"Es ist nicht so, wie du denkst..."
"Ach ja? Was denke ich denn deiner Meinung nach?"
"Ähm... Naja, dass ich... "
Er kam mir immer näher.
"Was, Avery?"
"Hör mir doch einfach zu!"
Langsam wurde ich etwas sauer. Er wollte wissen, wer es ist und was wir miteinander zu tun haben, aber ließ mich einfach nicht zu Wort kommen. Logan schien überrascht über meinen kleinen Aufschrei und stoppte sofort in seiner Bewegung. Abwartend verschränkte er daraufhin die Arme vor der Brust und zog seine rechte Augenbraue in die Höhe.
Es wunderte mich etwas, dass seine Wut so schnell verraucht war und er mir tatsächlich zuhören wollte.
"Liam ist ein entfernter Cousin aus Irland.", log ich.
"Er ist nächste Woche beruflich in der Stadt und wir wollten uns treffen."
Ich wollte ihm nicht unbedingt erzählen, dass ich zu einem Psychologen ging. Es war mir peinlich, es überhaupt jemandem zu erzählen, denn das zeigte wieder nur, wie schwach ich war und das ich nicht allein mit meinen Problemen fertig werden konnte.
"So? Dann können wir uns ja gemeinsam mit diesem Cousin treffen, ich würde ihn auch sehr gerne kennenlernen."
Mist. Mist. Mist.
"Klar, ich kann ihn mal fragen, aber ich weiß nicht wie viel Freizeit er hier hat und ob das Treffen überhaupt zustande kommt.", versuchte ich auszuweichen.
Logan schien zu überlegen und kratzte sich dabei am Hinterkopf.
"Naja, ok. Ich will jetzt auch nicht mit dir streiten. Wollen wir essen? Sonst wird es kalt."
Er lächelte mich an und machte eine einladende Geste in Richtung Tisch.
Erleichtert lächelte ich zurück und setzte mich. Ich war mir nicht sicher, ob er mir die Geschichte abgekauft hat, aber solange er sich dafür entschied, wegen der Nachricht nicht auszurasten, war es mir egal.Wir ließen den Abend vor dem Fernseher ausklingen, auch wenn ich nicht wirklich etwas von dem mitbekam, was dort gezeigt wurde. Ich lag in Logans Arme eingekuschelt und blickte ihn zufrieden an.
Das mit Jared würde nicht nochmal passieren, dabei war ich mir sicher. Besonders, da ich jetzt dran erinnert wurde, wie wohl ich mich bei Logan fühlte. Glücklich kuschelte ich mich noch etwas näher an ihn, woraufhin er seine Arme ebenfalls etwas fester um mich schloss und mir einen Kuss auf die Wange gab.
"Magst du Tee, Schatz?"
Begeistert nickte ich. Ich liebte Tee einfach über alles.
"Grünen.", erinnerte ich ihn, während er in die Küche ging.
"Weiß ich doch.", entgegnete er mir zuzwinkernd.Als er wenige Minuten später mit der dampfenden Tasse das Zimmer betrat, wurde ich kurz stutzig. Irgendwie bat er mir in letzter Zeit immer öfter Tee an, früher hat er das nie getan.
Mit einem Schulterzucken verwarf ich den Gedanken und bedankte mich bei Logan.
Ich hatte gerade einmal die halbe Tasse ausgetrunken, als ich plötzlich schläfrig wurde.
"Logan? Wollen wir langsam ins Bett? Ich kann mich kaum noch wach halten. Es war ein anstrengender Tag, ich bin so extrem müde."
Er antwortete nicht, sondern hob mich einfach hoch und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
'Genau, wie es Jared getan hatte.', war mein letzter Gedanke, bevor ich das Land der Träume betrat.Es war ein schöner Sommertag. Die Sonne strahlte hell durch das Dickicht der Bäume. Der gesamte Wald war voller Leben. Auf den Bäumen hüpften Eichhörnchen um die Wette und Vögel trugen Gesangswettbewerbe aus. An meiner Seite war Logan, der meine Hand hielt und mich verliebt ansah.
Ich konnte nicht anders, als stehen zu bleiben und meine Arme um seinen Nacken zu legen. Dann zog ich ihn an mich heran und küsste ihn mit aller Leidenschaft, die ich aufbringen konnte.
"Womit habe ich das denn verdient?", fragte Logan verwundert, als er den Kuss kurz unterbrach.
"Ich liebe dich einfach. Da brauche ich keinen Grund."
Grinsend zog er mich wieder an sich heran und wir vertieften den Kuss. Stöhnend öffnete ich meinen Mund ein Stück, um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Unsere Zungen begannen mieinander zu spielen, während er mich hochhob und somit noch weiter an sich heran drückte.
Viel zu schnell ließ er mich wieder auf den Boden.
"Bin gleich wieder da, Avery. Ich muss nur kurz ein Paar Besorgungen machen", sagte er noch, bwvor er plötzlich verschwunden war.
"Logan? Was für Besorgungen?", schrie ich nach ihm, aber er war wie vom Erdboden veschluckt.
Auf einmal wurde es stockdunkel im Wald und die Tiere, die zuvor noch gespielt hatten waren verschwunden.
"Logan, wo bist du?", rief ich erneut. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Ich war immerhin alleine im Wald, in tiefster Nacht und wusste nicht, wie ich hier jemals herausfinden sollte.
Immer wieder rief ich Logans Namen, aber er tauchte nicht wieder auf. Da hörte ich ein Rascheln und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Plötzlich trat ein riesiger Puma aus einem Gebüsch heraus und setzte zum Sprung an. Mein Gehirn schrie 'Gefahr' und ich begann zu rennen. Ich kam jedoch nicht weit, da ich über eine Baumwurzel stolperte und zu Boden fiel. Ängstlich sah ich der Raubkatze entgegen, die mir - nun mit bedrohlich langsamen Schritten - immer näher kam.
Das Letzte, was ich hörte, bevor sie ihr Maul aufriss und ihre Krallen ausfuhr, war Logans hämisches Gelächter, das durch den dunklen Wald hallte.
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Don't You See?
Teen FictionAverys erstes Jahr am College hat begonnen. Während sich ihre Kommilitonen mit den üblichen Problemen eines Studienanfängers rumschlagen, hat sie ganz andere Sorgen: Logan. Seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar, aber plötzlich verändert er sich...