~Kapitel 32~

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Amaya hatte sich beruhigt und war mit Terras Zimmer fertig, als Lana kam. Sie brachte den Freundinnen das Essen auf ihr Zimmer und durfte dann den Rest des Abends frei haben. Sie ging nach draußen in den Garten um etwas frische Luft zu schnappen. Die Sonne war untergegangen, doch kleine Fakeln am Gehweg zeigten ihr den Weg zur Bank. Sie setzte sich darauf und starrte zu dem Sternenhimmel. Sie glänzten in dem schwarzen Himmel und für kurze Zeit vergaß Amaya ihre Sorgen und die Zeit.
Sie spürte die kühle Nachtluft und genoß den Moment, indem sie für sich sein konnte. Sie hatte lange keinen freien Abend mehr gehabt, doch Terra wollte sie in letzter Zeit immer seltener um sich herum haben. Sie hatte ihr immer Aufgaben gegeben, bei denen sie Amaya nicht sehen musste. Schon war sie in Gedanken wieder bei ihrer Herrin...
Amaya atmete erschöpft aus. Sie vermisste ihr altes unbeschwertes Leben. Fußschritte ließen sie aufschauen und sie sah wie Cornu auf sie zukam. ,,Der Herr Luca lässt dich rufen.", überrascht sah sie Cornu an. ,,Jetzt?", fragte sie ungläubig. Cornu nickte nur und machte Amaya dann etwas Platz, als sie sich erhob und zurück zum Haus ging. ,,Ich habe ihm nichts gesagt, Amaya. Das schwöre ich bei den Göttern! Ich weiß nicht woher er es weiß.", Cornu ging neben ihr her. ,,Ist schon gut, Cornu. Er hat gehört wie wir darüber geredet haben." Amaya hoffte dass Luca sie verstehen würde, doch ihre Hoffnung verflog als sie in sein Zimmer kam und er sie mit einem finsteren Blick anschaute.
,,Lass uns alleine, Cornu." Cornu schloss die Tür hinter sich und ging. Amaya blieb neben der Tür stehen und schaute ihn an. Luca schaute aus dem Fenster nach draußen in den Garten. Von seinem Zimmerfenster aus konnte er den gesamten Garten überblicken. Hatte er sie vorhin vielleicht sogar beobachtet, als sie auf der Bank saß? Sie schob den Gedanken beiseite und wartete.
,,Du weißt was wir Römer mit Christen machen." Sie nickte. Luca drehte sich zu ihr um. ,,Wieso habe ich das Gefühl dass du für deinen Gott sterben würdest?", Amaya musste lächeln. ,,Du hast Recht. Das würde ich tun. Er ist auch für mich gestorben." Spöttisch lachte Luca
auf: ,,Du glaubst also an einen toten Gott?!" - ,,Er hat den Tod überwunden Luca. Jesus ist auferstanden."
Jesus... dieses Wort hallte deutlich in Lucas Ohren wieder. Die Römer hatten ihn kreuzigen lassen, er hatte schon öfter davon gehört. ,,Er starb am Kreuz, Amaya. Ich habe gesehen wie Christen in der Arena gekreuzigt wurden. Das überlebt keiner. Seine Jünger haben ihn gestohlen."
Amaya wurde plötzlich still. Sie wusste dass die Römer und Pharisäer damals versucht hatten, Jesus Auferstehung zu leugnen. Luca und viele andere Menschen früher hatten ihnen tatsächlich geglaubt. ,,Er wurde gesehen, Luca. Lebendig!" - ,,Lügen!"
Amaya war erneut den Tränen nahe: ,,Die Jünger waren verängstigt und verzweifelt. Viele kampferprobte, römische Soldaten bewachten das Grab Jesu auf Anordnung von Pilatus, Luca! Warum hätten sie die Gefahr auf sich nehmen und die Leiche stehlen sollen? Wie hätten sie gegen die römischen Soldaten bestehen können und warum wurden die Jünger dann nicht verhaftet?".
Es wurde still im Raum und Luca schaute sie nachdenklich an. ,,Ich weiß es nicht. Was ich weiß ist, dass wenn du deinen Jesus nicht leugnen wirst, dich dasselbe Schicksal erwarten wird wie ihn." - ,,Ja ich weiß." Luca hatte sie angeschriehen und sein Brustkorb bebte immernoch.
,,Amaya, ich will nicht dass du stirbst. Schon gar nicht den grausamen Tod in der Arena." Sie schaute ihn an.
Sein Gesicht war plötzlich weich und sein Blick sorgenvoll. Amaya vergass in dem Moment, wo er diese Worte ausgesprochen hatte, wer sie war und wer er war. Sie legte ihre Hand an seine Wange und spürte seine Anspannung.
Er nahm ihre Hand und umschloss sie mit seinen großen Händen. ,,Du musst hier weggehen." Dort waren endlich die Worte, die Amaya sich so oft herbei geträumt hatte. Weg aus der Sklaverei und ein Leben in Freiheit genießen. Doch wieso machten seine Worte sie nun so traurig? ,,Ich kann nicht. Deine Schwester lässt mich nicht gehen. Und ich möchte kein Leben führen, bei dem ich ständig Angst haben muss, gefunden zu werden.", Amaya schaute ihm fest in die Augen und er verstand sie. ,,Ich werde keinem etwas sagen. Ich muss morgen wieder für zwei Tage zu einem Geschäftspartner. Wenn ich zurück komme, überlegen wir uns etwas, dass dir deine Sicherheit garantieren wird. Ich werde auf dich aufpassen, Amaya. Versprochen."

Lana ging über den Flur zurück zu Terras Zimmer. Sie hatte Terra gesagt sie würde nur kurz das Bad benutzen, doch sie wollte Luca sehen. Lange genug hatte sie gewartet, dass er sie endlich fragen würde, doch es kam nichts. Jetzt würde sie die ersten Schritte machen, auch wenn sie wusste dass sie ihm deutlich genug gezeigt hatte, was sie für ihn empfindet. Damit, was sie vor seiner Tür hören würde, hatte sie jedoch nicht gerechnet. Eifersucht stieg in ihr hoch. Der begehrteste Mann Roms mochte eine einfache Sklavin? Sie wusste dass Amaya schön war und auch die römischen Männer beeindruckte, doch sie war nur eine Sklavin. Die Art wie fürsorglich er mit ihr geredet hatte, gefiel ihr überhaupt nicht. Sie hatte Amaya zuvor nie als Konkurrenz angesehen, doch sie würde nicht zulassen, dass sie den Mann bekommen würde, den sie liebte. Sie musste sie loswerden.
Ein fieses Grinsen breitete sich auf ihrem Mund aus und ihre Augen fingen an zu leuchten: Mal sehen was Terra dazu sagen würde, wenn sie erfährt dass ihre Sklavin eine Christin ist...

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt