~Kapitel 2~

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Amaya nahm die Personen um sich herum nur schemenhaft war. Ihre Stadt war kaum noch wieder zu erkennen. Häuser wurden bereits zerstört, oder noch von den letzten Flammen verschluckt. Vor Schmerzen wimmernde Kinder und Frauen wurden von ungeduldigen Soldaten aus der Stadt gedrängt.
Amaya war zu schwach um selbst laufen zu können. Ihre Beine konnten sie einfach nicht mehr tragen und so wurde sie auf einen Wagen mit anderen Mädchen ihres Alters getragen.
Dann begann die Reise nach Rom.
Die Straßen waren staubig und die Hitze unerträglich- genauso wie die abwertenden Blicke der römischen Soldaten und das hilflose Gejammer von den anderen Gefangenen.
Viele von ihnen schafften es nicht bis nach Rom.
Sie starben unterwegs und wurden kaltherzig von den Soldaten an den Straßenrand gezogen und dort liegen gelassen.
Amaya hatte in der letzten Zeit so viel Leid erlebt, dass sie diese Szenen gar nicht mehr schockierten und sie nur teilnahmslos zu sah.
In ihr breitete sich eine große Leere und Dunkelheit aus. Sie fühlte sich
stumpf und leblos, so als würde alles an ihr vorbei ziehen und als wäre sie nicht mehr Teil dieser Welt.

Sie überquerten einen Hügel und zum Vorschein kam eine riesige Stadt, die von einer großen Mauer umgeben war, die Kraft und Stärke ausstrahlte.
Amaya wusste nicht wie lange die Reise gedauert hatte, doch vor ihr lag das Ziel.
Schon oft hatte sie etwas von Rom gehört, doch niemals hatte sie sich das 'niemals untergehende Rom' so vorgestellt.
Für Amaya und die anderen Gefangenen war Rom eine komplett neue Welt.
Die gewaltigen Paläste mit den Kuppeln, Theater uns riesige Statuen beeindruckten sie.

Ja die Stadt war schön, aber je länger sie sich darin aufhielt und je weiter sie in die Stadt vordrangen, desto mehr Facetten kamen zum Vorschein.
Durch die Straßen verbreitete sich ein kaum aus zu haltender Gestank aus den öffentlichen Latrinen, hier und dort drängelten sich laute Menschen an die bereits überfüllten Marktstände und an den Straßenrändern warteten Prostetuierte.

Jeder Schritt tiefer in diese Stadt, versetzte Amaya einen Stich ins Herz und verstärkte ihren Wunsch, wieder nach Hause zu können.
Sie schloss ihre Augen und versuchte sich ihre Stadt vor der Belagerung vorzustellen, doch alles was sie sah war Zerstörung, Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit.
Jemand schubste sie und holte sie dadurch wieder in ihre traurige Gegenwart zurück.
,,Los beweg dich! Du hälst alle auf."
Ein Soldat sah wütend auf sie herunter und Amaya gehorchte.

Sie hatte wieder etwas mehr Kraft bekommen durch die Nahrung, die ihr gegeben wurde. Es war nicht viel, aber mehr als alles was sie in den letzten Monaten bei ihr zu Hause gegessen hatte.
Die Gefangenen wurden in einen großen Innenhof geführt und Amaya war froh, dass sie erstmal aus der Öffentlichkeit verschwinden konnte. Die herablassenden Blicke der Römer, die sie die ganze Zeit über im Rücken gespürt hatte, taten weh.

Eine kleine, füllige Frau redete mit einem der Soldaten, der auf Amaya deutete. Dann kam sie auf sie zu, packte sie am Arm und zog sie hinter sich her in ein Zimmer.
,,Wasch dich und zieh dir das Kleid dort drüben an!", die Frau deutete erst auf eine Wanne mit Wasser und dann auf eine Tunika, die über einem Stuhl hing.
Langsam begann Amaya sich zu waschen. Mit dem Schmutz löste sich auch die ganze Anstrengung der letzten Wochen. Dann zog sie sich um und betrachtete sich, in der Zeit wo sie auf die Frau wartete, in einem Spiegel.
Sie konnte sich selbst kaum wieder erkennen. Was war nur aus der selbstbewussten Tochter des reichsten Mannes Armeniens geworden, die so viele Verehrer hatte?
Sie war immernoch viel zu dünn und hatte dadurch auch kaum noch Rundungen. Ihre Haut war blass und ihre Augen hatten ihr ehemals so glückliches Strahlen verloren.
Ihre dunklen Haare waren zwar etwas länger geworden und reichten ihr inzwischen bis zur Hüfte, waren jedoch spröde und ungesund.

Die Tür sprang auf und die Frau kam herein.
,,So schon etwas besser. Jetzt setz dich."
Sie schnitt Amayas Haar so kurz, dass es gerade noch bis zu ihrer Schulter reichte.
,,Naja viel hübscher siehst du jetzt nicht aus, aber wenigstens etwas gepflegter. Jetzt komm mit raus. Draußen warten schon einige Händler, die dich unbedingt sehen möchten."

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt