reads , yay :D

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