Kapitel 62

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Willkommen zur Lesenacht :D
(Falls man sowas überhaupt sagt)

Heute werden insgesamt 4 Kapitel kommen und zwar jede Stunde eins.
Also um 19 Uhr, 20 Uhr, 21 Uhr und 22 Uhr.

Aber ich will jetzt gar nicht lange drumherum reden.
Viel Spaß :)


Ich saß auf einer Bank auf dem Campus und wartete, während Jared in einem der vielen Räume der Uni saß und seine letzte Klausur für dieses Semester schrieb. Im Gegensatz zu ihm hatte ich mich erst gar nicht für irgendeine Klausur angemeldet, da ich sowieso durchgefallen wäre, bei dem vielen Stoff, den ich verpasst hatte.

Es war mittlerweile genau eine Woche vergangen, seit wir uns endlich ausgesprochen hatten, aber leider haben wir uns in dieser Zeit kaum sehen können, das Jared für die Prüfungen lernen musste. Ich wusste nicht genau, was wir nun eigentlich waren. Waren wir ein Paar? 
Es fühlte sich auf jeden Fall so an, auch wenn wir nie darüber geredet hatten. Aber tat das überhaupt irgendjemand wirklich? 

Ich warf einen Blick auf die Uhr und sah, dass Jared noch eine gute Viertelstunde für seine Klausur Zeit hatte, weswegen es mich umso mehr überrascht, als ich spürte, wie sich jemand auf den Platz neben mir auf der Bank setzte.
Nachdem ich meinen Kopf der Person zugewandt hatte, die sich neben mir befand, blieb mir für einen Moment die Luft weg. Logan saß neben mir und blickte in die Ferne. Er wirkte, als wollte er ansetzen etwas zu sagen, brach dann aber jedes Mal aufs Neue ab. Ich habe ihn noch nie in so einer Verfassung gesehen. So verunsichert und fast schon nervös.

Auch wenn mein Puls sich beschleunigt hatte und meine Hände leicht zu zittern begannen, stand ich nicht auf und ging weg, sondern wartete einfach ab, denn ich war viel zu neugierig auf das, was er mir anscheinend mitteilen wollte. Anders als sonst wirkte er nämlich bis auf die Nervosität fast schon entspannt.

"Avery...", setzte er zögerlich an, sah währenddessen jedoch immer noch in die Ferne. "Können wir reden?" Verwundert sah ich ihn an.
"Worüber willst du reden?", fragte ich harsch. Es interessierte mich durchaus, was er zu sagen hatte, aber trotzdem konnte ich nicht vergessen, wie unsere letzten Gespräche abgelaufen sind.
Logan schloss für einen Moment seine Augen, weshalb ich die Chance nutzte ihn unbemerkt genauer zu betrachten.

Irgendwie wirkte er verändert, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, die ich zu dieser Feststellung kam. Vielleicht lag es daran, dass er so erschöpft wirkte, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte oder auch einfach nur daran, dass es tatsächlich so schien, als würden ihm gerade die Worte fehlen. Und das hatte ich noch nie erlebt: einen sprachlosen Logan.

Er öffnete seine Augen wieder und sah mir nun direkt in die Augen. 
"Über so vieles. Ich muss dir einige Sachen erklären... über mich. Aber..." Er blickte sich kurz um, bevor er mich wieder ansah. "Nicht hier. Können wir uns irgendwo treffen und reden? Bitte." Seine Augen glänzten leicht und ich sah ihm an, wie schwer es ihm gefallen sein musste, diese Frage zu stellen.

Ich hatte nicht vergessen, was er getan hatte oder was für eine Angst ich an manchen Tagen vor ihm gehabt hatte - und auch heute manchmal noch hatte, wenn ich ihn sah. Aber er wirkte so aufrichtig und ich hatte das Gefühl, ich  würde es bereuen, wenn ich ihm nicht die Chance geben würde, mit mir zu reden. Denn irgendwo in ihm, auch wenn es wahrscheinlich tief in seinem Inneren versteckt war, war er trotzdem immer noch der Junge, mit dem ich über zwei Jahre zusammen war, er war meine erste Liebe.
Eine Zeit lang war er der wichtigste Mensch in meinem Leben - bevor alles in die Brüche ging.

Er wandte seinen Blick wieder von mir ab, als ich nicht antwortete, da ich eine Zeit lang in meinen Gedanken versunken war und wollte gerade aufstehen, als ich zu sprechen begann.
"Wir können reden. Aber ich entscheide wo und Jared kommt mit, okay?", sagte ich mit ruhiger Stimme. Ich würde nicht alleine mit ihm reden können, denn in mir saß immer noch diese Angst, die ich empfand, wenn er in der Nähe war.

Zu meiner Überraschung wirkte er nicht wütend, sondern fast schon erleichtert, als ich Jared erwähnte. Ich hatte das Gefühl, ich habe wieder irgendetwas nicht mitbekommen.
Logan brachte ein kleines Lächeln zustande, als er realisierte, dass ich gerade tatsächlich eingewilligt hatte, mit ihm zu reden.
"Danke, Avery. Danke. Wirklich." Seine Worte überschlugen sich fast, als er redete und wieder einmal verwirrte er mich. Was war passiert, dass er so unsicher war?

Ich nickte ihm nur zu und nannte ihm die Adresse meines Lieblingscafés, sowie eine Uhrzeit am heutigen Nachmittag.
Er bedankte sich noch einige Male, bevor er letztendlich wieder verschwand. Ich wollte dieses Gespräch einfach so schnell wie möglich führen, denn die Neugierde auf sein verändertes Verhalten würde mir sonst keine Ruhe lassen.

Nur kurze Zeit nachdem Logan weggegangen war, kam Jared auch schon grinsend auf mich zugeschlendert und schloss mich in eine innige Umarmung. Dann gab er mir einen sanften Kuss auf meine Stirn und nahm meine Hand, während wir zusammen vom Campus weggingen.
"Und? Wie lief deine Prüfung?", fragte ich.
"War ganz okay, denke ich. Wir werden es sehen, wenn die Ergebnisse online sind. Aber lass uns nicht über die Klausuren reden. Was willst du heute machen?"
Während er antwortete war er stehen geblieben und sah mir intensiv in die Augen. 

Sofort wurde ich wieder an das Gespräch mit Logan erinnert, von dem ich Jared erzählen musste.
"Logan war hier.", sagte ich knapp und beantwortete so indirekt seine Frage, da wir uns später mit Logan treffen würden.
Jareds Blick wirkte für einen Moment überrascht und dann besorgt. 
"Hat er dir was getan? Oder was gesagt, was...?"
"Nein.", unterbrach ich ihn schnell. "Nichts davon. Er meinte, er will mit mir reden und mir einige Sachen erklären."
Verwirrt zog Jared eine Augenbraue in die Höhe und sah mich ungläubig an. 
"Und was hast du geantwortet?"

"Ich habe ihm gesagt, wir können reden, wenn du auch mitkommst. Wir werden uns heute mit ihm treffen. Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, warum ich mich darauf eingelassen habe, aber ich bin neugierig auf das, was er mir sagen will. Er wirkte irgendwie so verändert, gar nicht mehr einschüchternd, wie ich es sonst empfunden hatte, sondern fast schon verunsichert. Ich will wissen wieso."

"Wenn du es für das Richtige hältst, werden wir das tun."
Er legte einen Arm um meine Schultern und gab mir einen kurzen Kuss auf die Schläfe.
"Aber zuerst sollte ich dir etwas erzählen."

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