~Kapitel 11~

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Endlich konnte Amaya dem Gelächter und der Demütigung entfliehen. Sie stellte das Tablett ab und fuhr sich über das Gesicht. Ein paar andere Sklaven unterbrachen ihre Arbeit und flüsterten ihr aufmunternde Worte zu.
,,Der Abend geht auch vorbei. Du wirst dich dran gewöhnen."
Doch Amaya wollte sich nicht daran gewöhnen. Sie wollte sich so etwas auch nicht gefallen lassen.
Dieses Mädchen war unmöglich, unfreundlich und verwöhnt. Sie hatte sie vor allen Gästen und ihren Bruder bloß gestellt. Als wäre Amaya sich nicht ihrer Position bewusst,- musste sie unbedingt nochmal betonen wie wertlos sie sei...
Eine Träne rollte über ihre Wange.
Vor ihren Augen sah sie das Gesicht ihrer verstorbenen Mutter und die Trauer kam wieder in ihr hoch.
Sie hatte alles verloren. Die Römerin hatte recht. Anfangs hatte Amaya noch das Gefühl es könnte wie früher werden. Sie würde schöne Kleider auf Festen tragen und mit jungen Männern tanzen können, doch ihre Worte hatten sie schlagartig in die Realität zurück geholt.
Es würde niemals so werden wie früher.
Sie betete um Kraft und Geduld und fuhr sich kurz über die nassen Wangen, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte und den anderen Sklaven in der Küche half.

Das Lachen in dem Saal verstummte und die Gäste wandten sich wieder unterschiedlichen Gesprächspartnern zu.
Terra und ihre Freundinnen redeten über die letzten Spiele im Collosseum und ihren Lieblingsgladiatoren.
Luca stand auf und ging etwas an die frische Luft. Er hatte immernoch ihr verletztes Gesicht ganz klar vor Augen und musste unbedingt  andere Gedanken kommen.
Terra hatte recht: sie war eine wertlose Sklavin. Er durfte sich nicht in sie verlieben.
Vor nur ein paar Jahren, als Armenien und Rom noch nicht im Krieg waren, hätte sein Vater einer Heirat mit einer so einflussreichen, armenischen Frau wahrscheinlich befürwortet. Doch jetzt war es unvorstellbar.
Er lehnte sich an das Geländer und betrachtete den Springbrunnen im Garten. Es war bereits dunkel und die ersten Sterne zierten den Himmel um den Mond.
Er betete zu Luna, seiner Göttin des Mondes, dann zu Amor, seinem Gott der Liebe, damit er sich nicht in die Sklavin verlieben würde.
Die Nacht war still und wiedermal erhielt er keine Antwort von seinen Göttern. Sie hatten ihn jedoch gehört,- da war er sich sicher...

Terra hörte ihren Freundinnen nach wenigen Minuten gar nicht mehr zu. Ihre Gedanken kreisten sich um die schöne Sklavin. Wie eifersüchtig ihre Freundinnen auf Nila waren und wie sehr ihre Sklavin geschätzt wurde unter den Gästen. Fast jeder Römer hatte ihr hinterher geschaut und sie angestarrt, wie normalerweise nur die schönsten Römerinnen angesehen wurden.
Sogar ihr Bruder hatte sie angeschaut. Sein Blick war Terra nicht entgangen, selbst wenn er versucht hatte gleichgültig auszusehen.
Sie musste diese Sklavin zurück haben.
Hatte ihr Vater sie nicht für sie gekauft und nur vorübergehend erstmal zu ihrer Tante gegeben?
Amaya gehörte eigentlich ihr und deswegen konnte sie sich ihre Sklaven zurück holen, wann sie wollte.
Sie entschuldigte sich kurz bei ihren Freundinnen und stand auf. Sie ging zu ihrem Vater, der sich gerade mit einem seiner Geschäftspartener unterhielt.
,,Hast du kurz Zeit Vater?", sagte sie und hackte sich bei ihm unter.
Er nickte und der Geschäftspartner verstand sofort und ließ beide allein.
,,Was hast du Terra? Ist alles in Ordnung?", besorgt schaute ihr Vater seine Tochter an.
,,Ich denke es ist Zeit für die Sklavin wieder zu ihrer rechtmäßigen Besitzerin zurück zu kehren."
Verständnislos trank ihr Vater einen Schluck Wein.
,,Amaya ist doch bei ihrer Besitzerin. Du wolltest sie nicht und ich habe sie meiner Schwester gegeben." -
,,Eben! Ich wollte sie nicht. Und du hast sie Nila gegeben bis ich sie möchte. Und dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen. Ich will sie zurück!".
Terra versuchte eine ruhige Stimme zu bewahren.
,,Ich kann sie doch nicht einfach meiner Schwester wieder weg nehmen. Außerdem wäre der ständige Wechsel auch nicht gut für Amaya und ich glaube sie fühlt sich bei deiner Tante sehr wohl."
- ,,Es wäre nur noch ein Wechsel und seit wann interessieren wir uns für die Gefühle einer Sklavin? Sie wird gefälligst das tun was ihr befohlen wird!".
Nila hatte das Gespräch mitbekommen und trat zu ihrem Bruder hinzu.
,,Ist alles in Ordnung?", fragte sie ihn und er nickte.
Terra jedoch übernahm sofort das Wort.
,,Nein nicht ganz. Ich hätte Amaya gerne zurück."
Erschrocken sah Nila ihre Nichte an.
,,Ich dachte du wolltest sie nicht?" -
,,Jetzt schon." - ,,Aber Amaya ist wie eine Tochter für mich. Und ihr gefällt es hier denke ich."
Terra achtete nicht auf die Argumente ihrer Tante.
,,Mein Vater hat sie bezahlt und mir geschenkt. Sie gehört mir, Nila." -
,,Ich bezahle sie dir Terra. Du kriegst das Doppelte an Sesterzen! Bitte lass sie hier."
Das traurige Gesicht ihrer Tante, hätte Terra fast nachgeben lassen.
Doch schnell fing sie sich wieder und dachte an die Bewunderung, der Römer die ihr zustehen könnte.
,,Es tut mir leid, ich will dein Geld nicht. Ich will meine Sklavin und ich nehme sie heute noch mit."

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt