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Am nächsten Vormittag, Samstag, hatte sie Stress mit Susi.
»Hatten wir nicht eine Abmachung, junge Dame?! Und erzähl mir nicht, du wärst bei Kyle gewesen. Sophie hat mitbekommen, wie du mit deinem Freund telefoniert hast.«

Lara warf ihrer Schwester die unschuldig am Tisch saß und mit sich selbst Uno spielte einen finsteren Blick zu. »Du musst Sophie überhaupt nicht anschauen. Mein Gott, Lara. Ich will wissen, wo du dich nachts herumtreibst! Und, du kennst mich. Ich bin die Letzte, die was dagegen hat, wenn du bei ihm schläfst, aber erst, wenn ich ihn gründlicher kenne!«

Lara unterdrückte ein Seufzen. »Cas würde mir nie etwas tun, Susi. Glaub mir.«
»Ist ja schön, wenn du dir da sicher bist. Ich aber nicht. Lara, du bist ein wunderschönes Mädchen. Jemand muss doch auf dich aufpassen. Und was ist, wenn er mit dir schlafen will? Du nimmst die Pille nicht, ja ich weiß, du hast von mir ein Kondom für alle Fälle bekommen, aber das heißt nicht, dass du gleich mit jedem ins Bett sollst.«

»Cas ist nicht jeder«, sagte Lara, spürte wie sie rot wurde und senkte den Blick.
»Wie bitte? Heißt das, du hast bereits ... «

»Uhh ... «, machte Sophie und tat plötzlich unglaublich interessiert.

»Das heißt überhaupt nichts, Susi.« Lara seufzte nun doch. »Weißt du was, ich rufe ihn an und wir laden ihn zum Abendessen ein, was hällst du davon? Dann lernt ihr euch kennen und du merkst, wie gut Cas für mich ist.«

»Na schön!«, feuerte ihr Susi entgegen. »Es gibt Chiliconcarne, heute Abend! Dein Freund mag sowas lieber, sonst ... hach!« Sie schmiss das Küchenhandtuch, welches sie eben noch zum abtrocknen von Geschirr benutzt hatte auf den Boden, verließ die Küche und kurz darauf die Wohnung. Vielleicht wollte sie einkaufen gehen. Susi ging immer einkaufen, wenn sie aufgebracht war oder sie backte und dann konnte man sich mit Muffins und Plätzchen ertränken. Lara setzte sich zu ihrer Schwester, die dämlich grinste und rief bei Cas an.


Cas

Cas stand in seinem kleinen Bad und rasierte sich die kurzen, schwarzen Stoppeln an seinem Kinn ab, die wahrscheinlich niemanden außer ihm auffielen. Er fuhr sich mit dem Handtuch über die Haare, kämmte sie anschließend und putzte sich geschlagene fünf Minuten und siebzehn Sekunden die Zähne. Er holte das gerahmte Bild seiner Mutter im Sommerkleid aus der Küchenschublade und stellte es auf den Schreibtisch im Schlafzimmer. Aus dem, mit Yugiohkarten beklebten Schrank, zog er ein paar Hemden, Jeans und eine Stoffhose, warf sie aufs Bett und starrte sie an. Dann ging er zu dem Bild hinüber und strich über das hübsche Gesicht seiner Mutter. »Ich habe gleich ein Abendessen mit Laras, naja nicht Eltern, aber das nächste, was sie gerade an Familie hat. Mum, was soll ich anziehen? Ehrlich ich verzweifel hier gerade!« Er fuhr sich durch die Haare. »Du würdest mich jetzt wahrscheinlich auslachen, aber das ist mir echt wichtig. Ich meine, Lara, sie ist besonders und ich ... sie ist das Mädchen meiner Träume, Mum. Ich wünschte, du könntest sie kennenlernen. Du würdest sie lieben wie deine eigene Tochter, da bin ich mir sicher. Auf unserer Hochzeit würdest du einen ganzen See weinen. Ich kenn dich doch. Und du würdest ihr Bücher über Babys kaufen und Schnuller schenken, wenn es soweit kommen sollte und sie schwanger wird ... «

Cas schaute auf die Kleidung, die über seinem Bett lag. »Soll ich eine Krawatte tragen? Oder ist das zu formell? ... Ja, das ist eindeutig zu formal! Aber ein Hemd, ein Hemd ist immer gut. Wirkt gepflegt.« Er tigerte zum Bett und hielt zwei Hemden vor sich in die Höhe. »Welche Farbe? Das dunkelblaue, oder das grüne?« Er drehte sich wieder zu dem Bild seiner Mutter. »Das Blaue? Hm ... du hast immer gesagt, das grüne würde meine Augen betonen, aber ich fand immer, darin sah ich aus wie ein Wassermann. Denkst du Lara steht auf Wassermänner, oder diese Susi?« Er lachte nervös und legte das grüne Hemd zurück auf sein Bett. »Ich glaube, ich bleibe bei dem dunkelblauen.« Er zog es sich über und stand nun im Hemd und Boxershorts da. »Okay, jetzt die Hose. Die feine, aus schwarzem Stoff, oder einfach Jeans?« Er schielte zu ihr hinüber. In dem weißen Sommerkleid sah seine Mutter so fröhlich aus. Voller Energie und Leben. »Ich glaube nicht, dass Susi so einen Schnöselfreund gut findet. Ich glaube eine saubere Jeans ohne Löcher reicht sicher aus. Du würdest jetzt sagen, ich soll einfach tragen, in was ich mich wohl fühle. Aber ich glaube in diesem Fall ist das egal. Ich werde mir sowie so total nackt vorkommen. Oh Gott, Mum. Was ist wenn ich anfange zu reden und nicht mehr aufhören kann? Du weißt, ich fange an zu reden, wenn ich nervös bin. Dabei bin ich nicht gut im Reden. Ich rede nicht viel. Ahh!« Cas raufte sich die Haare und lief auf und ab. »Ja, ich weiß ich benehme mich wie ein Mädchen und meine Nachbarn denken sich wahrscheinlich, ich wäre Schizophren geworden. Ach, Mum, ich wünschte du wärst hier, würdest mich an den Schultern packen, mich kräftig rütteln, und mir sagen, ich solle mich gefälligst zusammenreißen und mich beeilen zu meinem Mädchen zu kommen, bevor es warten muss. Mein Mädchen ... « Er lächelte breit. »Sie ist mein Mädchen.« Er schaute in den Spiegel und lachte sich selbst für das dümmliche Grinsen im Gesicht aus. Cas hatte sich schon lange nicht mehr so glücklich gefühlt. Und die Nervosität erfüllte ihn mit Leben, durchzuckte ihn mit Energie und lies ihn sich selbst auf eine Weise spüren, die ihn fast schwerelos machte. »Das nennt man Liebe«, hörte er seine Mutter in seinem Kopf sagen und kurz fühlte es sich so an, als würde sie im Raum stehen und ihren Sohn anerkennend mustern. Ja, Cas sah es fast vor sich, wie sie im Raum stand, die Lippen schürzte, nickte und ihn dann strahlend in die Arme schloss, ob er sich nun dafür zu alt vorkam, oder nicht. Diese Einbildung tat weh im Herz und es würde wohl noch eine sehr lange Zeit vergehen, bis es nicht mehr so schmerzte. Um kurz nach sieben fuhr er los. Er sollte um halbacht da sein und würde zu früh ankommen, aber er wollte auf jeden Fall vermeiden, auch nur eine Minute zu spät zu kommen. Während der Autofahrt versuchte er sich mit ACDC Thunder und Highway to hell abzulenken, aber das funktionierte nicht so recht. Immer wieder dachte er darüber nach, wie der Abend ablaufen könnte, bis er schließlich einfach zu dem Schluss kam, dass er irgendwie ablaufen würde und mit Sicherheit peinliche, glückliche und vielleicht auch traurige Momente beinhalten würde. Schlussendlich kam es nur darauf an, den Abend mit ihr verbringen zu dürfen und das zauberte schon wieder so ein saudämliches Lächeln auf seine Lippen. Er musste das schleunigst unter Kontrolle bringen, bevor er Susi begegnete und aussah wie ein dümmlicher Jüngling. In seinem Magen rumorte es und für einen Moment befürchtete er, das verdorbene Sushi würde ihm immer noch Probleme bereiten, aber dann bemerkte er; er war schlichtweg am verhungern! Ein gutes Omen für einen schönen Abend mit viel Chiliconcarne und Reis. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen und allmählich stellte sich Vorfreude auf den Abend ein.

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