Kapitel 25

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"Das musst du nicht tun, wirklich. Du kannst ruhig wieder schlafen gehen, ich mache das schon.", versuchte ich Jared davon abzuhalten mir zu helfen.
Er reagierte jedoch nicht darauf und setzte sich zu mir auf den Badewannenrand.

"Ich will dir aber helfen.", entgegnete er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
Ich sah, dass es keinen Sinn machen würde, jetzt mit ihm darüber zu diskutieren, also beließ ich es einfach dabei und sah ihm in die Augen, während er die Tube aufschraubte und etwas von der Salbe auf seine Finger gab.

"Bereit?"
Als Antwort nickte ich nur und schloss meine Augen, um mich schon einmal auf die Schmerzen vorzubereiten, die mich gleich erwarten würden.
Als die kalte Creme auf meine Haut traf, zuckte ich leicht zusammen, aber es tat nicht annähernd so weh, wie beim ersten Auftragen.
Der kühlende Effekt war sogar sehr angenehm auf meiner verbrühten Haut. Das Einzige, was weh tat, war der leichte Druck den Jared ausübte, während er über meinen Oberschenkel strich. Er wusste, dass mir gerade seine Berührung Schmerzen verursachte und versuchte die Creme so behutsam wie möglich einzumassieren, wofür ich ihm sehr dankbar war.

"Kannst die Augen wieder öffnen. Du hast es geschafft."
Erleichtert öffnete ich meine Augen und sah ihn wieder an. Er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, was seine kleinen Grübchen offenbarte, die mir zuvor nie aufgefallen waren.
Wie in Trance streckte ich meine Hand langsam aus und strich mit meinem Daumen über seine Wange. Er sagte nichts, sondern saß einfach nur da und sah mich an.
Da er nichts dagegen zu haben schien, wanderte meine Hand weiter zu seinem Kinn. Ich hatte keine Ahnung, woher dieser plötzliche Drang kam, ihn zu berühren, aber ich konnte nichts dagegen tun.
Als mein Daumen schließlich über seine Lippen fuhr, umfasste er meine Hand mit seiner und verteilte einige federleichte Küsse darauf. Dann verschränkte er unsere Finger miteinander, rückte ein Stück näher an mich heran und lehnte seine Stirn an meine.

In diesem Moment fühlte sich mein Brustkorb an, als würde er in der nächsten Sekunde explodieren. Ich war mir sicher, Jared konnte hören, wie schnell mein Herz schlug. Instinktiv streckte ich meine Hand nach ihm aus und legte sie auf seine Brust. Ich wollte einfach wissen, ob es ihm genauso ging, wie mir.
Tatsächlich schlug auch sein Herz viel schneller, als es für irgendjemanden gesund sein könnte. Um den Moment noch etwas mehr zu genießen, schloss ich meine Augen.

"Du hast keine Ahnung, was du mit mir anstellst, Avery.", raunte er mir leise zu.
Seine warme Stimme verursachte erneut eine Gänsehaut, die sich über meinen gesamten Körper zog. 
Was war das nur zwischen uns?

Ohne jegliche Vorwarnung vergrub er seine Hände in meinen Haaren und zog mich noch ein Stück weiter zu sich heran. Er war mir jetzt so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren konnte und alles in mir sehnte sich danach, die Lücke zwischen unseren Lippen endlich zu verschließen. Glücklicherweise musste ich nicht lange warten, bis ich seinen Mund auf meinem spürte.
Erleichtert stöhnte ich leise auf und schlang meine Hände um seinen Nacken. Ich wollte ihn so nah wie möglich bei mir haben. Ich wollte ihn.
Sanft strich ich mit meiner Zunge an seiner Unterlippe entlang und er öffnete sofort seinen Mund.

Bevor wir den Kuss weiter vertiefen konnten, hörten wir jedoch ein Scheppern aus dem Flur und schreckten sofort auseinander.
Völlig außer Atem stand ich auf und trat ein Stück von Jared zurück. Panisch sah ich ihn an und dann zur Tür. Verdammt, ich war eindeutig zu weit gegangen. Fluchtartig verließ ich das Bad und sah mich um, aber niemand war da. 
Vielleicht kam das Geräusch doch aus einer anderen Wohnung. Erleichtert legte ich mich zurück auf die Couch.

Es wäre schlimm, wenn Sara uns eben gesehen hätte. Sie war immerhin die Einzige hier, die ich annähernd als eine Art Freundin ansah.
Sofort wurde ich von Schuldgefühlen übermannt. Was war ich denn bitte für eine Freundin? Ich habe einfach so, ohne auch nur nachzudenken, mit ihrem festen Freund rumgemacht. Schon wieder.
Auch wenn sie nicht die Art von Freundin für mich war, der ich von allen meinen Problemen erzählen würde: Ich konnte ihr das trotzdem nicht antun. 
Und dann war da auch noch Logan. Ständig beschuldigte er mich, dass ich ihm nicht treu war und was jetzt? Jetzt hatte er tatsächlich Recht. 
Er durfte niemals davon erfahren; ich hatte nämlich keine Ahnung, was dann geschehen würde.

"Avery?", flüsterte Jared, der geräuschlos das Wohnzimmer betreten hatte.
Ich entschied mich dazu, zu tun, als würde ich schlafen, denn ich konnte in diesem Moment einfach nicht mit ihm reden. Durch ihn würde ich nur wieder an meine Schwäche erinnert werden.
Entgegen meiner Erwartung verließ er nicht das Zimmer, sondern kam mit leisen Schritten auf mich zu. Ich spürte seine Anwesenheit, als er direkt neben mir stand, denn mein Herz klopfte wieder wie verrückt.
Da spürte ich seine warmen Lippen auf meiner Stirn und wie er mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr strich. Das half meinem Herzen nicht gerade, dass es sich beruhigte.

"Gute Nacht, Avery."
Das war das Letzte, was ich mitbekam, bevor ich einschlief.

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Heute mal ein etwas kürzeres Kapitel außerhalb der normalen Uploadtage. Ich habe mich übrigens entschieden, um Ostern rum jeden Tag ein Kapitel zu veröffentlichen (also bis Montag) :)




 



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