"Danke Sara, danke für alles!"
Zum Abschied schließe ich sie in meine Arme. Ein Stück hinter ihr steht Jared und sieht mich intensiv an. Den kompletten Morgen über war die Stimmung zwischen uns beiden schon komisch gewesen, da wir nicht wussten, wie wir vor Sara miteinander umgehen sollten.
Aber glücklicherweise schien sie uns heute tatsächlich nicht gesehen zu haben, denn sie war nicht anders, als sonst auch.
"Kein Problem, du kannst immer kommen, wenn was ist."
Als wir beide uns lösten, sah ich ihr kurz in die Augen und dann wieder zu Jared. Da ich es unpassend fand, ihn zum Abschied ebenfalls zu umarmen - zumindest nach heute Nacht - hob ich einfach nur meine Hand und winkte ihm zu, was ihn schmunzeln ließ.
Als ich die Wohnung verließ und auf die Uhr sah, beschleunigte ich meinen Gang, da ich in weniger als einer halben Stunde ein Gespräch mit meinem Professor haben würde, zu dem ich mich selbstverständlich nicht verspäten wollte. Glücklicherweise habe ich die E-Mail heute noch gelesen, denn ich hatte sie eigentlich schon vor einigen Tagen erhalten.Nach etwa einer halben Stunde hatte ich die Uni erreicht, auch wenn ich das letzte Stück sprinten musste, um es noch rechtzeitig zu schaffen.
Schnell lief ich die Treppe hoch und stand wenig später vor seiner Bürotür. Ich versuchte noch meinen Atem zu beruhigen, der nach meinem Lauf natürlich unregelmäßig war und eher einem Hecheln glich, bevor ich an der Tür klopfte.
"Herein.", ertönte es von innen. Professor Simmons saß an seinem Schreibtisch und war gerade dabei etwas aufzuschreiben, als er kurz seinen Kopf hob.
"Ah, Miss Grimes. Setzen sie sich doch. Ich bin gleich so weit."
Ich nickte und ließ mich auf einem der beiden Lederstühle nieder, was mich augenblicklich nervös werden ließ. Genau genommen wusste ich nicht einmal, warum ich hierher kommen sollte. Was würde der Professor von mir wollen?
In dem Moment heftete er die Blätter, die er zuvor beschrieben hatte, in einen Ordner und verschränkte anschließend seine Hände ineinander, bevor er mir seine Aufmerksamkeit schenkte.
"Miss Grimes, letzte Woche erhielt ich eine E-Mail, in der mir berichtet wurde, sie würden unser Projekt nicht ernst nehmen. Eine Person, die gerne anonym bleiben wollte, hat darin geschrieben, dass sie sich noch mit keinen Artikel in das Projekt integriert haben. Sie müssen wissen, besonders mir liegt dieses Projekt am Herzen und ich würde es begrüßen, wenn sich jeder Student mit angemessenem Engagement daran beteiligen würde. Immerhin macht es auch einen Großteil ihrer Gesamtnote aus. Was ist denn das Problem, wenn ich fragen darf?"
Nach seinem Monolog sah er mir tief in die Augen, was mich etwas einschüchterte. Ich hatte dieses Projekt total vergessen, bei all den Problemen die ich in letzter Zeit zu bewältigen hatte, war das Projekt nun wirklich nicht meine Priorität gewesen.
Da ich aber auch Jared ignorierte - und er mich - hatten wir natürlich auch nicht über das Projekt geredet. Und Sara? Einige Male hatte sie mich daran erinnert, dass ich etwas tun sollte, aber es schien sie auch nicht wirklich zu interessieren, was ich tat - oder eben nicht tat. Was sollte ich meinem Professor nun erzählen? Ich entschied mich für eine Halbwahrheit.
"Naja, es gab bei mir einige familiäre Probleme im letzten Monat und somit konnte ich keine Energie für das Projekt aufwenden."
Wissend nickte er kaum merkbar und schien nachzudenken."Nun, da sie im Studium für sich selbst verantwortlich sind und ihnen niemand vorschreiben kann, was sie zu tun oder zu lassen haben, ist das ihre Sache. Wenn sie den Kurs jedoch bestehen wollen, ist es essentiell, dass sie das Projekt erfolgreich abschließen. Da die Person in der E-Mail sehr deutlich wurde, dass die Gruppendynamik mit ihnen leiden würde, sehe ich mich leider dazu gezwungen, sie aus ihrer Gruppe zu entfernen, sodass diese das Projekt ohne sie fertig stellen kann. Sie werden den Kurs dann im nächsten Jahr erneut besuchen müssen."
Ich war sprachlos. Wer sollte ihm denn bitte eine E-Mail schreiben und erzählen, dass ich bis jetzt nichts zum Projekt beigetragen habe? Ich verstand gar nichts mehr. Sein Blick zeigte mir jedoch, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm darüber zu diskutieren, denn seine Entscheidung stand fest.
"Das war dann alles, Miss Grimes."***
"Hey Schatz!"
Sobald Logan seine Wohnungstür geöffnet hatte, hatte er mich schon in eine innige Umarmung gezogen und gab mir einen Kuss auf den Kopf.
"Ich habe dich vermisst, Süße."
"Ich dich auch.", nuschelte ich in seine Brust und schlang meine Arme ebenfalls um seinen Körper.
Langsam löste er die Umarmung, aber nur, um seine Hände in meinen Haaren zu vergraben und mich für einen Kuss an ihn heranzuziehen.
Während der Kuss immer inniger wurde, streiften meine Gedanken wieder zu der SMS mit der Warnung. Sie erschien mir gerade so lächerlich. Jetzt wo ich wieder bei Logan war, konnte ich endlich wieder meine Gedanken ordnen. Es lief so gut, warum sollte ich mich von ihm fernhalten? Wir hatten unsere dunkle Phase, aber das war nun Vergangenheit.
Sanft zog er mich in Richtung Küche, wo er mir einen Stuhl zurechtrückte, damit ich mich setzen konnte.
"Das Essen ist gleich fertig.", informierte er mich und stellte sich an den Herd.
"Was gibt es denn?", fragte ich neugierig.
"Dein Lieblingsessen natürlich. Hühnchen Süß-Sauer."
Sofort floss mir das Wasser im Mund zusammen. Ich legte mein Handy auf dem Tisch ab und beschloss, noch schnell meine Hände waschen zu gehen.
Nachdem das erledigt war, betrachtete ich mich im Spiegel. So glücklich hatte mich mein Spiegelbild lange nicht mehr angeguckt. Ich sah endlich wieder größtenteils sorgenfrei aus und mein Gesicht war komplett verheilt. Alles sprach also dafür, dass es wieder bergauf gehen würde.
Zufrieden verließ ich das Bad und fand Logan vor, der am Esstisch gelehnt stand und mein Handy in seiner Hand hielt."Ähm, was tust du da?"
"Ach, es kam nur eben eine Nachricht und ich habe sie zufällig gesehen."
Da ich nicht wusste, was ich antworten sollte, blieb ich einfach still. Logan legte mein Handy jedoch ruhig auf dem Tisch ab und kam langsam auf mich zu.
"Willst du mir vielleicht etwas mitteilen? Zum Beispiel, wer Liam ist und warum er sich gerne mit dir treffen würde?"
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Don't You See?
Teen FictionAverys erstes Jahr am College hat begonnen. Während sich ihre Kommilitonen mit den üblichen Problemen eines Studienanfängers rumschlagen, hat sie ganz andere Sorgen: Logan. Seit zwei Jahren sind die beiden ein Paar, aber plötzlich verändert er sich...