Das Essen zog sich immer länger bis spät in die Nacht hinein. Luca wartete auf den richtigen Augenblick mit der Eigentümerin allein sprechen zu können, doch es schien unmöglich zu sein. Immer wieder wurde sie in neue Gespräche verwickelt und alle Aufmerksamkeit war immer auf sie gerichtet. Luca kreiste mit seinem Finger über den Rand seines geleerten Bechers.
Wie konnte sie nur immernoch freundlich auf all die Geschäftsfragen antworten? Ein Stuhl kratzte über den Boden und Luca schaute von seinem Becher auf. Sie hatte sich erhoben. Die anderen Gäste standen ebenfalls auf und gingen zu ihr hin, doch Luca blieb sitzen. Jetzt reichte sie allen die Hand und verabschiedete sich kurz, aber freundlich. Aurelia sah Luca verständnislos an, als sie an ihm vorbei ging und ihrem Vater folgte um sich zu verabschieden. Mit einer Kopfbewegung deutete sie ihm, sich ebenfalls zu erheben. Fast hätte Luca abwertend aufgelacht. Was erlaubte sich diese Frau eigentlich? Emin wich der neuen Eigentümerin nicht von der Seite und schien Luca zu beobachten.
Für sie war der Abend ein großer Erfolg. Sie wurde als neue Eigentümerin anerkannt und alle Interessenten schienen weiterhin an einer Partnerschaft interessiert zu sein. Du hast noch mindestens zwei Wochen Zeit um mit ihr über ihren Glauben zu reden...
Luca versuchte sich Mut zu machen, aber irgendetwas sagte ihm, dass er sie so schnell nicht wieder zu Gesicht bekommen würde. Die ersten Gäste gingen gut gelaunt zurück auf ihre Zimmer. Erst jetzt stand Luca auf und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Sie verabschiedete gerade als letztes Aurelia und ihren Vater und wünschte ihnen eine angenehme Nacht. Sie schaute ihnen kurz nach und blickte dann zu Luca. Er stand neben dem Tisch an seinem Platz und erwiderte ihren Blick. Seine starken Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt und er sah sie nachdenklich an.
Unsicher biss sich Amaya auf ihre Lippe. Wieso stand er da und blickte sie so an? Jetzt kam er auf sie zu. Seine Augen hatten sie fixiert und vollkommen in seinen Bann gezogen. Wie gut er aussah! Ihre Knie wurden weich und ihr Atem schneller. Am liebsten hätte sie sich gegen seine starke Brust fallen lassen und ihm alles erzählt. Doch Emin hatte recht. Es war zu gefährlich.
Viel näher als sie verkraften konnte, blieb er vor ihr stehen. Seine Augen waren skeptisch und fragend. Als keiner von ihnen beiden etwas sagte, ergiff Emin das Wort: ,,Ich hoffe der Abend hat ihnen gefallen Herr Laterensis." Luca nickte doch er schaute weiterhin auf die Frau vor sich herunter. ,,Danke für Ihr Interesse. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.", Amaya wich einige Schritte von ihm und wollte gehen, doch plötzlich hielt seine warme, starke Hand ihren Arm fest. Erschrocken drehte sie sich zu Luca um. Er ließ sie sofort wieder los und hinterließ eine Gänsehaut auf ihrem Körper. Amaya legte ihre kalte Hand auf die warme Stelle ihres Arms, an der er sie gefasst hatte. ,,Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht grob sein." Er zog seinen Arm zurück. Amaya nickte nur knapp.
,,Ich würde gerne mit Ihnen reden."
Vorsichtig sah sie zu Emin herüber. Sein Blick war warnend und er schüttelte unauffällig den Kopf. ,,Es tut mir leid, dass ich diesen Abend keine Zeit gefunden habe. Sie müssen verstehen, dass ich mich um viele Gäste kümmern muss und daher..." - ,,Es geht um nichts geschäftliches.", Luca unterbrach sie und brachte Amaya dadurch noch mehr durcheinander. Ihre Gedanken kreisten wild durcheinander. ,,Ich bin müde."
Sie rief Selma mit einer Handbewegung zu sich und ging. Sie konnte nicht mehr in seiner Nähe sein. Sie musste einfach hier weg. Nach draußen in die frische Luft. ,,Es geht um Ihren Glauben."
Amaya blieb stehen und Selma sog ängstlich die Luft ein. ,,Bitte."
Wie verzweifelt er klang...
Freude und zugleich Angst durchfuhren Amaya.
Sie hatte ihm immernoch den Rücken zugekehrt. ,,Wie meinen Sie das?", fragte sie und drehte sich langsam um. ,,Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich möchte einfach mehr über Ihren Gott erfahren." Emin legte eine Hand auf Amayas Rücken und versuchte sie weiter zu schieben, doch sie wich nicht von der Stelle. Innerlich kämpfte sie mit ihren Gefühlen und ihrer Vernunft. Ist das dein Wille, Herr? Sie strich Emins Hand ab und ging auf einmal mit einer ungeheuren Kraft auf ihn zu. ,,Möchten Sie spazieren gehen, Herr Laterensis?". Da war es. Lucas Lächeln, nachdem sie sich immer gesehnt hatte. Er wusste dass er gesiegt und sie überredet hatte. ,,Sehr gerne."
Eine angenehme Wäre breitete sich in Amaya aus, als seine Augen wärmer wurden und obwohl es ihre Villa war, ging Luca voraus und sie folgte ihm nach draußen. Es war immernoch dunkel, doch bald würde bereits die Sonne wieder aufgehen. An der untersten Eingangsstufe blieb Luca stehen und wartete auf sie. Amayas Hand ging zu ihrem Schleier hoch um zu sehen, ob er noch richtig saß. Er war nicht verrutscht und bedeckte sie immernoch.
Gut erzogen, bat Luca der Fremden seine Hand bei den Stufen an. Erst schien es so, als würde sie seine Hilfe annehmen wollen. Als würde ihre Hand kurz zucken. Doch dann schüttelte sie den Kopf und ging die Stufen alleine herunter. Neben ihm blieb sie stehen und verschränkte ihre Arme. ,,Ich habe gehört dass Sie eine Christin sind." - ,,Ja, das ist wahr."
Luca blickte zu Boden und ein zartes, schiefes Lächeln kam über seine Lippen.
Kurz hatte er sich in den Erinnerungen an Amaya verloren. ,,Ich würde gerne mehr über Ihren Glauben erfahren."
Stille breitete sich aus. ,,Was genau?", fragte sie schließlich. Luca setzte sich auf eine Stufe stütze sich auf seine Knie.
,,Alles." Amaya lächelte. Oh ja sie liebte diesen Mann! Sie setzte sich in einem großen Abstand neben ihn und schaute nach oben zu dem verblassenden Sternenhimmel. Sie musste lächeln und versuchte ihre Gedanken über ihren großartigen Gott zu sortieren: ,,Ich glaube dass mein Gott mich geschaffen hat. Er ist der Schöpfer dieser Welt und der einzig wahre Gott.
Anfangs war alles gut, aber dann haben wir Menschen gesündigt und dadurch die Beziehung zu unserem Gott kaputt gemacht. Seitdem werden wir von der Sünde beherrscht. Deswegen sandte Gott seinen einzigen Sohn und Jesus kam als Mensch in diese verdorbene Welt. Er rettete sie, indem er den schmerzhaften Tod am Kreuz starb. Für mich. Für dich..."
Sie spürte wie eine Träne über ihre Wange lief und senkte ihren Kopf. Luca hörte ihr aufmerksam zu. ,,Er ist nach drei Tagen auferstanden. Er hat den Tod besiegt und herrscht in Ewigkeit. Er ist mein Richter und mein Anwalt und vergibt mir meine Schuld, wenn ich ihn darum bitte. Jetzt herrscht er in mir. Und ich glaube an ein Leben nach dem Tod und an seine Wiederkunft. Diesmal als König."
Sie atmete aus und schaute ihn vorsichtig von der Seite aus an. Erkannte er sie wirklich nicht?
Luca blickte nachdenklich auf den Boden. ,,Wenn euer Gott so groß ist, wieso hilft er euch nicht? Ihr werdet verfolgt und getötet. Und trotzdem haltet ihr Christen an ihm fest, bis zu eurem Tod." - ,,Weil das Leben erst mit dem Tod beginnt."
Sie war sich nicht sicher, ob er sie verstanden hatte. ,,Ich kann nicht an einen Gott glauben, den ich nicht sehe und der sich nicht zeigt. Die römischen Götter stehen wenigstens stolz in ihren goldenen Tempeln und passen auf uns auf. Sie wissen wie wohlhabend Rom ist. Das verdanken wir unseren Göttern."
Amaya schmunzelte traurig: ,,Manchmal halten wir etwas für lebendig, was eigentlich tot ist. Oder wir halten etwas für tot, was eigentlich lebendig ist..."
Noch ahnte Luca nicht, dass sie hierbei nicht mehr nur von ihrem Gott sprach, aber wie konnte er auch?
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Amaya: Eine Sklavin Rom's
Romance(abgeschlossen) Amaya war einst eine einflussreiche Frau in ihrem Land bis dieses von den Römern erobert wurde. Nun muss sie sich in der Rolle einer unbedeutenden Sklavin zurecht finden und ihr neues Leben akzeptieren. Dabei schwebt sie ständig in L...
