~Kapitel 19~

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Nila blieb bis zum Abend und der kam viel schneller als erwartet.
Die Sonne verschwand hinter den Hügeln und langsam trat die Dämmerung ein.
Nila wurde an der Tür von allen verabschiedet und Amaya konnte ihre Tränen nur mit aller Mühe zurück halten.
Die Tür wurde Nila geöffnet und Luca stand plötzlich davor, der gerade ins Haus treten wollte.
Er schaute seine Tante erst überrascht an, dann trat ein herzliches Lächeln über sein Gesicht und er schloss sie liebevoll in die Arme. Amayas Herz wurde bei dem Anblick ganz weich und sie wünschte sich, dass sie jetzt auch in seinen Armen liegen würde.
,,Du kommst leider spät Luca. Ich muss schon gehen. Aber komm mich doch demnächst besuchen und bring mir Amaya mit."
Luca versprach es ihr und grinste Amaya zu, die schüchtern daneben stand und sein Lächeln erwiderte.
Dann verschwand Nila aus dem Haus und die schwere Tür fiel quietschend mit einem dumpfen Schlag zu.
Die dunkle Leere blieb zurück und hielt Amaya gefangen.
Unbewusst fing sie leicht an zu zittern und schlang ihre Arme um ihren Köper.
Luca beobachtete sie und kam auf sie zu, als der Rest seiner Familie ins Esszimmer ging.
,,Geht es dir nicht gut?", fragte er und legte seine warme Hand an ihre Stirn.
,,Doch Herr." - ,,Du bist müde. Geh und leg dich etwas hin."
Sie wollte ihm widersprechen und zu ihrer Herrin gehen, doch ihr fehlte aufeinmal die Kraft. Ja sie war wirklich müde.
,,Ich sage Terra bescheid." Luca sah ihr kurz nach, wie sie die Treppe hoch ging und folgte seinem Vater und seiner Schwester dann ins Esszimmer.
Terra erwartete sie schon und schaute sich fragend um, als Luca alleine ins Esszimmer kam.
,,Wo ist Amaya?", fragte sie ungeduldig.
,,Ich habe ihr gesagt sie soll sich hinlegen. Sie ist sehr erschöpft. Du solltest besser auf deine Sklaven achten, Terra." - ,,Du hattest kein Recht dazu. Sie ist meine Sklavin. Und ich habe sie bestimmt nicht überanstrengt. Alle Sklaven arbeiten so lange wie Amaya- manche auch länger!".
Luca wusste dass es zwecklos war mit seiner Schwester zu diskutieren.
,,Du weißt das Amaya ein anderes Leben gewohnt ist. Achte einfach auf sie. Und jetzt Schluss. Ich habe heute keine Lust mit dir zu diskutieren."
Terra wollte ihm widersprechen, aber sie wusste dass er sie zum Schweigen zwang. Und in Rom musste sie sich den Männern ihrer Familie unterordnen.
Egal wie viel sie ihrem Bruder noch sagen wollte, sie schluckte diese Worte wütend herunter.
Sie würde sich nicht mit ihm anlegen und schon gar nicht, wenn es nur um eine unbedeutende Sklavin ging...

Am nächsten Morgen wachte Terra früh auf. Heute war es soweit. Der Tag an dem Tristan, ihr Lieblingsgladiator, bei einem Fest in der Stadt sein würde. Es würde ein großes Schauspiel vor den Spielen in zwei Tagen sein und jeder Gladiator würde sich von seiner besten Seite präsentieren.
Aufgeregt machte sie sich fertig und kramte dann die neue Tunika heraus, die sie für Amaya gekauft hatte.
Ihre Sklavin sollte die Schönste heute Abend sein und viele Römer hatten sie noch nicht gesehen und erwarteten sie voller Vorfreude.
Sie fand Amaya wie gewohnt beim Eindecken des Tisches für das Frühstück und hielt ihr das neue Kleid hin.
,,Zieh das heute Abend an. Ich werde hohe Erwartungen an dich haben und hoffe dass du sie erfüllen wirst!".
,,Was ist denn heute Abend?", Terras Vater kam gerade ins Zimmer herein und stellte die Frage, die Amaya sich auch gerade stellte.
,,Das Stadtfest." - ,,Du gehst da nicht hin, Terra. Es ist nichts für junge Mädchen."
Terra verschränkte bockig ihre Arme vor ihrer Brust.
,,Alle gehen hin. Ich gehe auch nicht alleine. Amaya kommt mit."
Nathan schüttelte mit dem Kopf und setzte sich hin.
,,Vater bitte! Ich bin zurück wenn es dunkel wird. Und ich werde keinen Wein trinken."
Amaya stand unsicher an der Seite. Das wunderschöne Kleid hielt sie in ihrer Hand.
Sie wollte nicht auf das römische Fest gehen und hoffte dass Nathan bei seiner Meinung bleiben würde.
Er blieb sturr. Egal wie sehr Terra ihn anflehte er ließ sie nicht auf dieses Fest gehen und Amaya war sich sicher dass er seine Gründe hatte.
Luca kam ebenfalls ins Zimmer und küsste seine, jetzt weinende, Schwester auf die Stirn.
,,Was hast du jetzt wieder?", fragte er, mehr schon aus Gewohnheit, und setzte sich neben seinen Vater.
,,Vater lässte mich nicht auf das Fest gehen!" - ,,Das ist heute?"
Hoffnung keimte in Terras Augen auf.
,,Ja! Gehst du auch hin, Luca?" - ,,Nein, ich habe keine Zeit. Und du solltest auch nicht hingehen."
,,Ihr habt euch gegen mich verschworen!"
Terra rannte weinend aus dem Zimmer.
Amaya war erleichtert nicht auf das Fest gehen zu müssen und folgte ihrer Herrin, um ihr das Kleid zurück zu geben.
Sie betrat Terras Zimmer und fand sie vor ihrem Kosmetisch.
,,Ihr Kleid, Herrin."
Sie schaute Amaya im Spiegel aus an und hielt ihre Haare hoch, um zu schauen wie ihr eine Frisur stehen würde.
,,Zieh es an." - ,,Aber Herrin das kann ich nicht annehmen. Es wäre viel zu schade um es bei den Hausarbeiten zu tragen."
Terra ließ ihre Haare fallen und drehte sich um.
,,Du wirst es nicht bei den Hausarbeiten tragen, Amaya. Du wirst es zum Fest anziehen."
Verwirrt sah sie ihre Herrin an.
,,Wir gehen trotzdem zum Fest, Amaya. Zu lange habe ich auf diesen Tag gewartet, um ihn mir jetzt kaputt machen zu lassen. Vater und Luca werden nichts davon erfahren, verstanden?!".
Angst überkam Amaya und sie nickte.
Zufrieden drehte Terra sich wieder um.
,,Wir gehen wenn es anfängt dunkel zu werden und geben vor, schlafen gegangen zu sein."
Amaya fühlte sich unwohl dabei, aber was blieb ihr anderes übrig, als den Befehl ihrer Herrin auszuführen?

Amaya: Eine Sklavin Rom'sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt