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Lara lag auf dem Sofa in Cas Wohnzimmer. Supernatural lief und Lara versuchte sich zu entspannen. Jene grüne Decke, unter der sie zusammen geschlafen hatten, als er krank war, lag nun ganz allein über ihr und duftete nach ihm. Cas hatte den Pizzadienst angerufen, werkelte nun in der Küche herum und kam mit einer großen, schwarzen Tasse wieder, aus der es dampfte und nach Zitrone roch.

»Hoffe du magst Zitronentee«, sagte er und setzte sich neben das Sofa. »Meine Mum hat immer welchen gemacht, wenn ich krank war. Jedenfalls in der Zeit bevor ... bevor sie krank wurde.«
»Ja, meine Mum auch. Bevor mein Dad gestorben ist.«
Cas seufzte und lachte dann ironischer Weise. »Wir sind schon am Arsch, was?«
Lara erinnerte sich daran, wie Kyle das zu ihr sagte, damals, als eigentlich noch alles in Ordnung war. Ihr kam ein Gedanke und dieser Gedanke war wie ein Samen, ein Samen aus dem ein Baum erwachsen würde. »Ich habe dich«, sagte sie.
Er lächelte. »Ja, und jetzt habe ich dir Zitronentee gemacht.« Cas rührte mit einem großen, tiefen Löffel in der hellgelben Flüssigkeit herum. Dann führte er ihn an ihre Lippen, als könnte sie nicht selbst trinken. Lara schlürfte das warme, süße Getränk auf. Es fühlte sich gut an, von dem Löffel, in seiner Hand zu trinken, als wäre sie ein kleines Kind. Als dürfte sie eines sein. Nein, das traf es nicht ganz. Es fühlte sich nach mehr an. Als dürfe sie, Lara, ein siebzehnjähriges Mädchen, verwöhnt werden, geliebt werden, von einem Mann, einem wunderschönen Mann, mit schwarzem Haar und blauen Augen an ihrer Seite. Für immer, schoss es ihr durch den Kopf, an seiner Seite.

Cas fütterte sie mit dem Tee, bis nichts mehr außer ein paar Fruchtfleischfetzen übrig waren. Er stellte die Tasse auf den Boden und fing an sie zu küssen. Lara spürte das leichte Kratzen in ihrem Hals und drückte seinen Kopf sanft von ihrem Gesicht weg. »Ich will dich nicht anstecken.«
Cas stöhnte und küsste sie. »Mir so egal«, flüsterte er an ihren Lippen.

»Mir aber nicht ... «, flüsterte sie zurück. Er saugte an ihrer Oberlippe, öffnete ihren Mund mit seiner Zunge, küsste sie. »Mir egal ... « Er atmete schwer. »Ich kann nämlich nicht mehr damit aufhören.« Lara spürte seine warmen Lippen auf ihren. Ihre Hände, als hätten sie ein Eigenleben entwickelt, legten sich an seine Schläfen, halb in den Haaren verschwunden. Cas fing an, an ihrer Unterlippe zu knabbern. Er zog sich ein wenig zurück und schaute sie mit schräggelegten Kopf an. »Ist es schlimm, wenn ich ein wenig ... herumprobiere?«

Lara schüttelte den Kopf. Benebelt von seiner Zärtlichkeit und dem feurigen Drang hinter jedem seiner Küsse. Den selben Drang, der nun auch in ihr hochkam. Lara fuhr mit dem Daumen über seine Oberlippe, küsste sie, legte die Hände auf seine Brust, neigte den Oberkörper und küsste seinen Nacken entlang, bis hoch zu den Ohren. Er stöhnte, nahm ihr Gesicht in beide Hände, zog es zu ihm und küsste sie so lange und innig, ihr wurde schwindelig. In ihrem Unterbauch breitete sich ein süßes Gefühl aus, als würde sich eine Blume langsam entfalten. Ihr Atmen beschleunigte sich und sie tastete mit den Händen nach den Knöpfen seines Hemdes.

Und dann klingelte der verdammte Pizzabote!

Cas zuckte zusammen und ließ sich wie ein nasser Sack auf den Rücken fallen.

»Mein Herz«, keuchte er und richtete sich wieder auf. Seine Lippen waren dunkelrot und die Augen leuchteten. »Ich hoffe du hast Hunger.« Er lächelte schief und ging den Pizzaboten aufmachen.

Lara blieb mit einem Herzen zurück, das ihr buchstäblich bis zum Hals schlug. Sie fuhr sich über die angeschwollenen Lippen und hätte am liebsten einen quietschenden Ton der Freude von sich gegeben – und dann in Ohnmacht fallen, wie in den alten Filmen. Aber dann würde Cas die Pizza ohne sie essen müssen und das konnte sie ihm nicht antun. Grinsend stand sie auf und lief zu Cas in den Flur, der gerade eine riesen Pizzaschachtel entgegennahm. Sie legte den Kopf auf seine Schulter und küsste ihn unter dem Ohr. Der Pizzabote runzelte die Stirn. »Zwölf Euro«, sagte er grinsend.

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