Kapitel 32

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Den restlichen Tag über versuchte ich Sara so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, da ich mir weitere Gespräche mit ihr gerne ersparen wollte. Es war alles gesagt.
Jared sah ich an dem Tag überhaupt nicht, aber das hätte mich gewundert, denn er meinte ja, dass er weg sei. Ich wüsste zu gerne, wo er so plötzlich für drei Tage hin musste, sodass wir uns nicht vorher treffen konnten. Alles in mir sehnte sich danach, ihn endlich wieder zu sehen und mit ihm darüber zu reden, was geschehen ist und dann verschwand er einfach; genau wie Logan es letzte Woche getan hatte.
Apropos, auch Logan hatte ich den ganzen Tag über nicht gesehen und wir haben seit dem Wochenende auch nicht mehr miteinander geschrieben. Ich spürte, das irgendetwas anders war, aber wusste nicht, was es war.
Wie in Trance brachte ich den restlichen Tag hinter mich. In den Vorlesungen bekam ich nichts mehr mit, da meine Gedanken versuchten irgendwie aus den ganzen Informationen, die sie hatten, schlau zu werden. Leider kamen sie zu keinem Ergebnis, das mich zufrieden stellte.

Gegen Abend kam ich endlich in meine Wohnung und schmiss mich erschöpft auf mein Bett. Was würde passieren, wenn ich morgen mit Jared reden würde? Es war zumindest eher unwahrscheinlich, dass er mir seine Liebe gestehen würde und wir glücklich bis in alle Ewigkeit zusammen sein würden. Empfand er überhaupt etwas für mich? Gut, wir hatten uns geküsst, aber was bedeutete das denn schon? Hatte er bei dem Kuss etwas gefühlt oder war sein 'Du hast keine Ahnung, was du mit mir anstellst', einfach nur eine Floskel, um den letzten Widerstand, der mich davon abhielt ihn zu küssen, zu vernichten?
Bei dem Gedanken an seine Worte bekam ich eine Gänsehaut und ich spürte, wie mein Herz immer schneller schlug.
Eine Sache war auf jeden Fall sicher: Ich empfand auf jeden Fall etwas für ihn - wahrscheinlich mehr, als gut für mich war.
Und Logan war ja auch noch da und bei ihm war ich mir gar nicht mehr so sicher, was ich fühlte.

Das Klingeln der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Ich hob irritiert den Kopf an und wartete, ob der Besucher vielleicht doch lieber das Weite suchen wollte. Immerhin erwartete ich keinen Besuch, also wer konnte was von mir wollen?
Meine Hoffnung erfüllte sich leider nicht, als die Klingel ein weiteres Mal ertönte - diesmal viel länger. Da wollte anscheinend unbedingt jemand rein.
Widerwillig stand ich auf und bewegte mich in Zeitlupe zur Tür. Konnte die Person nicht einfach davon ausgehen, dass ich nicht da war und verschwinden? Ich wollte doch einfach nur schlafen.
Vor der Tür hielt ich noch einmal inne, aber öffnete sie schließlich, da mein Besucher einfach nicht aufgab.

"Hör zu, ich bin echt müde und... Logan?" Irritiert ließ ich ihn rein. Schweigend lief er in die Küche und ich folgte ihm verwirrt. Er stand einfach nur in der Küche und starrte Löcher in die Luft.
"Alles ok, Logan? Was ist los?", fragte ich schließlich, nachdem wir eine Weile still nebeneinander standen. Endlich sah er mich an.
"Liebst du mich, Avery?" In seiner Stimme schwang ein Hauch Verzweiflung mit, den ich versuchte zu ignorieren.
"Ähm, ja klar... doch tu ich. Ähm... warum?" Sein Zustand verunsicherte mich etwas und ich hatte Angst, ich könnte etwas Falsches sagen.
"Ja? Tust du das?" Mit funkelnden Augen sah er mich an - ich hatte nur keine Ahnung, wie ich diesen Ausdruck deuten sollte.
Mit schnellen Schritten kam auf auf mich zu und als er direkt vor mir stand, zog er mein Gesicht zu sich heran und presste seine Lippen hart auf meine. Das kam so plötzlich, dass ich nicht in der Lage war, den Kuss zu erwidern. Was war bitte los mit ihm?
Seine Hände wanderten an meinen Nacken und drückten mich so fest an ihn, dass sich seine Finger in meine Haut bohrten. Erschrocken versuchte ich ihn wegzudrücken, aber er ließ es nicht zu.
Leise wimmerte ich vor Schmerz und Hilflosigkeit. Wider Erwarten wurde sein Griff wieder sanfter und er lehnte seine Stirn gegen meine - genau wie Jared es getan hatte.
Verdammt, ich konnte doch nicht an Jared und mich denken.

"Hat es sich genauso angefühlt...?, fragte er mit leiser Stimme.
Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Was wollte er eigentlich? Worauf wollte er hinaus? Hatte er irgendwas genommen? Bevor ich meine Fragen laut aussprechen konnte, beendete er seinen Satz bereits.
"Hat es sich genauso angefühlt, als du Jared geküsst hast?"
Geschockt riss ich meine Augen auf und versuchte nicht allzu ertappt auszusehen, was mir natürlich überhaupt nicht gelang. Woher wusste er es?
"Du fragst dich bestimmt, wie ich davon erfahren habe. Ich habe gestern einen netten Anruf von deiner kleinen Freundin erhalten, die sich Sorgen um ihre Beziehung gemacht hat. Und um meine. Nett, nicht?", flüsterte er so sanft, dass seine Stimme überhaupt nicht zu seinen Worten passte.
Ich brachte kein Wort heraus. Sara hatte mit Logan telefoniert, weil sie eifersüchtig war und dachte, ich würde ihr Jared wegnehmen wollen. Aber war das denn nicht der Fall?
Ich merkte immer mehr, dass Sara gar nicht der Mensch war, für den ich sie gehalten habe. Sie war so verzweifelt auf ihren eigenen Vorteil bedacht, dass es sie überhaupt nicht zu interessieren schien, was sie damit anrichtete.

"Weißt du, ich wünschte du hättest ihn nicht geküsst. Und ich bin mir sicher, du wirst dir das auch bald wünschen."
Plötzlich ließ er mich los und stürmte mit schnellen Schritten aus dem Raum. Eine Welle der Erleichterung durchfuhr meinen Körper. Ich wusste ja, zu was er fähig war - und jetzt verschwand er einfach?
Da hörte ich, wie sich ein Schlüssel im Türschloss drehte und das Klacken der sich schließenden Tür. Dann kamen Logans Schritte wieder auf mich zu.
Hatte er mich eingesperrt? Was hatte er geplant? Panisch sah ich mich um, damit ich nach einer Fluchtmöglichkeit suchen konnte. Mein Blick fiel auf das Fenster, aber ich verwarf die Option schnell wieder. Aus dieser Höhe würde ich einen Sprung höchstwahrscheinlich nicht überstehen.
"Ich verstehe nicht, womit ich es verdient habe, dass du mich so hintergehst, Avery. Was habe ich dir jemals angetan?"
Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass er die Küche wieder betreten hatte, weswegen mich seine Worte zusammenzucken ließen.
Und dann begann ich zu lachen. Laut. Wahrscheinlich war es, weil ich panische Angst hatte und nicht wusste, was mich erwarten würde. Vielleicht aber auch, weil mir seine Aussage so unwirklich erschien. Dachte er das wirklich?
"Was gibt es da zu lachen?", zischte er bedrohlich.
"Das kann doch nicht dein Ernst sein, oder? Bitte sag mir, dass du nicht wirklich denkst es sei ok, mich immer wieder so zu behandeln."
Ich begann langsam ernsthaft an Logans klarem Menschenverstand zu zweifeln. So oft hatte er mich geschlagen und er empfand keinerlei Reue deswegen? Und dann brachte er mich auch immer wieder dazu, den Fehler bei mir zu suchen. War ich wirklich die ganze Zeit über so naiv gewesen, dass ich nicht merkte, wie er mich manipulierte?

"Alles was geschehen ist, hast du dir selbst zuzuschreiben."
Seine Stimme klang noch nie so kalt und emotionslos, wie in diesem Moment. "Du bist Schuld daran."
Wie hatte ich es nur die letzten Monate mit dieser neuen Seite von Logan ausgehalten?
"Du hast keine Ahnung, wie sehr ich dich verletzen will. Sonst konnte ich meine Wut größtenteils kontrollieren, aber heute will ich es gar nicht. Nicht nachdem du ihn geküsst hast."
Mir stockte der Atem. Hatte er das eben gerade wirklich gesagt, oder entsprang es nur meiner Fantasie? Ich konnte einfach nicht glauben, dass diese Worte eben Logans Mund verlassen hatten.
Denselben Mund, den ich schon so oft geküsst hatte. Der mir sagte, dass er mich liebte. Aber hatte er das jemals getan? War man zu so etwas fähig, was er getan hatte, wenn man jemanden liebte? Und das immer und immer wieder.

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Nach etwa einer Million Kapiteln habe ich dann auch endlich mal die 1k erreicht (yay!).
Danke für jeden Einzelnen, der diese Geschichte liest. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ernsthaft versuche ein komplettes Buch zu schreiben und es ist echt cool, dass es wirklich Leute gibt, die es lesen. Danke! :)

Zur Feier des Tages kommen heute insgesamt 2 Updates, da ich ein langes Kapitel geplant habe und es gerne in mehreren Kapiteln veröffentlichen will, da es sonst zu lang wird.
Ich habe dieses Kapitel einfach seit dem Anfang des Buches geplant und freue mich, es endlich geschrieben zu haben, da die ganze Handlung eben auf das hier zugesteuert ist. :)

Dieses Kapitel widme ich  CandyCake345 für die mega Unterstützung durch ihre vielen Votes und die hinterfragenden Kommentare, die mich meine Geschichte überdenken lassen, danke dafür! :)
(Falls tatsächlich irgendjemand das hier liest, schau mal bei ihrer Geschichte vorbei!)

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